Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)
halbwegs sicher sein konnten, dass keiner sie sah. Das warme Wogen in ihr wurde zur brennenden Hitze, das Verlangen übermächtig. Sie konnte und wollte nicht länger darüber nachdenken, was sich schickte oder was verboten war.
Drängte er sie die Treppe zu den Gemächern der Damen hinauf, oder zog sie ihn dorthin? Jedenfalls taumelten sie eng umschlungen durch die Tür in das Gemach, das Jimena nachts mit Teresa teilte, die jetzt unten beim Mahl saß und sich vielleicht Sorgen machte.
Würde sie heraufkommen, um nach ihr zu sehen? Würde sie ihre Cousine in dieser schändlichen Situation überraschen?
Ramóns Hände verscheuchten die Gedanken. Mit fieberhafter Ungeduld nestelten sie an Jimenas Leibchen und befreiten sie von ihren Röcken. Ramón verbarg sein Gesicht in ihrem Haar und sog seinen Duft in sich ein, dann spürte Jimena seine Lippen an ihrem Nacken und an ihrem Hals, dass es sie in heißen Wellen durchfuhr. Sie stöhnte und presste sich an ihn. Wie lange hatte sie auf diesen Tag gewartet? Wie viele Stunden in quälender Sehnsucht wach gelegen? Für einen Moment fürchtete sie, dies könnte wieder nur ein Traum sein, aus dem sie jeden Augenblick voll unerfüllter Sehnsucht erwachen könnte.
»Oh halt mich fest, damit ich weiß, dass es nicht nur ein Traum ist«, flüsterte sie, und Ramón ließ sich nicht lange bitten. Er legte die Arme um sie und küsste sie, bis sie beide außer Atem waren.
»Es ist wahr! Glaubst du es jetzt?«
Jimena nickte mit Tränen in den Augen. »Nun wird uns nichts mehr trennen!«
Doch plötzlich trat Unsicherheit in seinen Blick. Er wich ein Stück zurück. Seine Finger wanderten zart ihren nackten Arm hinunter.
»Willst du das wirklich? Ich möchte dich nicht drängen, obgleich ich nichts mehr begehre, als endlich eins mit dir zu werden.«
»Ich liebe dich, Ramón. Ich liebe dich von ganzem Herzen und kann die Tage, Wochen und Monate nicht mehr zählen, die ich diesen Augenblick schon herbeisehne. Ich will es!«
Fast feierlich streifte er das Unterkleid über ihren Kopf und löste ihre Flechten, dass ihr dichtes, dunkles Haar in weichen Wellen über ihren Rücken herabfiel.
»Wie Eva im Paradies«, hauchte er.
Nachdem die Schlange sie verführt hatte? Nein, Jimena wollte jetzt nicht an die Folgen denken, die das Naschen der verbotenen Frucht nach sich zog.
Jimena schloss die Augen, während seine Hände über ihren Körper wanderten.
»Du bist so wunderschön«, sagte er voller Bewunderung. »Womit könnte ich etwas so Herrliches verdient haben?«
Sie hob die Lider und war gerührt von seinem Blick, in dem Verehrung, aber auch Verlangen aufleuchteten. Und unter seinen zarten Berührungen flammte auch in ihr Begehren auf. Sie half ihm beim Ausziehen und schauderte, als sein nackter Körper den ihren berührte. So heiß, so lebendig, so voller Leidenschaft. Rastlos und staunend wanderten ihre Hände über seine Haut. Noch nie hatte sie einen Mann so berührt, doch sie schämte sich nicht dafür. Tastend ließ sie ihre Lippen über seinen Oberkörper wandern und keuchte überrascht auf, als Ramón sie heftig packte und aufs Bett zog. Seine Hände und sein Mund schienen überall zu sein. Es war Lust und doch auch Qual. Sie verlangte nach mehr! Und so war der Schmerz, als er sich auf sie schob und in sie drang, Erlösung. Jimena klammerte sich an ihn, die Augen weit aufgerissen. So war es also, wenn die Liebenden eins miteinander wurden und ihre Körper und ihre Seelen miteinander verschmolzen. Jimena spürte, wie Ramón erzitterte, dann wurde er ruhig und lag schwer atmend in ihren Armen, das Gesicht in ihrem offenen Haar vergraben.
Nachdem die Flammen erloschen waren und Jimena matt in den Kissen lag, fragte sie sich, ob es klug gewesen war, dem Drängen ihrer Lust nachzugeben.
Ramón stützte sich auf seinen Ellenbogen und sah sie zärtlich an.
»Ich danke dir, meine Schöne, meine Liebe. Ganz gleich, welche Stürme wir in unserem Leben noch bestehen müssen, die Erinnerung an diese Augenblicke kann uns niemand mehr nehmen. Sie wird mir die finsteren Stunden erhellen und die kalten Nächte erwärmen.«
Jimena traten Tränen in die Augen. Sie küsste seine Fingerspitzen, doch sie sagte nichts. Es gab nichts zu sagen. Ramón hatte die rechten Worte bereits gefunden.
Das Mahl war gerade zu Ende, als Jimena wieder angekleidet und halbwegs ordentlich frisiert unten erschien.
»Wo warst du?«, erkundigte sich Beatriz. »Sollen wir dir noch ein wenig vom Braten
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