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Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Ihrem Verdacht, was die Leute im Stock über mir anbetrifft?“
    Ich nickte.
    „Dann kämen nur die Frau Metz oder die Familie Seiler in Frage“, sagte er traurig. „Frau Metz arbeitet...“
    „... in einer Nachtbar!“ vollendete ich.
    „Ja, sie singt dort. Lebt aber sonst sehr zurückgezogen. Sie hat kaum Besucher. Ist immer freundlich und zuvorkommend, eigentlich niemand, dem man einen solchen Diebstahl Zutrauen könnte.“
    „Und wie steht’s mit dem Mieter über Ihnen?“
    „Das sind die Seilers. Die wohnen erst seit einem knappen Jahr dort. Ich habe wenig Kontakt mit ihnen. Aber das liegt wahrscheinlich in erster Linie daran, daß beide berufstätig sind. Er arbeitet beim Finanzamt, und Frau Seiler verkauft Campingartikel im Kaufhaus am Markt.“
    „Das beste wird sein, wenn ich mit beiden Parteien einmal ein freundliches Gespräch führe. Ist das ein Angebot? Was meinen Sie?“
    Jeremias Molleben wiegte lange den Kopf hin und her, bevor er mit einem Schulterzucken antwortete: „Mag sein, daß es das beste ist. Versprechen Sie mir, behutsam vorzugehen?“
    Ich versprach es.

    Da Frau Metz immer gegen 19 Uhr das Haus verließ, beschloß ich, mit ihr zu beginnen. Sie war bereits zum Fortgehen gekleidet, trotzdem fragte sie mich ohne jede Hast nach meinem Anliegen: „Ich sehe es Ihnen an, daß Sie etwas ganz Besonderes auf dem Herzen haben.“
    „Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Menschenkenntnis, Sie haben recht!“
    „Bitte, treten Sie ein.“
    „Danke!“
    Die gutaussehende Frau Metz, ich schätzte sie auf Mitte Dreißig, führte mich in einen geschmackvoll eingerichteten Wohnraum. „Ich habe es zwar ein bißchen eilig, trotzdem: Darf ich Ihnen etwas anbieten?“
    „Vielen Dank, aber ich habe nicht die Absicht, Sie lange aufzuhalten.“
    „Sie sind Privatdetektiv und wohnen gegenüber, stimmt’s?“
    „Stimmt!“
    Sie lächelte. „Bitte, was möchten Sie von mir wissen?“
    „Jemand aus dem Haus hat Herrn Molleben bestohlen.“ Sie legte sich erschrocken die Hand auf den Mund. „Nein!“ rief sie.
    „Doch!“ nickte ich. „Jetzt wollte ich Sie fragen, ob Ihnen irgendwas Verdächtiges aufgefallen ist!“
    „Wann ist das passiert?“
    „Heute!“
    Sie dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich wüßte nichts Verdächtiges. Was hat man Herrn Molleben denn gestohlen?“
    „Geschirr, Frau Metz!“
    Sie schien sich wohl nicht im klaren darüber zu sein, ob sie mich richtig verstanden hatte. „Sagten Sie eben Geschirr???“
    „Ja, ich sagte Geschirr. Wertvolles Porzellan.“
    „Aber ich wohne hier oben. Glauben Sie, daß ich hören kann, wenn man unten eine Tür aufbricht? Außerdem habe ich meistens das Radio laufen.“ Jetzt lief ihr Radio nicht. Sicher lag es daran, daß sie im Aufbruch begriffen war.
    „Natürlich“, sagte ich und erhob mich wieder. „Ich frag’ halt ein bißchen herum.“
    „Ich verstehe.“ Sie versuchte, ihrer offensichtlichen Verwirrung Herr zu werden. Sah sich ebenso ratlos wie besorgt im Zimmer um.
    „Glauben... glauben Sie, daß ich auch mit so was rechnen muß?“
    „Bis jetzt deutet nichts auf Serieneinbrüche hin, Frau Metz.“
    Wir verließen gemeinsam ihre Wohnung.
    „Ich will noch zu Ihrem Nachbarn!“
    Sie nickte freundlich. „Herr Molleben tut mir richtig leid“, sagte sie noch, bevor sie rasch und ohne Aufenthalt nach unten stieg.
    Ich wartete mit dem Klingeln, bis sie den nächsten Absatz erreichte.
    Es dauerte einige Zeit, bevor ich ein Geräusch hinter der Tür hörte. Herr Seiler steckte im Bademantel, seine Haare waren naß und frisch gescheitelt.
    „Jaaa?“ fragte er heftig, winkte jedoch im gleichen Augenblick ab. „Entschuldigung, ich habe Sie nicht gleich erkannt. Sie sind von gegenüber!“
    „Ja. Ich habe anscheinend einen höchst unpassenden Augenblick erwischt.“
    „Ich war schon raus aus der Badewanne, als Sie klingelten. Meine Frau ärgert zur Zeit ihre Schwester, sonst hätte sie geöffnet.“
    Ich überlegte, ob ich ihm den Vorschlag machen sollte, später noch einmal wiederzukommen, aber Herr Seiler befreite mich von allem Nachdenken. „Treten Sie doch ein, ich nehme an, Sie haben ein Anliegen.“
    „Richtig angenommen!“ grinste ich und folgte der Einladung. Wenig später kam ich zum Grund meines Besuchs: „Es geht um folgendes, Herr Seiler. Herr Molleben hat mich gebeten, für ihn privat ein paar Nachforschungen anzustellen.“
    Herr Seiler schlug sich vor die Stirn. „Stimmt, Sie sind ja

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