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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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bißchen Zorn, um dieses Lächeln zu zerstören. Aber ich schrieb mir die Warnung hinter die Ohren.
    „Seid ihr wirklich so leer im Kopf, wie ihr behauptet?“ fragte ich.
    Sie nickten feierlich.
    „Ich möchte so gern...“, sagte Karo Neun. Dann schlug sie sich die Hand vor den Mund und verstummte.
    „Ja?“ fragte ich freundlich.
    „Ich möchte so gern einen Gedanken denken, der so schwierig ist, daß ich ihn nicht denken kann, aber das schaffe ich nicht.“
    Ich dachte über ihren Wunsch nach und kam zu dem Schluß, daß diese Art zu denken wohl für alle gleich schwer war.
    Plötzlich brach eine in Tränen aus. Es war Karo Drei.
    „Ich will...“, schluchzte sie.
    Die Neun legte den Arm um sie, und Karo Drei fuhr fort: „Ich möchte so gern aufwachen... aber ich bin schon wach.“
    Damit brachte sie genau meine Empfindungen zum Ausdruck.
    Und schließlich blickte Karo Sieben geistesabwesend zu mir auf und sagte nachdrücklich und tiefernst: „IN WAHRHEIT HAT GLASBLÄSERMEISTERSOHN SEINE EIGENEN PHANTASIEN ZUM NARREN GEHALTEN!“
    Es dauerte nicht lange, bis alle drei schniefend vor mir standen. Eine packte einen großen Glaskrug und zerschlug ihn mit voller Absicht am Boden. Eine andere raufte sich die silberfarbenen Haare. Und ich erkannte, daß meine Besuchszeit abgelaufen war.
    „Entschuldigt die Störung“, sagte ich. „Lebt wohl!“
     
    Ich war jetzt fest davon überzeugt, daß ich in einem Reservat für Geistesgestörte gelandet war. Ich war außerdem davon überzeugt, daß jederzeit weißgekleidete Pfleger auftauchen und mich zur Rede stellen könnten, weshalb ich auf der Insel herumlief und unter den Patienten Angst und Schrecken verbreitete.
    Dennoch blieb mir einiges unklar: Da war zum einen die Größe der Insulaner. Als Seemann hatte ich viele Länder bereist und wußte, daß es auf der ganzen Welt kein Land mit einer so kleinen Bevölkerung gab. Außerdem hatten Erdmännchen und Glasmädchen eine ganz unterschiedliche Hautfarbe. Sie konnten also nicht nahe verwandt sein. War es möglich, daß irgendwann einmal eine weltweite Epidemie ausgebrochen war, die die Menschen kleiner und dümmer zugleich gemacht hatte – und daß die Erkrankten auf diese Insel verbannt worden waren, um die anderen nicht anzustecken? Wenn ja, würde ich selber auch bald so klein und dumm sein.
    Das zweite, was ich nicht begriff, war die Einteilung in Karo und Kreuz, wie bei einem Kartenspiel. Erhielten damit die Ärzte und Pfleger etwa die Ordnung unter den Patienten aufrecht?
    Ich ging weiter über den Fahrweg, der nun unter hohen Bäumen hinführte. Der Waldboden war von einem hellgrünen Moosteppich bedeckt, und überall wuchsen kleine blaue Blumen, die an Vergißmeinnicht erinnerten. Nur ganz oben in den Baumwipfeln drang etwas Sonnenlicht durch; die obersten Äste lagen wie ein goldener Baldachin über dem Weg.
    Nach einer Weile entdeckte ich zwischen den Bäumen eine helle Gestalt. Es war eine zierliche Frau mit langen hellen Haaren. Sie trug ein gelbes Kleid und war ebenfalls nicht größer als die anderen Zwerge auf der Insel. Ab und zu bückte sie sich und pflückte die blauen Blümchen. Dabei sah ich auf ihrem Rücken ein großes blutrotes Herz.
    Als ich näher kam, hörte ich, daß sie eine traurige Melodie summte.
    „Hallo!“ flüsterte ich, als ich nur noch wenige Meter von ihr entfernt war.
    „Hallo!“ antwortete sie und richtete sich auf. Sie sagte es so selbstverständlich, als wären wir alte Bekannte.
    Ich fand sie so schön, daß ich gar nicht wußte, wohin ich blicken sollte.
    „Du singst so schön“, brachte ich schließlich heraus.
    „Danke...“
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Zum ersten Mal, seit ich auf dieser Insel an Land gegangen war, dachte ich an mein Aussehen. Ich hatte mich seit über einer Woche nicht mehr rasiert ...
    „Ich glaube, ich habe mich verirrt“, sagte sie und warf das Köpfchen in den Nacken. Sie sah verwirrt aus.
    „Wie heißt du?“ fragte ich.
    Sie zögerte einen Augenblick und lächelte dann schlau. „Siehst du nicht, daß ich Herz As bin?“
    „Doch...“ Ich wartete eine Weile, dann fügte ich hinzu: „Und gerade das kommt mir ein bißchen seltsam vor.“
    „Warum denn?“ Sie bückte sich und pflückte noch eine Blume. „Wer bist du überhaupt?“
    „Ich heiße Hans.“
    Sie überlegte eine Weile, dann fragte sie: „Findest du es seltsamer, Herz As zu sein als Hans?“
    Diesmal blieb ich die Antwort schuldig.
    „Hans?“ fragte

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