Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
hinein!« sagte sie mit überlauter Stimme und unterbrach ihn dabei. Sie starrte ins Feuer. Dann blickte sie auf. »Sie müssen entschuldigen. Ich habe wirklich keinen Grund, Sie anzuschreien.«
»Sonst ist ja niemand hier«, antwortete er. »Wenn Ihnen nach Schreien zumute ist ...«
»Ich weiß«, unterbrach sie, »es ist erlaubt.«
»Ich denke, das ist es.«
»Und Ihre Toleranz hat keine Grenzen?« Sie stellte die Frage mit leiser Stimme, und in ihren Augen war eine sanfte Heiterkeit zu sehen. Er konnte ihre Wärme spüren. Und wie verletzlich sie war.
»Ich glaube nicht, daß ich besonders tolerant bin. Das ist eigentlich kein Begriff, den man oft mit mir in Verbindung bringt.«
»Vielleicht werde ich das auf die Probe stellen.« Alison stand von dem Sofa auf und trat auf ihn zu, legte ihm die Hände auf die Schultern. Mit den Fingern der rechten Hand strich sie leicht die Umrisse seiner linken Wange, seiner Augen und schließlich seiner Lippen nach. »Ich bin kein Schriftsteller. Ich zeichne Bilder; das sind meine Worte. Und ich bin im Augenblick nicht imstande, das zu zeichnen, was ich denke oder fühle. Also erbitte ich einfach Ihre Toleranz, Peter. Geben Sie mir die?«
Sie lehnte sich gegen ihn, die Finger immer noch auf seinen Lippen, und drückte den Mund gegen den seinen, zog die Finger erst weg, als ihre Lippen sich weiteten.
Er konnte das Zittern in ihrem Körper spüren, als sie sich gegen ihn schob. Ihre Bedürfnisse entsprangen der Erschöpfung und der plötzlichen, alles überwältigenden Einsamkeit, dachte Peter. Sie verlangte verzweifelt nach dem Ausdruck der Liebe, denn man hatte ihr eine andere Liebe weggenommen. Etwas — vielleicht sogar irgend etwas — mußte an die Stelle dieser Liebe treten, wenn auch nur für einen Augenblick, einen kurzen Moment.
O Gott, er verstand das. Und weil er es verstand, wollte er sie. In gewisser Weise war es eine Bestätigung der Agonie, die ihn quälte. Sie war aus derselben Erschöpfung, derselben Art von Einsamkeit und Schuld entstanden. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er monatelang niemanden gehabt hatte, mit dem er reden hatte können, man hatte niemanden in seine Nähe gelassen.
»Ich will nicht hinaufgehen«, flüsterte sie, und ihr Atem an seinem Mund ging schnell, und ihre Finger gruben sich in seinen Rücken, als sie sich an ihn klammerte.
»Wir gehen nicht hinauf«, antwortete er leise und griff nach den Knöpfen ihrer Bluse.
Sie wandte sich halb von ihm ab und fuhr sich mit der rechten Hand an den Hals. Mit einer einzigen Handbewegung riß sie die Bluse weg, mit einer zweiten öffnete sie sein Hemd. Ihr Fleisch berührte sich.
Er war erregt, ganz schnell, und in einer Art und Weise, wie er das seit Monaten nicht mehr gewesen war. Seit Cathy. Er führte sie zur Couch und hakte vorsichtig ihren Büstenhalter auf. Er fiel herunter, legte ihre weichen, gerundeten Brüste frei, ihre Brüste mit den erweckten, harten Brustwarzen. Sie zog seinen Kopf herunter, und während sein Mund über ihre Haut wanderte, griff sie nach seiner Gürtelschnalle. Sie legten sich hin, und die Erleichterung, die sie überkam, war herrlich.
Alison fiel in tiefen Schlaf, und Peter wußte, daß es keinen Sinn hatte zu versuchen, sie nach oben in ein Bett zu bringen. Statt dessen brachte er Decken und Kissen herunter. Das Feuer war fast ausgebrannt. Er hob Alisons Kopf an, schob ihr das weichste Kissen darunter und drapierte eine Decke über ihren nackten Körper. Sie bewegte sich nicht.
Er legte zwei Decken vor dem Kamin auf dem Boden aus, nur wenige Meter von der Couch entfernt, und legte sich hin. In den
letzten paar Stunden hatte er einige Dinge begriffen, aber nicht, wie erschöpft er selbst war. Er schlief sofort ein.
Als er aufwachte, erschrak er, wußte einen Augenblick lang nicht, wo er war. Das Geräusch eines Holzscheits hatte ihn geweckt, das in das Aschenbett heruntergefallen war. Von den kleinen Fenstern neben der Haustür kam schwaches Licht; es war früher Morgen. Er sah zu Alison auf der Couch hinüber. Sie schlief noch. Ihr tiefer Atem hatte sich nicht verändert. Er hob das Handgelenk, um auf die Uhr zu sehen. Es war zwanzig Minuten vor sechs. Er hatte beinahe sieben Stunden geschlafen.
Er stand auf, zog die Hosen an und ging in die Küche. Die Tüten mit den Lebensmitteln standen immer noch ungeöffnet da, und er räumte sie weg. Nach einigem Suchen in den altmodischen Schränken fand er einen Kaffeetopf. Es war ein Filtertopf, ganz zur
Weitere Kostenlose Bücher