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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Aristoteles besonders hässlich. Auch derjenige übrigens lügt, der sich verkleinert, der Ironiker. Aristoteles ist da durchaus humorlos. Gesucht wird der Mann der Mitte, der Mann mit Maß. Nun ja, ein Kabarettprogramm wird da wohl nicht mehr draus.
    Dass die Lüge unter den Bedingungen der politischen Propaganda und der Unterhaltungsindustrie triumphal gewonnen hat, hat der Kulturphilosoph Theodor W. Adorno bekanntermaßen in unzähligen Diskursbewegungen immer wieder beklagt. In seiner postum erschienenen Ästhetischen Theorie steht der Satz: »Denn wahr ist nur, was nicht in diese Welt passt.« Das heißt: Die Lüge ist total. Bei ihm ist es kein Satz der Bewunderung, sondern des Ekels. Allerdings hat er selber immer wieder gegen sein eigenes Verdikt verstoßen, indem er weiter schrieb und sich in zahllosen Radiogesprächen hineingemeldet hat in das Unwahre, mit der Hoffnung auf Wahrheit. Die Suche nach
der Wahrheit ist einfach nicht kaputtzukriegen. Die einzige andere Alternative wäre das Verstummen, eine Art intellektueller Selbstmord. Doch solange wir reden, haben wir nicht aufgegeben.
    Aus gegebenem Anlass sollte der Kulturgeschichte der Lüge eine der Wahrheit entgegengesetzt werden, nicht um zu predigen – der Verfasser dieser Zeilen lügt schätzungsweise so viel wie alle anderen –, sondern aus sportiven Gesichtspunkten. Bei Aristoteles bildet die Wahrhaftigkeit zusammen mit der Freundlichkeit und der gesellschaftlichen Gewandtheit die später so genannten homiletischen Tugenden, also solche, die den Umgang der Menschen untereinander bestimmen. Wohlgemerkt: Freundlichkeit gepaart mit Wahrhaftigkeit! Das geht angeblich. Das wäre die Herausforderung, die uns von den Anfängen des Philosophierens herübergereicht wird. Oder, um mit Muhammad Ali zu punkten: »Ich sage die Wahrheit, einfach weil sie spannender ist.«
    Glaubt man dem Soziologen Peter Stiegnitz, können wir den Alltag ohne Täuschungen und Lügen gar nicht überleben, denn diese bewahren »das Netz menschlicher Kommunikation vor dem Zerreißen«. Sollte man es nicht einmal darauf ankommen lassen? Wie wäre es, wenn wir, die wir angeblich 200-mal am Tag lügen, am kommenden Donnerstag zwischen 14 und 15 Uhr mal stur die Wahrheit sagten? Nach Stiegnitz würde an diesem Tag Blut durch die Bürokorridore fließen. Was aber, wenn stattdessen in all dem Lügengedudel nur eine helle, nette Pause eintreten und alles ein wenig entspannter und gleichzeitig interessanter würde?
    Die Rede über die Pleiten der Lüge kann, wie gesehen, ohne große Rückgriffe auf die Bibel oder das Gewissen auskommen. Man braucht sie nicht, um Überdruss an der Lüge zu empfinden, es genügt fürs Erste der Blick auf eine Dame mit komischer Frisur. Die allerdings beruft sich auf ihr Gewissen, das sich so ohne weiteres auch nicht wegplappern lässt in der Beliebigkeits- und Geschmeidigkeitsrhetorik unserer Tage. Wir haben
das Gewissen mit gutem Grund als Instanz der Politik und des Rechts eingeschrieben, und es ist damit beileibe nicht nur für Kirchenbänke reserviert, wie Politologe Walter meint.
    Dass sich die Nazi-Mörder in den Nürnberger Prozessen auf geltendes Recht beriefen, war letztlich irrelevant für ihre Verurteilung. Alle Menschen, so argumentierten die Richter, trügen in sich eine moralische Instanz, die es verbiete, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Es gibt ein Bewusstsein darüber, was gut ist und was böse, egal, wie das die Gene jetzt finden. Es ist das Gewissen, das einfach nicht totzukriegen ist, ob es uns behagt oder nicht. Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff nennt es »die innere Stimme«. Die meldet sich eben bisweilen, ganz unpraktisch. Und das, können wir sagen, ist auch gut so.

Spielbericht: Ohne Gott läuft gar nichts
    Einige Argumente für den Glauben, die das atheistische Team blass aussehen lassen, sowie ein paar Mitspieler, vor denen selbst der Gegner normalerweise in die Knie geht
    » Was ist selbst der glücklichste Mensch ohne Glauben? Eine schöne Blume in einem Glase Wasser, ohne Wurzel und ohne Dauer.«
    Ludwig Börne
     
     
     
    Ich glaube, wir haben uns mittlerweile warmgespielt. Ich habe mich vorgestellt, in meinen zahlreichen Fehlern und spärlichen Tugenden, zu denen ich mein großes Verständnis für menschliche Schwächen aller Art zähle. Allerdings habe ich überhaupt kein Verständnis für Leute, die an gar nichts glauben. Nicht dass ich sie nicht tolerieren würde. Viele finde ich sogar nett. Einige

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