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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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anspornen, wenn sie die Kraft verlässt.«
    Jimena nickte in Gedanken versunken. »Ja, so ist es.«
    »Ach, du unterstützt sie auch noch in diesem Wahn, als Feldherrin von einem Schlachtfeld zum nächsten zu hetzen!«, rief Beatriz aufgebracht. »Überlass das dem König und dem Kardinal. Du bist die Mutter des Thronfolgers, und deine Aufgabe ist es, dein Kind zu schützen und gesund zur Welt zu bringen!«
    Unwillkürlich legte Isabel die Hände auf ihren Bauch, doch ihre Augen funkelten. »Ach ja? Ich soll mich in einem kühlen Zimmer vergraben und Hemdchen nähen, während mein Land in Blut und Chaos versinkt und meine Männer für mich sterben? Außerdem, woher willst du wissen, dass es ein Knabe wird?«
    Sie sah zu Jimena hinüber, die abwesend nickte. »Ja, ein Junge«, murmelte sie.
    Betroffenheit trat in Isabels Miene, und für einen Moment zögerte sie, dann aber erhob sie sich und straffte die Schultern.
    »Es gibt keinen anderen Weg. Möge Gott meinen Sohn behüten. Ich werde für ihn beten. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun.«
    Beatriz lagen noch viele Einwände auf der Zunge, doch sie wusste, wann sie auf verlorenem Posten stand, und schwieg daher.
    Jimena erhob sich ebenfalls. Noch immer schien sie in Gedanken weit weg an einem anderen Ort zu weilen. Ihre Stimme klang ihr selbst fremd und fern und wie in den Nebelschwaden eines Traums gefangen.
    »Ja, lasst uns gehen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir Alfonsos Marsch aufhalten wollen. Aber ich denke, in einem irrt er sich. Die Franzosen, nach denen er so sehnsüchtig seinen Blick nach Norden wendet, werden nicht kommen. Nicht jetzt. Nicht, ehe es zu spät ist.«
    »Woher willst du das wissen?«, begehrte Beatriz auf, doch Isabel brachte sie zum Schweigen.
    »Sag nichts, lass mich einfach hoffen und glauben, dass Jimena wieder einmal recht behält.«

Kapitel 37
    Valladolid, April 2012
    Das Klingeln des Telefons riss Isaura aus dem Schlaf. Sie tastete nach ihrem Handy. Helles Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Wie spät war es? Schon zehn Uhr? So lange hatte sie schon ewig nicht mehr geschlafen, doch ihr war klar, dass die schlaflosen Nächte nun ihren Tribut gefordert hatten.
    »Ja?«, krächzte sie in ihr Telefon.
    Auf der anderen Seite war erst einmal Stille.
    »Thalheim. Hallo, wer ist denn dran?«
    »Marco hier, Jiménez«, fügte er nach einem kurzen Zögern hinzu. »Geht es Ihnen nicht gut? Habe ich Sie etwa geweckt?«
    Isaura erwog kurz zu leugnen, doch dann würde er weiterbohren und sie über ihren Zustand ausfragen, und das war vermutlich noch unangenehmer.
    »Ja, ich habe die vergangenen Nächte nicht viel geschlafen.«
    »Dann tut es mir leid, Sie geweckt zu haben.« In seiner Stimme klang ehrliches Bedauern.
    »Macht nichts«, gähnte Isaura, deren Geist langsam seine Arbeit aufnahm. »Was gibt es denn? Ist etwas passiert?«
    »Keine Sorge, ganz im Gegenteil, es ist alles bestens. Wir haben uns entschieden, dass wir es jetzt wagen können, Ihren Mann aufzuwecken.«
    »Ach, hat Sandy Ihnen die Hölle heißgemacht?«, vermutete Isaura trocken.
    Nun war es Marco, der zögerte. »Nein, ja, das hat sie schon. Ich sage Ihnen, sie war nicht gerade freundlich und für meine Mitarbeiter eine arge Plage. Zum Glück haben die meisten sie gar nicht verstanden. Aber das ist ganz sicher nicht der Grund. Wenn es um meine Patienten geht, dann lasse ich mich in meinen Entscheidungen von keinem Angehörigen oder sonstigen Besucher beeinflussen.«
    »Habe ich auch nicht wirklich angenommen«, beschwichtigte ihn Isaura. »Ist sie denn da?«
    »Nein, und sie wird auch erst heute Nachmittag wiederkommen. Also, wenn Sie es in den nächsten zwei Stunden in die Klinik schaffen, dann könnten Sie dabei sein, wenn Ihr Mann aufwacht. Ich meine, nur wenn Sie wollen. Ich will Sie keinesfalls zu etwas drängen«, fügte er hinzu, da ihm offensichtlich wieder Sandy und deren Schwangerschaft einfiel, die sie buchstäblich jedem meinte mitteilen zu müssen.
    »Natürlich komme ich«, sagte Isaura bestimmt und beendete das Telefonat, um sich rasch anzuziehen. Sie trank nur ein Glas Milch, fütterte den Kater und startete dann den alten Wagen, um wieder einmal nach Valladolid zu fahren.
    Mit langen Schritten eilte sie die Krankenhausflure entlang und stieß an einer Ecke beinahe mit Dr. Jiménez zusammen.
    »Oh, Entschuldigung!«, rief sie atemlos.
    Er legte seine Hand an ihren Arm. »Nun holen Sie erst einmal Luft. Sie haben noch nichts verpasst. Kommen Sie, Isaura, ich

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