Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
das alles überhaupt nichts an, Bastian genauso wenig. Selbst dieser hormonverwirrte Gockel würde schnell begreifen, dass er nie und nimmer als Vater in Frage käme. Nein, das hier musste sie alleine durchziehen. Das war kein Spiel mehr, jetzt kam das Leben.
Bei einer Kinderboutique machte sie Halt und schaute in das liebevoll dekorierte Schaufenster. Hoffentlich bekäme sie ein Mädchen! Die winzigen rosa Kleidchen und der niedliche Stubenwagen in cremebeige warteten nur darauf gekauft zu werden. Chantalle verlor sich in Tagträume, die von ihr und einer kleinen Kopie ihrer selbst handelten. Na klar, sie würde ein wunderschönes Mädchen zu Welt bringen und ihm einen tollen Namen geben. Celeste vielleicht. Chantalle und Celeste Mahler. Sie sah schon die weiße Prachtvilla direkt am Elbufer in Hamburg vor sich, in der sie residieren würden. Eine Nanny bräuchte sie und eine Putzfrau. Und Geld. Vielleicht müsste sie doch bei Bastian bleiben, aber ob der ein Kind von einem anderen Mann nahm, bezweifelte sie stark. Sie war nicht Heidi Klum, obwohl der Gedanke etwas hatte. Oh Gott, vielleicht wäre die Kleine sogar dunkelhäutig! Einmal war Chantalle mit einem Inder in die Kiste gestiegen, der vierhundert Euro für zwei Stunden locker gemacht hatte. Ein indisches Baby gefiel Chantalle irgendwie nicht, auch wenn Collien Fernandes nicht schlecht rüberkam, wenn man von ihren großen Nasenlöchern einmal absah.
Wie sie es auch drehte und wendete, sie freute sich darüber eine Mutter zu werden. Unauffällig legte sie die Hand auf den noch flachen Bauch und betrat den Laden. Ah, herrlich, all diese angenehmen Farben und Materialien! Chantalle bestaunte die ungewohnte Umgebung. Ob ihre Mutter sich auch so gefühlt hatte in der Schwangerschaft? Bestimmt nicht. Elaine war weder eine gute Mutter, noch würde sie eine fabelhafte Oma abgeben. Sie war kalt und Chantalle begriff gerade, dass sie alles ganz anders machen würde. Celeste würde wie eine Prinzessin groß werden. Weil sie nicht wusste, was Neugeborene besonders dringend brauchten, griff sie zu einem pastellfarbenen Mobilé mit filigranen Schmetterlingen. Bestimmt könnte die Süße damit schnell etwas anfangen und sich an dem Anblick erfreuen.
Draußen versuchte Chantalle sich wieder etwas zu sammeln. Okay, zu viel Gefühlsduselei half niemandem. Sie musste rausbekommen, ob es sich lohnte Bastian zu behalten, ansonsten musste ein reicher, alter Sack her, denn hochschwanger und später mit Baby konnte sie nicht arbeiten. Außerdem hatte sie keine Lust in der Bank zu versauern und womöglich als schwangere Auszubildende in die Berufsschule zu marschieren. Peinlich und absolut undenkbar, sie war ja schließlich keine von den asozialen Frisösen.
Stunden später war sie völlig in eine Eltern-Zeitschrift vertieft. Deshalb bemerkte sie auch zunächst nicht, dass Bastian bereits neben dem großen Wasserbett stand und sie anglotzte. Überrascht schlug sie das Heft zu und schob es unter ein Kissen.
„Na, Süße, möchtest du, dass ich dir ein Kind mache?“, fragte Bastian und lockerte seine Krawatte.
„Nicht direkt. Aber was hältst du eigentlich von Kindern generell? Ich mein: Magst du Kinder?“
Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und sah sie liebevoll an.
„Irgendwann möchte jeder Kinder haben, das gehört zum Leben einfach dazu. Erst die Karriere, dann die richtige Frau, dann eine Familie, so lautet mein Plan. Ich möchte mindestens drei Kinder haben.“
„Das ist total assig, was soll ich mit drei Kindern? Da wird man nur fett und hat keine Zeit mehr für sich selbst. Nein, ich will nur ein Kind.“
„Aber du hast doch selbst gesagt, dass du dich als Kind einsam gefühlt hast …“
Bastian wurde die Unterhaltung zu anstrengend. Chantalle als Mutter seiner Kinder – das war so abwegig wie Mutter Beimer als Prostituierte. Er musste kurz schmunzeln und strich ihr dann eine Strähne aus dem Gesicht. Chantalle fand das gar nicht witzig und stieß ihn zur Seite.
„Behandel mich nicht wie ein kleines Mädchen, ist das klar!?“
„Hey, Sugar, entspann dich, du bist der absolute Hammer und ich liebe dich wirklich. Natürlich will ich eines Tages Kinder und du wirst auch mit einer dicken Kugel total sexy sein. Aber jetzt haben wir erst einmal uns und genießen die Zeit zu zweit. Okay?“
„Nichts ist okay. Ich sag das jetzt nur einmal: Ich bin schwanger und zwar nicht von dir. Der Vater wird nie etwas erfahren. Willst du mich heiraten oder
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