Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
aber nicht weniger wichtig war das Wissen, daß in dem Bereich rechts unten Strom verbraucht wurde. Das bedeutete, daß im Zimmer des Mädchens elektrische Anlagen eingeschaltet waren. Es war von großer Wichtigkeit, das
zu wissen. Annie Fields, seit undenklichen Zeiten Hoovers persönliche Haushälterin, war im Hause.
Die Limousine bog nach rechts von der Pennsylvania Avenue ab in die Zehnte Straße und verlangsamte ihre Fahrt vor dem Westeingang zum FBI. Die Limousine war identisch mit derjenigen, die den Direktor täglich in sein Büro brachte — bis zu der leicht verbeulten Chromstoßstange, die Hoover nicht hatte reparieren lassen, um den Chauffeur James Crawford ständig an seine Ungeschicklichkeit zu erinnern. Natürlich war es nicht derselbe Wagen; der wurde Tag und Nacht bewacht. Aber niemand, nicht einmal Crawford, hätte den Unterschied feststellen können.
Der Fahrer sprach die entsprechenden Worte in das Mikrofon am Armaturenbrett, und die mächtigen Stahltore des Eingangsportals öffneten sich. Der Nachtwächter salutierte, als die Limousine durch das Betongebäude rollte, durch die drei Tore hintereinander auf die schmale, kreisförmige Einfahrt. Ein zweiter Wachposten des Justizministeriums sprang aus dem Südeingang, griff nach der rechten Hintertür und riß sie auf.
Varak stieg schnell aus und dankte dem erstaunten Posten. Der Fahrer und ein dritter Mann — der neben dem Fahrer saß — stiegen ebenfalls aus und grüßten freundlich, aber leise.
»Wo ist der Direktor?« fragte der Wachmann. »Das ist Mr. Hoovers persönlicher Wagen.«
»Wir sind auf seine Anweisung hier«, sagte Varak ruhig. »Er möchte, daß man uns sofort zur Sicherheitsabteilung bringt. Die sollen ihn anrufen. Sie kennen die Nummer; sie läuft über Zerhacker. Ich fürchte, es handelt sich um einen Notfall. Bitte beeilen Sie sich.«
Der Wachmann sah die drei gut gekleideten, höflichen Männer an. Seine Besorgnis ließ nach; diese Männer kannten die höchst geheimen Torcodes, die jede Nacht wechselten; außerdem hatten sie Anweisung, den Direktor selbst anzurufen. Über das Zerhackertelefon der Sicherheitsabteilung. Diese Nummer durfte nie benutzt werden.
Der Wachmann nickte und führte die Männer zu dem Tisch der Sicherheitsstelle im Korridor und kehrte zu seinem Posten draußen zurück. Hinter der breiten Stahlplatte mit den Myriaden von Drähten und kleinen Fernsehschirmen saß ein Senioragent, der sich in seiner Kleidung kaum von den drei Männern unterschied, die jetzt auf ihn zugingen. Varak zog eine in Plastik eingeschweißte Ausweiskarte aus der Tasche und sprach den Mann an.
»Agenten Longworth, Krepps und Salter«, sagte er und legte die Karte auf die Theke. »Sie müssen Parke sein.«
»Richtig«, erwiderte der Agent und nahm Varaks Karte entgegen und griff nach den beiden anderen, die ihm gereicht wurden. »Sind wir uns schon einmal begegnet, Longworth?«
»Seit zehn oder zwölf Jahren nicht mehr. Quantico.«
Der Agent warf einen kurzen Blick auf die Ausweise, legte sie auf die Theke zurück und kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Yeah, jetzt erinnere ich mich. Al Longworth, ist lange her.« Er streckte dem anderen die Hand hin und Varak schüttelte sie. »Wo waren Sie denn?«
»La Jolla.«
»Mann, Sie müssen Beziehungen haben!«
»Deshalb bin ich hier. Dies sind meine zwei besten Leute im südlichen Kalifornien. Er hat mich gestern abend angerufen.« Varak lehnte sich über die Theke. »Ich habe schlechte Nachrichten, Parke. Gar nicht gut«, sagte er im Flüsterton. »Es sieht so aus, als würden wir bald ›offenes Territorium‹ bekommen.«
Der Gesichtsausdruck des Agenten veränderte sich schlagartig; es war offensichtlich, daß das Gehörte ihm einen Schock versetzt hatte.
Unter den dienstälteren Beamten des Bureau bedeutete ›offenes Territorium‹ das Undenkbare: der Direktor war krank. Ernsthaft, vielleicht tödlich erkrankt.
»O mein Gott ...«, murmelte Parke.
»Er möchte, daß Sie ihn über Zerhacker anrufen.«
»Herrgott!« Unter den gegebenen Umständen war dies offensichtlich das Letzte, was der Agent tun wollte. »Was will er denn? Was soll ich sagen, Longworth? Jesus!«
»Er möchte, daß wir in den Flaggenraum gebracht werden. Sagen Sie ihm, daß wir hier sind; lassen Sie sich seine Instruktionen bestätigen und klären Sie einen der Männer für die Relais.«
»Die Relais? Weshalb?«
»Fragen Sie ihn.«
Parke starrte Varak einen Augenblick lang an und griff
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