Das Karrieremacherbuch
gleichberechtigt zu den Unternehmensbereichen Marketing, Vertrieb, Finanzen, IT und Logistik sowie Produktion. Vielleicht moderieren sie Veranstaltungen, informieren die Belegschaft oder die Öffentlichkeit, vielleicht halten sie ein Team zusammen oder sind für Kundenzufriedenheit zuständig. Mit einer gewissen Lebenserfahrung im CV-Koffer sind sie es, die Entscheidungen des Top-Managements kommunizieren. Als »Leader« sind sie ein Typ von Führungskraft, der seinen Fokus weniger auf die Organisation des Bereichs oder Unternehmens als vielmehr auf die kommunikative Führung von Mitarbeitern legt.
Den Kommunikator als Jobtitel gibt es derzeit nur in Ausnahmen. Immer öfter werden allerdings angestellte Coachs oder Moderatoren gesucht sowie die oben erwähnten Prozessbegleiter, die ebenfalls dieser Gruppe zugehören. Eine stark kommunikationsorientierte Position in Unternehmen wird oft mangels anderer Alternativen als »Referent irgendwas« bezeichnet, wobei Referent unterschiedlich genutzt wird. In der Politik bezeichnet es eine Bereichszuständigkeit. In Unternehmen ist das ähnlich: Hier ist der Referent ein für ein bestimmtes Thema zuständiger Sachbearbeiter mit akademischem Hintergrund. Auch Spezialisten können als Referenten bezeichnet werden. Und Kommunikatoren als Spezialisten – für Kommunikation. Sie sehen, dass Jobtitel verhältnismäßig wenig über den eigentlichen Inhalt der Arbeit aussagen. Es gilt also, sich die Aufgaben einer Stelle genau durchzulesen. Titel sind Schall und Rauch.
Noch haben Unternehmen nur erkannt, dass Kommunikation nicht nur zur Kundenbindung und -gewinnung im Vertrieb sowie zu PR- und Marketingzwecken notwendig ist, sondern auch in jedem Team. Dort wird die Rolle des Kommunikators im Moment noch dem Projektmanager zugeschrieben. Kommunikatoren setzen Unternehmen derzeit eher informell ein, beispielsweise wenn sie erkennen, dass ein Teammitglied für optimale Verständigung zwischen den oft eigenwilligen und nicht selten zu Starallüren neigenden Spezialisten sorgen kann. Es könnten aber bald mehr eigene Stellen für Kommunikatoren im Projektbereich entstehen, auch weil so viele Projekte scheitern.
Ideen- und Impulsgeber als Trendsetter
Ideen- und Impulsgeber sind immer am Zahn der Zeit. Sie wissen, was kommt, was anders wird, was jetzt und in Zukunft gefragt sein wird. Ideen- und Impulsgeber meiden tendenziell größere Wirtschaftsunternehmen, vor allem die Unternehmens-Dampfer. Und Wirtschaftsunternehmen laden Ideen-und Impulsgeber bestenfalls auf Veranstaltungen ein, im Haus und als Angestellte möchten sie diese zum Querdenken neigenden Menschen nur in Form eines findigen Wissenschaftlers oder genialen Softwareentwicklers haben. Trotzdem spielen sie bei künftigen Entwicklungen die zentrale Rolle. Trends werden nicht von den Konzernen, sondern von ihnen gemacht. Deshalb übernimmt die kreative Klasse die Meinungsführerschaft in der Wissensökonomie, lautet die These des Zukunftsforschers Matthias Horx. 52 Er beruft sich dabei auf den amerikanischen Soziologen Richard Florida, der diese Entwicklung in The Rise of the Creative Class prophezeite. 53
Ideengeber machen Trends
Zur kreativen Klasse zählen die klassischen Künstlerberufe vom Autor bis zum Moderator, aber auch von Horx als rationale Innovateure bezeichnete Forscher, Wissenschaftler, Softwareentwickler und Technologiespezialisten. In der kreativen Mitte sieht Horx beispielsweise Werber, Designer, Architekten und Stilberater. In eine dritte Gruppe packt er sogenannte Synthesisberufe wie Mentaltrainer und auch Coachs – die ich eher unter den Kommunikationsberufen ablegen würde.
Die vierte Gruppe umfasst Innovateure in konventionellen Berufen: Das sind, um in der adjektivbelebten Horx’schen Begriffswelt zu bleiben, »findige Ärzte«, »weiterdenkende Journalisten« oder »kreative Steuerberater«. Auch das »neue Prekariat« ordnet Horx diesen Kreativen zu: Einzelkämpfer, die mit ihren Dienstleistungen den eigenen Lebensunterhalt bestreiten, und Patchworksrbeiter, die mehrere Jobs haben oder ständig wechseln. Sie sind Ideen- und Impulsgeber, weil sie die gesellschaftliche Entwicklung bestimmen, das Denken prägen, die Trends vorgeben. Sie bestimmen, was Menschen gut finden oder kaufen. Letztendlich sind sie also die Marketingadressaten vieler großer Unternehmen. Komisch, ausgerechnet die mit der (oft) schlechtesten Ausbildung, die Konzerne niemals in ein Assessment-Center einladen
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