Das Karrieremacherbuch
Karriereleiter ist zusammengebrochen
Das heutige Karrieredenken passt folglich nicht mit der Arbeitsmarktentwicklung zusammen.
Projektmanager ersetzen Führungskräfte
Echte Führungspositionen schmelzen dahin wie das Eis der Antarktis. Jetzt schon und erst recht in Zukunft wird es um die Übernahme von Verantwortung, Selbstständigkeit und Fachwissen gehen, aber weniger um das Einnehmen einer bestimmten Ebene in der Hierarchie. Hierarchien brechen zusammen. Das zeichnet sich seit längerem ab. Schon vor der derzeitigen Umstrukturierungswelle in den Konzernen durch die Wirtschaftskrise brachen die mittleren Stufen der Karriereleitern zusammen. In den 1990er-Jahren zog das Lean Management in die Konzerne ein und »entschlackte« sie von der mittleren Führungsebene. Mehr und mehr übernahmen Fachkräfte verantwortungsvolle Koordinations-, also Managementaufgaben. Auch sie heißen vielfach noch »Manager«, so dass nach außen die Illusion von Führung gewahrt bleibt. Doch hinter schätzungsweise 90 Prozent aller Managertitel steckt kein Manager in unserem Verständnis, sondern eine Fachkraft. Die Unternehmen ködern mit den Titeln ihre Mitarbeiter, die sich daran festhalten. Dem Institut für Arbeitsmarktforschung sind 7 bis 8 Prozent Führungskräfte bekannt. 31 Indes wird dabei jeder Filialleiter eines Lebensmittelmarkts mit fünf Angestellten mitgezählt. Maximal 5 Prozent aller Stellen in einem Unternehmen sind heute echte Führungspositionen, rechnet dagegen Management-Guru Friedemann Malik. 32
»Lean Management« ist seit einigen Jahren ein tabuisierter Begriff, der nicht in die Öffentlichkeit getragen werden soll. Genauso verboten scheint es, den in den letzten Jahren vollzogenen Abbau zu benennen oder gar Zahlen dafür anzuführen. Es gibt keine Untersuchungen darüber, wie viele Führungspositionen in den letzten Jahren verloren gegangen sind. Karriereexperten belegen aber, dass im Verhältnis weit mehr Führungspositionen abgebaut worden sind als Fachaufgaben.
Parallel zum Abbau der formalen Führung eroberte ein neuer Begriff die Stellenmärkte: Projektmanager. Projektmanagement steht in engem Zusammenhang mit dem Trend zum Lean Management. Projektmanagement ist eine Methode, um Unternehmen schlank und flexibel zu halten. Dies wird gerne betont. Was verschwiegen wird, ist jedoch, dass Projektmanagement auch eine Methode ist, um formale Führung zu vermeiden.
Projektmanager ist keine Führungsposition auf einer Karriereleiter. Dies wird in den Unternehmen gerne anders kolportiert, weil keiner sich traut, auszusprechen, dass das Stufensystem der Karriereleiter out ist. Alteingesessene Führungskräfte wollen das genauso ungern hören wie Berufseinsteiger. Es stellt neue Ansprüche an die Personalentwicklung, weil es bedeutet, dass man Menschen etwas anderes bieten muss als den mit hierarchischem Aufstieg verbundenen Status, der in den Köpfen verankert ist.
In ihrer Not, den Aufstiegsorientierten etwas bieten zu müssen, zählen Unternehmen aber lieber Berater und Projektmanager zu den Führungskräften und nennen auch Spezialisten Manager – anstatt neue Konzepte zu entwickeln und die Wahrheit zu sagen: Es könnte sein, dass 2025 die meisten von Ihnen gar keine Führungsposition im früheren Verständnis mehr haben werden.
Weg mit dem Sicherheitsdenken
Mit der Karriere ist es anders, als Sie denken. Wenn Sie morgen mitmischen wollen, hören Sie besser nicht auf Mitstudie- rende (die nur ihren eigenen Ausschnitt des Lebens kennen und vom traditionellen Karrieredenken geprägt sind), schlaue Professoren (die die Konzerne meist nur aus ihren Fallstudien kennen), Medien (die oft äußerst traditionell hierarchisch strukturiert sind und deren Anzeigenkunden Konzerne sind, weshalb man gern für sie wirbt) und Eltern (deren Karrierebild, wie wir später noch mal genauer sehen werden, geprägt ist von der eigenen Angst um den Arbeitsplatz). Besser ist es, sich nicht allzusehr an Jobs festzuklammern. Wer keine Angst hat, sieht Chancen und wird nicht vom Risikodenken und der Lebenslaufkrankheit lahmgelegt.
DER KARRIEREMACHER-TIPP
Bauen Sie nicht auf alte Aufstiegsregeln. Es ist schön, weiterzukommen und sich zu entwickeln, aber das alte Karriereleiter-Korsett engt nur ein. Wenn Sie in einer Position genug gelernt und erfahren haben: Fragen Sie sich: Was interessiert mich als Nächstes, was fehlt mir noch persönlich und fachlich, welche Erfahrung möchte ich gern machen? Finden Sie so Ihre Ziele und
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