Das Karrieremacherbuch
dagegen ist, dass gute, ergo leistungsfähige Mitarbeiter automatisch befördert werden. Das war früher so. Da waren gute Mitarbeiter der Nachschub für den Kamin, in dem sie Karriere machen sollten. Gute Mitarbeiter sind nämlich oft fleißige Career Worker, vor allem am Anfang ihrer Berufslaufbahn. Bleiben sie zu lange auf einer Position, summen sie entweder ewig weiter als fleißige Bienchen, oder sie werden bequem und entwickeln sich zum selbstbewussten Platzhirsch mit Anspruchsdenken. Als fleißige Bienchen wurden sie früher befördert, damit sie fleißig bleiben. Als selbstbewusster Platzhirsch wurden sie befördert, damit sie weiter motiviert sind und ihre Netzwerke nutzen. Allerdings: Beide Typen sind nicht geeignet für eine Führungslaufbahn (dazu später), und diese Erkenntnis setzt sich auch langsam durch. Beide Typen haben zudem ein erhöhtes Arbeitsplatzverlustrisiko: Fleißige Career Worker tauscht man aus, wenn sie Platzhirsch werden und eine Umstrukturierungsmaßnahme das Revier neu aufteilt. Über fleißige Bienchen halten Chefs oft ihre Hand. Aber auch nur so lange, wie es keinen Nachschub gibt durch Jüngere, die noch motivierter sind oder weniger Geld wollen.
Nicht mehr wahr ist auch, dass es ein Indiz für einen schlechten Mitarbeiter ist, wenn jemand die Abteilung gewechselt hat. Eine solche Rotation schadet nicht – im Gegenteil: Gute Mitarbeiter nutzen die Chance zur Rotation und erweitern damit ihre Kompetenz. Vorher sollten sie sich allerdings überlegen, welche Rolle sie in der Karrierewelt der Zukunft spielen wollen.
2. Schlechten Mitarbeitern wird gekündigt. Sozialpläne waren immer nur fürs Papier und den Betriebsrat gut. Die meisten Unternehmen versuchen vor allem, Underperformer und ältere Mitarbeiter loszuwerden.
Wahrheitsgehalt: 0 %
Die Tatsache, dass ein Mitarbeiter entlassen worden ist, vielleicht sogar zwei oder drei Mal, liefert nicht das geringste Indiz für oder gegen seine Qualität. Jeden Tag werden 30 000 Kündigungen ausgesprochen und ebenso viele Mitarbeiter eingestellt, ermittelte das Institut für Arbeitsmarktforschung IAB im Mai 2009. 38 Die Dynamik des Arbeitsmarktes werde vielfach unterschätzt, bemerken die Experten. In der Krise genauso wie in guten Zeiten. Nur dass in der Krise mehr Mitarbeitern gekündigt wird, während in guten Zeiten viele Mitarbeiter selbst kündigen, um sich anderswo zu verbessern.
Last in, first out
Es geht bei Kündigungen auch nicht mehr darum, ältere Mitarbeiter oder Underperformer loszuwerden. Es gibt derzeit nur noch wenig Spielraum bei den älteren Mitarbeitern, weil viele bereits in früheren Abbauphasen gehen mussten. Zudem sind Sozialpläne durchaus bindend, was leider oft gerade für die jungen Angestellten das »Aus« bedeutet. Das »Lastin-first-out«-Prinzip trifft ebenfalls eher Berufseinsteiger. Hinzu kommt, dass vielfach befristete Verträge nicht verlängert, alle Mitarbeiter in der Probezeit gekündigt oder nach dem üblicherweise befristeten Trainee-Programm oder dualer Ausbildung nicht übernommen werden. All dies führt dazu, dass es wirklich jeden treffen kann, völlig unabhängig von seiner Leistung.
Manchmal sind gekündigte sogar die besseren Mitarbeiter. Oft bieten Unternehmen Anreize, damit sich ein Teil der Belegschaft freiwillig verabschiedet. Fast immer nehmen gerade leistungsstarke und erfolgreiche Mitarbeiter diese Anreize an, Optimisten, die von sich selbst überzeugt sind. Diese Mitarbeiter sind sich sicher, dass sie leicht etwas anderes finden können. Und diese Einstellung ist eine der besten Voraussetzungen für Bewerbungserfolg, denn so geht man entspannt und überzeugend in Gespräche.
3. Wer es mit 40 nicht auf eine höhere Position geschafft hat, wird nie Karriere machen.
Wahrheitsgehalt: 5 %
Dieses Karrieregesetz stimmt nur noch bei einigen wenigen, konservativ geprägten Unternehmen, denn eine Kaminkarriere schafft man nicht von heute auf morgen ab. In Zukunft wird es zum Beispiel so sein, dass Positionen mit Führung und ohne Führung sich abwechseln werden. Es wird Spezialisten-Karrieren geben, in denen die Menschen sehr viel mehr Geld verdienen als mit Führung. Viele Menschen werden künftig mehrmals in ihrem Leben neu durchstarten. Schon jetzt absolvieren einige 40- oder 50-Jährige ein Zweitstudium, dieser Trend wird zunehmen. Und mit ihm die Buntheit im Lebenslauf und der Positionen. Das häufigere Wechseln hält geistig fit – auch das macht Veränderungen und persönliche
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