Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
gesagt?« fragte Peter ungläubig. Das waren die Worte, die er gebraucht hatte.
»Was ist denn?« fragte Alison.
»Nichts. Bitte, fahren Sie fort.«
»Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Er wurde von Konferenzen ausgeschlossen, von denen er wußte, daß er an ihnen eigentlich hätte teilnehmen sollen, wurde bei Sitzungen ignoriert. Je mehr er kämpfte, desto mehr geriet er in Ungnade. Schließlich erkannte er, daß alles vergebens war.«
»Was ist mit den Berichten, die er katalogisierte? Die Lügen, die aus Saigon kamen?«
Alison wandte den Blick ab. »Die waren das letzte, worüber wir sprachen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich fürchte, das war nicht gerade meine beste Stunde. Ich war verärgert. Ich habe ihn beschimpft und bedauere das jetzt zutiefst. Ich erkannte nicht, wie niedergeschlagen er war.«
»Was war mit den Berichten?«
Alison hob den Kopf und sah ihn an. »Ich glaube, für ihn sind diese Berichte zu einem Symbol geworden. Sie repräsentierten Monate, vielleicht Jahre weiterer Agonie, in denen er sich gegen Männer wandte, mit denen er gemeinsam gedient hatte. Er war einfach nicht mehr dazu imstande. Er konnte es nicht ertragen. Also gab er auf.«
Wieder lehnte Peter sich vor. Seine Stimme klang jetzt hart, ganz bewußt. »Das klingt aber gar nicht wie der Berufssoldat, mit dem ich sprach.«
»Ich weiß, daß es das nicht tut. Deshalb habe ich ihn ja angeschrien. Sehen Sie, ich konnte mich mit ihm auseinandersetzen, im guten Sinn mit ihm streiten. Wir waren mehr als Vater und Tochter. Wir waren Freunde. Auf gewisse Weise Gleichberechtigte. Ich mußte schnell heranwachsen; er hatte sonst niemanden, mit dem er reden konnte.«
Der Augenblick lastete schwer auf ihnen. Kastler ließ ihn verstreichen. »Vor ein paar Minuten haben Sie gesagt, ich habe unrecht. Jetzt bin ich an der Reihe. Ein Rücktritt war für Ihren Vater doch das letzte, was er tun wollte. Und er ist auch nicht nach Hawaii geflogen, um dort Ferien zu machen. Er ist hingegangen, um den Mann zu finden, der ihn aus der Armee vertrieben hat?«
»Was?«
»Ihrem Vater ist vor Jahren etwas zugestoßen. Etwas, von dem er nicht wollte, daß irgend jemand es erfuhr. Dieser Mann fand das heraus und bedrohte ihn. Ich konnte Ihren Vater sehr gut leiden. Ich hatte dieselbe Meinung wie er und ich fühle mich schrecklich schuldig. Ich meine das ganz ehrlich und kann es nicht anders ausdrücken. Und ich möchte Ihnen davon erzählen.«
Alison MacAndrew saß reglos da, die großen Augen auf ihn gerichtet. »Hätten Sie jetzt gern diesen Drink?« fragte sie.
Er berichtete ihr, erzählte ihr alles, woran er sich erinnern konnte. Von dem blondhaarigen Fremden am Strand von Malibu bis zu dem erstaunlichen Telefongespräch, das er am Morgen mit der Polizei von Rockville geführt hatte. Nur den Mord in Fort Tryon ließ er aus; wenn es eine Verbindung gab, so wollte er sie nicht damit belasten.
Indem er alles erzählte, kam er sich billig vor; ein Romanschreiber auf der Suche nach einer großen Verschwörung. Er wäre nicht überrascht gewesen, hätte sie Empörung gezeigt, ihn dafür verurteilt, daß er das Werkzeug war, das zum Tod ihres Vaters geführt hatte. In einem sehr realen Sinn wollte er ihr Urteil, so tief war die Schuld, die er empfand.
Statt dessen schien sie die Tiefe seines Gefühls zu verstehen. Sie gab sich große Mühe, seine Schuld zu lindern, sagte ihm, wenn alles das stimmte, was er ihr erzählt hatte, dann wäre er kein Schurke, sondern ein Opfer. Aber unabhängig von allem, was er glaubte, sie würde die Theorie nicht akzeptieren, daß es in der
Vergangenheit ihres Vaters irgendeine Episode gab, die so schwer auf ihm lastete, daß eine Drohung, dieses Geheimnis zu offenbaren, ihn zum Rücktritt zwingen konnte.
»Mir leuchtet das nicht ein. Wenn es wirklich so etwas gäbe, hätte man das schon vor Jahren gegen ihn einsetzen können.«
Kastler erinnerte sich an seinen Prolog und hatte beinahe Angst, die Frage zu stellen: »Was ist mit seinem Bericht über die Korruption in Saigon?«
»Was soll damit sein?«
»Ist es nicht möglich, daß die versucht haben, ihn aufzuhalten?«
»Ich bin sogar sicher, daß sie das getan haben. Aber es war nicht das erste Mal, daß er so etwas tat. Seine Berichte, die er von draußen hereinschickte, waren immer sehr kritisch. Er liebte die Armee, er wollte, daß sie sich immer wieder selbst übertraf. Er hätte das nie veröffentlicht, wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen. «
»Ja,
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