Das Karrieremacherbuch
danach als normaler Angestellter wiederzufinden. Inzwischen ist das im IT-Bereich durchaus gängig – und der war den anderen Branchen schon bei vielen anderen Trends voraus.
Sie müssen sich auch nicht mit immer gleichen Aufgaben langweilen. Sie können zeitlich flexibler arbeiten und öfter auch mal von zu Hause. Vor allem aber können Sie Ihre Zeit mit interessanteren Dingen als internen Machtkämpfen verbringen, die ein typischer Nebeneffekt des Kaminkarrieren-Zeitalters waren. Berufseinsteiger sind heute besser ausgebildet als die »Alten«, beweglicher und können das System des Karrieremachens hier und jetzt verinnerlichen und damit erfolgreich sein. Streben Sie nicht nach dem sicheren Einstieg, sondern entsprechend ihren Fähigkeiten danach, Organisator, Spezialist, Kommunikator oder Impuls- und Ideengeber zu werden. Sehen Sie diese Entscheidung locker und nicht als Festlegung für alle Ewigkeit. Lassen Sie sich von Interessen und Entwicklungen leiten und nicht von Prognosen oder den Meinungen von Menschen, die aus der Vorgeschichte der Digitalisierung kommen und darin stecken geblieben sind.
In dem Moment, in dem Sie sich von der Vorstellung verabschieden, dass eine gute Karriere eine Karriere in einem Dauerarbeitsverhältnis bei einem Arbeitgeber mit Aufstiegsgarantie ist, gewinnen Sie letztendlich Arbeitsplatzsicherheit. Sie sind gewappnet für die Zukunft und auf dem Weg in die berufliche Wahlfreiheit. Am Ende werden Sie entscheiden, wo und wie Sie arbeiten, und die Regeln und Arbeitsbedingungen mitbestimmen können – weil Sie mit Ihren Kompetenzen gefragt sind. Auf diesem Weg zu gehen mag am Anfang noch ein wackliges Gefühl sein. Doch das wacklige Gefühl könnte sich stabilisieren, wenn Sie begreifen, was es mit Sicherheit wirklich auf sich hat. Und dass es, wie wir sehen werden, nur eine kleine Veränderung in unserer Gesellschaft braucht, um ein sicheres Gefühl zu bekommen.
KARRIEREMACHERTIPP
Wer sind Sie? Eher ein Spezialist, eher ein Kommunikator, ein kreativer Impulsgeber – oder könnten Sie alles sein, wenn Sie nur wüssten, was Sie wollen? Wenn letzteres gilt: Scheuen Sie sich nicht vor der Entdeckung. Mein Tipp dazu ist: Machen Sie möglichst Dinge, die andere nicht tun, aber schaffen Sie sich eine Wissensbasis. Wissen hilft, sich neue Jobprofile zu erschließen.
VORBILDER FÜR EINE BESSERE ARBEITSWELT
Warum eine Flexibilisierung der Arbeit ohne Sicherheit nicht möglich ist – Was es mit Flexicurity auf sich hat – Wieso 30 Prozent der Dänen jährlich ihren Job wechseln und kein Problem damit haben – Wieso die deutschen Firmen sich als Versorgungsinstitute sehen – Warum wir uns ständig weiterbilden sollten – Wieso Akademiker mit weniger Geld und Aufstiegschancen zufrieden sein müssen – Wie neue Selbstständige den Trend vorgeben
Der Mensch besitzt zwar einen natürlichen Überlebensinstinkt, aber Sicherheitsdenken ist nicht angeboren. Allerdings sagte schon Brecht: »Erst kommt das Fressen und dann die Moral.« Womit er übereinstimmt mit der Maslow’schen Bedürfnispyramide, erstveröffentlicht 1943. Wahrscheinlich kennen Sie das Modell bereits aus einem Soft-Skills-Seminar. Dozenten und Trainer lieben es, um alles Mögliche zu erklären. Die Bedürfnispyramide besagt, sehr vereinfacht, dass der Mensch seine spezifisch menschlichen Eigenschaften erst dann entfalten kann, wenn seine Existenz gesichert ist.
Berufliche Entfaltung nach sozialer Sicherheit
Maslow kennt fünf Stufen, die aufeinander aufbauen. Die erste Stufe beinhaltet die existenziellen Grundbedürfnisse, die fünfte die persönliche Selbstverwirklichung. Soziale Bedürfnisse, und dazu zählt soziale Sicherheit, liegen auf der dritten Stufe. Klar: Wir wollen abgesichert sein und sicher wissen, dass nichts Schlimmes passiert, wenn etwas mal nicht so gut klappt. Soziale Sicherheit ist die Basis für berufliche Entfaltung. Aus diesem Grund werden wir die Flexibilität in der künftigen Arbeitswelt erst akzeptieren, wenn das Risiko für den sozialen Sturzflug minimiert ist. Arbeitsmarktexperten wissen das und haben dazu auch schon vor langem einen Begriff entwickelt. Die Kombination aus Flexibilität und Sicherheit nennen sie »Flexicurity«.
Im Gegenzug dafür, dass dem Arbeitgeber schnelle Kündigungen einfach möglich sind, erhält der Arbeitnehmer ein schickes soziales Auffangnetz. Unser Nachbar Dänemark lebt solche Flexicurity seit langem und ist in ganz Europa oft zitiertes
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