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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Detektiv?“
    „Ich habe keine Neffen!“
    „Aber wenn Sie hätten?“
    „Mir gefällt das Spiel, wobei ich die Fragen stelle, besser, Paul.“
    „Man hat ihm also das Feuerzeug geklaut, das ist ‘n Ding, Mensch Meier.“
    „Und du meinst, daß du oder dein Bruder nichts damit zu tun haben?“
    „Klar meine ich das. Ich bin nicht in seinem Schlafzimmer gewesen, und Vinzenz bestimmt auch nicht, denn das wüßte ich. Was sollten wir schon mit einem Feuerzeug anfangen?“
    „Das ist eine gute Frage. Über sie und all das andere sollten wir jetzt gemeinsam nachdenken. Na, ist das eine gute Idee?“

    Wer kommt als Täter in Betracht: Paul, Vinzenz — oder beide?

Fall 42: Diebe in der Nachbarschaft

    Der alte Jeremias Molleben wohnte in der gleichen Etage wie ich, nur nicht in meinem, sondern im Haus gegenüber.
    Molleben hatte die Fünfundsechzig bereits überschritten, ohne daß man ihm das ansah. Ja, im Gegenteil, eine beachtliche Frische ließ ihn höchstens wie einen guten Mittfünfziger erscheinen. Wir winkten uns manchmal zu, wenn wir, im Fenster liegend, die Luft mit unseren Zigarren verunreinigten. Hin und wieder trafen wir uns auf der Straße und wechselten ein paar Worte. Jeremias Molleben war seit neun Jahren Witwer, und jetzt saß mir der Witwer Molleben in meinem Wohnzimmer gegenüber.
    „Ja, Herr Paulsen“, fiel er mit der Tür ins Haus, „ich will mich gar nicht lange bei der Vorrede aufhalten, ich bin gekommen, um Sie in Ihrer Eigenschaft als Privatdetektiv in Anspruch zu nehmen.“ Als er mein offensichtliches Erstaunen bemerkte, meinte er achselzuckend: „Natürlich hätte ich auch gleich zur Polizei gehen können, aber dann dachte ich mir, weniger amtlich ist vielleicht klüger.“
    „Sie und ein Privatdetektiv... irgendwie paßt das gar nicht zusammen“, bemerkte ich und meinte es auch so.
    Jeremias Molleben schlug die Beine übereinander und nickte lächelnd: „Tja, viel zu oft geschehen Dinge, die man sich vorher nie vorstellen konnte.“ Und dann kam er zur Sache: „Da meine Wohnung sehr klein ist, bewahre ich einen Großteil kostbaren Porzellans, das ich geerbt habe, in Kisten auf dem Dachboden auf. Abgeschlossen in einem Bodenabteil. Ab und zu gehe ich hinauf und hole ein paar Stücke, die ich dann verkaufe.“ Fast verlegen fuhr er fort: „Wie Sie wissen, reise ich gern. Ein Luxus, den ich mir von meiner Pension nicht leisten könnte. Ich habe keine Erben, also verschönere ich mir meinen Lebensabend durch große interessante Reisen. Heute nun, am späten Nachmittag, wollte ich wieder ein paar Vasen holen. Ich war gerade ins Treppenhaus getreten, als ich hörte, wie die Bodentür zugeschlossen wurde. Anschließend klirrte es leise, und dann wurde eine Tür im vierten Stock, ebenfalls leise, ins Schloß gezogen.“

    Jeremias Molleben tippte sich gegen die Brust. „Glauben Sie mir, Herr Paulsen, ich hatte hier an dieser Stelle sofort ein komisches Gefühl. Also schlich ich mich nach oben. Das Schloß an meiner Bodenkammer war aufgebrochen. Aus einer der hinteren Kisten fehlen mindestens sechs äußerst wertvolle chinesische Vasen und Schalen, vielleicht auch noch mehr. Um das festzustellen, müßte ich vorher die ganze Kiste auspacken und mit dem Inhaltsverzeichnis vergleichen.“
    Genaugenommen ließen seine Worte, was den oder die Diebe anbetraf, nur eine Schlußfolgerung zu: Sie mußten im vierten Stock wohnen. Ich ließ Herrn Molleben meinen Verdacht wissen.
    „Ich weiß nicht“, meinte er zögernd, „ob dieser Verdacht nicht zu einfach ist. Natürlich gingen auch meine Gedanken sofort in diese Richtung. Aber könnte es nicht sein, daß das, was ich hörte, Zufall war und gar nichts mit dem Diebstahl zu tun hatte? Daß sich der Dieb vielleicht schon zu einem früheren Zeitpunkt bedient hat und ich es nur nicht bemerkt habe?“
    „Denken Sie an das aufgebrochene Schloß!“
    „Ich war immerhin seit etwa drei Monaten nicht auf dem Dachboden!“
    Ich mußte unwillkürlich lächeln. Was Jeremias Molleben tat, klang eher nach einer Verteidigungsrede für als nach einer Anklagerede gegen die Diebe.
    „Wer weiß davon, daß Sie so kostbares Porzellan dort aufbewahren?“
    „Eigentlich niemand. Ich hielt es für wenig sinnvoll, darüber zu sprechen. Selbst zum Verkaufen fahre ich immer nach auswärts.“
    „Es spricht doch einiges dagegen, daß es sich bei den Dieben um Fremde handelt“, sagte ich.
    Molleben schien recht bedrückt, als er erwiderte: „Sie bleiben bei

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