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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svenja Hofert
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geschuldet, die schneller ist, als Konzerne sich verändern können. Sie sind den Aktionären geschuldet, die auch nach der Finanzkrise immer nach Gewinn streben werden.
    Schreckensstarre in Konzernen
    Die Wirtschaftskrise verschont erst recht keinen Konzern von der Veränderung. Alle müssen sich, wieder einmal, einem Riesenproblem stellen: ihrer eigenen Schwerfälligkeit. Eine ganz wesentliche Ursache für diese mangelnde Flexibilität sind dabei die in vielen Jahren eingezogenen Hierarchien. Je mehr Ebenen es gibt, desto schwieriger wird Veränderung. Dies lässt sich mit einem riesigen Dampfer vergleichen, der langsam und schwerfällig durch die bewegte globalisierte Welt tuckert. Er hat mindestens fünf Etagen, und bis man ganz oben beim Kapi tän angelangt ist, läuft man gut zehn Kilometer. Mit mehrstöckigen Dampfern schneller zu sein als die Konkurrenz ist unmöglich. Dampferunternehmen sind deshalb die Verlierer im internationalen Wettbewerb. Das weiß jeder, also baut man sie um.
    Das Bild vom Dampfer stammt von dem Vorstand des internationalen Konzerns Universe, dessen Namen ich aus Gründen des Informantenschutzes verändert habe. Dieser Konzern kündigte im Frühjahr 2009 an, dass er den unbeweglichen Dampfer in mehrere Schnellboote umbauen wolle. Dieser so plakativ angekündigte Strategiewechsel wird viele Arbeitsplätze kosten. Auch hierarchische Ebenen sollen wegfallen, Führungskräfte ihrer Mitarbeiter beraubt und auf eine normale Angestelltenfunktion zurückgestuft werden. Die Positionen, auf die zahlreiche junge Mitarbeiter und Trainees, die auf die Lebensstellung gesetzt haben, gewartet haben, gibt es dann nicht mehr. Diejenigen, die bleiben können, müssen erkennen, dass ihr bisheriger Plan der geregelten Karriere nicht aufgeht.
    Deshalb sind sie geschockt von der Nachricht. Mitarbeiter des Konzerns erzählen mir von einer regelrechten Schreckensstarre, die alle erfasst hat. Ich höre von Psychologen und Ärzten, dass die Praxen 2009 mit Konzernmitarbeitern so voll sind wie nie zuvor – und das zu einem Zeitpunkt, als es noch gar keine großen Abbaumaßnahmen gegeben hat.
    Sicherheitsdenken macht unselbstständig
    Schreckensstarre tritt ein, wenn die eigene Planung zusammenbricht. Die Menschen, die bei diesem Konzern unterzeichneten, setzten auf den garantierten Aufstieg. Doch dort, wo früher Sicherheit vermutet wurde, wo sie in den Karrierezeiten meiner Eltern auch war, ist sie heute nicht mehr. Gerade die jungen Mitarbeiter sind irritiert, weil sie damit rechneten, länger bleiben oder mindestens die obligatorischen ersten zwei Karrierejahre an Bord verbringen zu können. Universe pflegte eine Tradition interner Karrieren. Universe versprach eine lange Jobbeziehung. Daran glaubte die Personalabteilung, davon waren die Führungskräfte überzeugt. Schließlich sind alle unter den alten Regeln groß geworden. Diese Orientierung an alten Regeln ist allerdings unter den neuen Bedingungen kontraproduktiv: Wer einen Dampfer gewöhnt ist, verwechselt bei der erzwungenen Veränderung leicht das Schnell- mit dem Rettungsboot. Das sicherheitsorientierte Denken bleibt das alte – so lange, bis man aus dem Rettungsboot rausfällt und lernt, selbst zu schwimmen.
    Die Suche nach einer geregelten beruflichen Entwicklung, die einer Aufzucht gleicht, ist das Problem, das Erfolg verhindert. Sie erzieht unselbstständige, auf Pöstchen und Positiönchen fixierte Career Worker. Sie produziert sicherheitsorientierte Menschen, die manchmal erst in den Konzernen vom Dampfer gestoßen werden müssen, um eine Ahnung davon zu bekommen, dass Beweglichkeit und Unternehmertum in eigener Sache jene Soft Skills sind, die ihnen selbst am allermeisten nutzen. Die letztendlich und auf Dauer wichtiger sind als Noten, Auslandserfahrung und Chinesisch als Fremdsprache.
    Wer Angst hat, sucht nach Sicherheit bei jenen Modellen, die andere, etwa Eltern oder Medien, ihm als richtig und erstrebenswert präsentieren. Wer Angst hat, scheut mutige Schritte. Wer Angst hat, wird ein Career Worker oder bekommt die Lebenslaufkrankheit. Entweder schon vor dem Berufseintritt oder danach, wenn in den ersten Berufsjahren so etwas passiert wie bei Universe, dem Konzerndampfer, der zu Schnellbooten mutieren will. Die Wahrheit ist: Unselbstständige Menschen, die sich an ihrem Sessel festkrallten und versorgt werden wollten, konnten bis in die 1990er-Jahre mit einer Kaminkarriere erfolgreich sein. Heute und morgen nicht mehr.
Die

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