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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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hätte Kimmy vielleicht gar nicht solche Probleme gehabt. Aber du hättest vielleicht auch mal was sagen können. Irgendwas. Dass ich dir wichtig bin zum Beispiel oder dass du die Eine für mich sein willst.“
    „Ach, jetzt bin ich schuld, dass du Minderjährige flachlegst oder was? Ich könnte kotzen! Hören Sie, kotzen!“ Hannas Blick flog von Sören zum Psychologen und wieder zurück. Doch sie war noch nicht fertig.
    „Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Mann ständig einen auf Gigolo macht? Was das für ein tolles Gefühl ist, wenn er die Tochter deiner Nachbarin anmacht, die zufällig auch noch seine Auszubildende ist? Das ist strafbar, mein Lieber! Strafbar! Vom moralischen Aspekt will ich mal gar nicht reden. Und ich will auch gar nicht wissen, wen du noch alles auf deiner langen Liste hast. Tu mir einen Gefallen und verschone mich. Ich will es nicht wissen!“
    Herr Schlüter räusperte sich. „Frau Zielke, ich verstehe Ihre Enttäuschung und den Zorn, aber bitte versuchen Sie, ein bisschen ruhiger zu werden. Wir können auch erst einmal abbrechen, damit sich die Gemüter etwas beruhigen. Was halten Sie davon?“
    „Nichts halte ich davon!“, schrie Hanna. „Erst quatschen Sie hier rum von Gefühlen rauslassen und nun mach ich es, da passt es Ihnen auch nicht. Also, Sören, ich will nicht mehr die Eine für dich sein. Das ist mir längst egal. Ich will einfach, dass wir Vater-Mutter-Kind spielen, wenn Kimberley zurück ist. Und dass du deine Fremdgehereien besser tarnst, damit ich nicht ständig deine Flecken in der Wäsche finde. Mehr will ich nicht von dir. Aber verlang du nicht von mir, dass ich jetzt hier die Sünderin spiele. Ich bin nicht die Ehebrecherin. Das bist du!“
    Ein paar Minuten lang war es totenstill. Hanna atmete schwer, aber musste sich innerlich eingestehen, dass der Wutausbruch befreiend war. Nutzlos, aber befreiend. Sie wusste jetzt wieder, warum sie ihren Mann schon lange nicht mehr liebte. Aber sie wusste ebenso, dass es keine Rolle für sie spielte. Sie liebte ihr Kind und dafür würde sie alles tun. Sören senkte den Blick und sagte leise:
    „Du hast recht. Ich brauche Hilfe. Ich bin sex- und spielsüchtig.“
    Hanna bekam einen hysterischen Lachanfall und schüttelte immer noch fassungslos den Kopf, nachdem Herr Schlüter das Ehepaar überstürzt aus seinem Sprechzimmer bugsiert hatte.
    ***
    Die Szene erinnerte Elaine an amerikanische Filme – nur, dass dies hier die Wirklichkeit war. Sie saß neben Chantalles Bett im Krankenhaus und wusste nicht, wohin mit ihren Händen. Sollte sie wirklich die ganze Zeit die Hand ihrer Tochter streicheln? Vielleicht würde Chantalle das gar nicht wollen. Seit drei Stunden waren die beiden nun allein. Leo hatte sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Stirn von Elaine verabschiedet und ihr gesagt, dass er sich später melden würde. Elaines Kloß im Hals wurde dicker und dicker. Vielleicht hatte Channi nicht gelogen und Leo war wirklich ein Lustmolch wie alle anderen Männer auch.
    Ein Arzt betrat den Raum. Ständig öffnete irgendjemand anders ein Auge ihrer Tochter und leuchtete hinein. Man maß andauernd den Blutdruck und machte Reflextests. Doch Chantalle schlief wie ein Stein.
    „Sind Sie die Mutter?“
    „Ja, guten Tag, Elaine Mahler. Bitte, ich brauche ein paar Informationen. Ihre Kollegin war so schnell weg, ich habe das alles in der Hektik gar nicht richtig verstanden.“
    „Gerne. Sie müssen die Eile meiner Kollegin entschuldigen. Wir haben gerade einen schweren Verkehrsunfall reinbekommen mit vier lebensgefährlich verletzten Personen. Können Sie sich ja denken, was unten los ist. Also, was möchten Sie wissen?“, fragte der große, hagere Arzt, der hoffentlich auch wirklich ein Arzt war. Ein Schild trug er nicht am Kittel und vorgestellt hatte er sich natürlich auch nicht. So etwas tat man nur in Filmen.
    „Wie lange kann es dauern, bis meine Tochter wieder aufwacht? Kann man das sagen?“
    „Häufig wachen die Patienten nach einigen Stunden wieder auf. Man kann das nie mit Gewissheit sagen, ich möchte Sie nicht belügen, aber erst einmal gehen wir davon aus, dass Ihre Tochter wieder ganz gesund wird. Meistens geht es gut.“
    „Was soll das denn heißen? Hat sie etwa einen Hirnschaden oder so was?“
    „Das CT hat keinerlei Blutungen oder grobe Verletzungen zutage gebracht. Darum handelt es sich vermutlich lediglich um eine Bewusstlosigkeit mit einer kurzen Amnesie. Möglicherweise kann

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