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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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wirklich, daß sie kommen, Helli?
    Helli: Ich hege nicht den geringsten Zweifel. Die Neugier wird sie erbarmungslos treppauf schieben.
    Isolde: Aber es ist lange acht vorbei.
    Helli: Vornehme Leute kommen immer zu spät!
    Isolde: Ist diese Frau Stern wirklich so korpulent?
    Helli: Ein Täubchen mit zwei Zentner Gewicht. Aber eine Seele von Mensch.
    Isolde: Woher willst du das wissen?
    Helli: Ich vermute es.
    Isolde: In drei Minuten ruft Baff an. Was sagen wir ihm?
    Helli: Ist doch ganz einfach, Frau Dumsky. Wir sagen ihm, daß er in zehn Minuten noch einmal anrufen soll.

    In diesem Augenblick klingelte es. Kurz, spitz und fast so, als täte es jemandem leid, jemand anders stören zu müssen.

    Helli: Na, was habe ich gesagt? Mach ein freundliches Gesicht.
    Isolde: Das ist mir angeboren.
    Helli: Bitte, treten Sie ein... Meine Frau Isolde... Das, Liebling, sind Frau und Herr Doktor Stern...
    Täubchen: Aber hier ist ja alles unverändert. Dieselben Möbel... das... das...
    Helli: Ja, das gehörte leider mit zu Herrn Hellmanns Bedingungen. Wir mußten die Wohnung komplett kaufen. Mit Möbeln, Vorhängen, Teppichen und der Wäsche.
    Täubchen: Auch die elektronische Orgel?
    Helli: Auch die elektronische Orgel!
    Isolde: Sie sind quasi nur mit ein paar Koffern ausgewandert.
    Helli: Und mit einem dicken Bankkonto.
    Täubchen: Aber die alte Großmutter...
    Helli: Das ist der dunkelste Punkt dieser Geschichte.
    Isolde: Eine sehr traurige Sache, das mit der Großmutter. Stern: Sie haben sie nicht mitgenommen?
    Helli: Viel schlimmer, sie weiß noch gar nichts von der Auswanderung. Sie sitzt ahnungslos beim Sohn in der Schweiz.
    Isolde: Für sie sind die Hellmanns nach Spanien in die Ferien gefahren.
    Täubchen: Ist das nicht entsetzlich, Manfred?
    Stern: Ja, furchtbar. So kann man sich in Menschen täuschen...
    Isolde: Helli, das Telefon!
    Helli: Ja, ich habe es schon gehört. Sie entschuldigen mich bitte einen Augenblick.
    Ja, bitte?---Nein, nein, es ist alles in Ordnung.---
    Ganz recht. Die Familie Hellmann ist verreist!---Oh,
    bitte, keine Ursache!
    Isolde: Wer war das?
    Helli: Jemand, der Ganselmeier hieß. Kennen Sie zufällig eine Frau Ganselmeier?
    Täubchen: Ganselmeier?
    Stern: Also mir ist der Name nicht geläufig.
    Täubchen: Nein, mir auch nicht.
    Helli: Nun ja, das wird uns wohl in nächster Zeit noch oft passieren. Aber bitte, nehmen Sie doch Platz, ich hole inzwischen den Wein.
    Täubchen: Also... also das haben Sie ja großartig gedeckt. Da muß man Appetit bekommen, ob man will oder nicht.

    Mit Essen, Trinken und Geplauder vergingen die nächsten beiden Stunden.
    Helli schmückte seine abenteuerliche Begründung über den Aufbruch Hellmanns ins ferne Australien mit einer Menge geheimnisvollem Beiwerk aus. Täubchen Stern revanchierte sich dafür mit einer detaillierten Auflistung aller Vorzüge und Nachteile der übrigen Hausbewohner.
    Um 22 Uhr 10 traf Herr Dr. Stern zum zweitenmal dieselbe Feststellung...

    Stern: Wirklich ein guter Tropfen, Herr Dumsky. Sie haben nicht zuviel versprochen.
    Täubchen: Finde ich auch. Ich glaub’, ich hab’ sogar einen kleinen Schwips.
    Stern: Du hast ein bißchen zu hastig getrunken, Täubchen.
    Isolde: Ihnen geht’s wie mir. Ich vertrage auch nicht allzuviel. Es ist ein reines Glück, daß mein Mann sammelt. So bleibt wenigstens nicht viel übrig für teure Weine.
    Stern: Ach, Sie sind Sammler?
    Helli: Ja. Um ehrlich zu sein, setze ich nur fort, was mein Vater begonnen hat. Ich sammle Briefmarken und Ersttagsbriefe.
    Stern: Aber das... Nein, solche Zufälle gibt’s doch sonst nur in schlechten Romanen.
    Helli: Ich verstehe nicht, was meinen Sie damit?
    Stern: Ich sammle ebenfalls. Briefmarken und Münzen.
    Helli: Das ist kein Scherz?
    Stern: Aber nein, es ist die reine Wahrheit.
    Täubchen: Jeden Tag sitzt er über seinen Schätzen und vergißt die ganze übrige Welt.
    Stern: Aber Täubchen, du übertreibst.
    Täubchen: Willst du bestreiten, Manfred, daß du manchmal im Bett samt deinen Münzen einschläfst?
    Stern: Täubchen, was sollen denn Herr und Frau Dumsky von mir denken...
    Helli: Die denken gar nichts, die machen noch eine Flasche von dem köstlichen Gesöff auf.
    Stern: Ich glaube doch, daß wir aufbrechen müssen, es ist Viertel elf vorbei, Täubchen.
    Täubchen: Ach was, jetzt sind wir einmal da, jetzt trinke ich gern noch ein Tröpfchen.
    Isolde: Und ich halte ebenfalls mit!
    Stern: Aber nur noch ein Glas!
    Helli: Du holst die Flasche, Liebling, Doktor

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