Das Karussell der Spitzbuben
Crabbley (alias Chivers, alias Caldeway) konnte die Polizei noch ein Drittel der gestohlenen Erfindungen sicherstellen. Zwei Drittel dagegen hatte Crabbley mit Hilfe von Jamie Stoke in aller Welt zu Geld gemacht.
Eine weitere Erfindung sollte in den nächsten Tagen an eine südkoreanische Firmengruppe verkauft werden.
Lester Wimston war, bevor er sich von Stoke als Rechtsund Vertragsexperte kaufen ließ, ein ehrlicher, wenn auch äußerst armer Anwalt, dessen einzige Leidenschaft die gute Küche darstellte.
Der Mann, der Jerry Brownlaker erpreßte, erledigte für Stoke gelegentlich in London sogenannte „schmutzige“ Arbeit. Er hieß Albert Sicton und konnte von Brownlaker ohne Schwierigkeiten identifiziert werden.
Dr. Abel Dorset stellte sich der Polizei als Kronzeuge gegen Jamie Stoke zur Verfügung.
Sechs Jahre, neun Monate und zwei Wochen nach jenem Tag, an dem Paul Crabbley samt allen Erfindungen spurlos verschwand, wurde er von einem Londoner Gericht für schuldig befunden und verurteilt.
Auch Jamie Stoke, Albert Sicton und Lester Wimston erhielten ihre Strafe.
Zwei Fragen sollen bei diesem ersten Fall beantwortet werden.
1. Frage: Es war von einem schlichten Fehler die Rede, den sonst so kluge Köpfe machen. In diesem Fall war der Kopf des Doktors gemeint. Welcher schlichte Fehler ist Dr. Abel Dorset unterlaufen?
2. Frage: Woran hätte Lester Wimston erkennen müssen, daß ihm Perry Clifton eine Falle stellte?
Fall 2: Ende einer Lüge
Der letzte Brief
Es würde die Unwahrheit sagen, wer behauptete, Marc C. Scott sähe man den Privatdetektiv schon von weitem an.
Marc Scott als Versicherungsvertreter, ja! Marc Scott als Sektenprediger, auch ja. Aber Detektiv?
Marc Christopher Scott war klein und zierlich. Alles an ihm war klein und zierlich — bis auf seine Stimme: Die klang voll und kräftig und versprach am Telefon mindestens zwei Zentner Lebendgewicht.
Marc Scott trug seine Nickelbrille dort, wo sie eigentlich nicht hingehörte: auf der Nasenspitze. Das lag in erster Linie daran, daß er extrem weitsichtig war, es ihm jedoch an der Lust mangelte, zum Lesen jedesmal die Brille aus der Tasche zu kramen oder sie gar erst suchen zu müssen. Also ließ er sie auf der Nasenspitze sitzen und sah über die Gläser hinweg in die Weite.
Marc Scott bewohnte eine hübsche Zweizimmerwohnung in der Hather Street mit Blick auf die Themse.
Diese Wohnung wäre noch hübscher gewesen, hätte der Detektiv mit der häuslichen Ordnung nicht auf Kriegsfuß gestanden. Obwohl für alles Haken, Ablagen und Schubladen vorgesehen waren, befand sich in und auf diesen Dingen in der Regel nur Staub.
Kündigte sich Besuch an, zog Scott in letzter Minute die Couch von der Wand, raffte alles Herumliegende mit beiden Armen zusammen und warf es hinter die Couch.
Diesmal allerdings hatte er Schwierigkeiten, das dreisitzige Möbel wieder in die Nähe der Wand zu bringen. Vielleicht hätte er doch wenigstens den alten Kopfkeil und die beiden Kartons mit den Zeitungsausschnitten auf den Balkon stellen sollen. Aber nun war es zu spät.
Auf dem Weg zur Tür faßte er wieder einmal den Entschluß, demnächst eine leisere Glocke installieren zu lassen. Ein letztes Zurückstreichen der widerspenstigen Haare, ein letzter Blick zurück in die Runde...
Die Couch — na, wennschon!
Noch zwei Schritte. Ein freundliches Lächeln.
„Miß Wilson, nehme ich an?!“
Die junge blonde Frau betrachtete ihn wie eine Erscheinung. Sekundenlang starrte sie den gleichgroßen Detektiv an, dann erst nickte sie: „Ja, ich bin Bonnie Wilson! Sie... Sie…“ Die Vorstellung, daß das Nickelbrillenmännchen vor ihr Marc Scott sein sollte, schien ihr so unmöglich, daß sie gar nicht zu fragen wagte.
Scott bedachte sie mit einem verständnisvollen Blick und sagte: „Jaja, es hat schon seine Richtigkeit, ich bin Marc Scott, der Detektiv.“
Der jungen Frau stieg die Röte der Verlegenheit in die Wangen: „Bitte, entschuldigen Sie, ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt.“
„Ich weiß, Sie waren auf einen Riesen gefaßt.“
„Ja, so ähnlich. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse.“
„Keine Spur. Treten Sie ein und fühlen Sie sich wie zu Hause. Darf ich Ihnen etwas anbieten?“
„Nein, vielen Dank!“
Marc Scott faßte die Besucherin am Arm und dirigierte sie mit sanfter Bestimmtheit zur Couch. So kam sie wenigstens nicht auf den Gedanken, ernsthafte Überlegungen in bezug auf die leichte Schräglage des Möbels
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