Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe
echt nicht! So eine heilige Scheiße. Nichts als Ärger mit den Weibern. Und sieh zu, wie du meine Hose sauber machst. Bah, mach den Mist ab, sofort!“
Die Zentralverriegelung klackte. Chantalle trat zitternd nach draußen. Stockfinster war es hier, sie befanden sich offensichtlich in einer ganz verlassenen Ecke außerhalb der Stadt, irgendwo in einem finsteren Wald. Na, super. Ihre teuren Stiefel waren für Schotter und Schnee nicht gemacht. Leise fluchend suchte sie sich hastig Tannenzweige zusammen. Damit konnte sie doch nichts wegwischen! Hinter sich spürte Chantalle den Widerling. Er hatte sich drohend und stinkend aufgebaut, beobachtete sein Opfer.
„Sieh zu, dass du fertig wirst, ich frier mir einen ab! Oder willst du, dass ich dir noch anders helfe, haha!“
„Das geht hiermit nicht. Ich muss das mit Stöckchen oder Schnee machen. Ich kann schließlich nicht zaubern!“
„Oh Mann, das ist mir doch scheißegal. Laber hier nicht rum! Los, du blöde Schlampe!“
Er trat ihr in die Kniekehlen, sie schrie auf!
„Nicht! Ich bin schwanger! Alles, aber nicht mein Baby! Bitte tun Sie mir nicht weh, nicht schlagen! Bitte nicht! Ich beeil mich ja schon, wirklich!“
„Ja, ja. Wo bist du denn wohl schwanger, du bist doch spindeldürr! Du bist ja total durchgeknallt, meine Fresse, was ihr scheiß Weiber euch immer alles ausdenkt!“
So gut es eben ging, machte Chantalle sich an Mikes Klamotten zu schaffen. Mit Ästen und Schnee wischte sie ihre eigene Kotze ab. Danach kümmerte sie sich um sich selbst, anschließend um das Auto. Mike grabschte ihr hin und wieder an den Hintern, lachte schallend auf und ließ sie dann wieder machen. Nach zehn Minuten war sie fertig. Ihre Finger spürte sie vor lauter Kälte kaum noch, doch sie musste unbedingt besonnen bleiben.
„So, und jetzt? Sie können mich ja bitte direkt zu Ingmar Suhrhoff bringen, dann kümmer ich mich um alles? Ist das ein Angebot?“
„Jetzt? Ich weiß nicht. Gib mir endlich deine Sachen!“
„Welche Sachen? Meine Klamotten? Bitte, ich flehe Sie an, rühren Sie mich nicht an. Eine Fehlgeburt würde ich nicht verkraften!“
„Dein Geld! Denkst du, ich will dich ficken? Vergiss es, das mach ich lieber mit der Alten von Ingmar. Du bist mir irgendwie zu abgewichst, da steh ich nicht drauf.“
Erleichtert atmete Chantalle auf. Ihre Strategie funktionierte also, jetzt durfte sie weiterhin auf keinen Fall sexy auf ihn wirken. Sie wühlte in ihrer Jackentasche, fischte das Portmonee hervor und wollte es öffnen. Mike riss es ihr aus der Hand. Keine fünfzig Euro hatte sie dabei!
„Willst du mich verarschen? Ringe, Uhr, den ganzen Quatsch, her damit. Und die Papiere, aber dalli!“
„Ich hab keine Papiere dabei.“ Langsam entledigte sie sich ihres teuren Schmucks und ärgerte sich darüber, dass sie ausgerechnet heute alle Charms am Armband trug. Sie verlor gerade bestimmt einen Gesamtwert von sechshundert Euro – das wusste dieser Penner vermutlich gar nicht zu schätzen!
„Das Armband ist viel kostbarer als meine Papiere. Ich bin nur ein kleiner Azubi.“
„Gib die Papiere her!“ Sie saßen wieder im Wagen, er griff ihr an die Kehle. Mit der anderen Hand nestelte er in ihrer Mantelinnentasche und fand, was er suchte.
„Ach, was haben wir denn da? Zum letzten Mal, verarsch mich nicht, sonst hat dein unsichtbares Baby bald keine Mama mehr!“ Er checkte Chantalles Karten und Papiere. Fuchsteufelswild schrie er: „Du heißt nicht Anna, du heißt Chantalle Mahler! Jetzt reicht’s! Du hältst ab sofort die Fresse, lockst den Suhrhoff raus und verschwindest mit ihm. Danach keine Polizei, keine Zeitung, nichts. Erwisch ich dich, wenn du was ausplauderst, bist du tot. Oder dein Kind. Ich warne dich, du wärst nicht die Erste. Klar?“
Chantalle nickte. Sie würde sich eine neue Identität besorgen müssen. Jetzt erst recht. Mit Celeste ab nach Monaco oder Saint Tropez; das hatte sie eh vorgehabt. Der reiche Sack musste jetzt noch dringender als ohnehin schon gefunden werden.
„Ich mach’s, versprochen. Das Leben meines Kindes ist mir heilig.“
Wie ein Verrückter raste Mike zurück. Jetzt würde es endlich losgehen. Gleich konnte er sich Lisa Suhrhoff schnappen. Erregt bog er wenig später in die Veilchengasse ein.
***
Backen und Kochen beruhigte Hanna. Zur Arbeit ging sie schon lange nicht mehr – sie hatte ihren blöden Job gekündigt, das war das einzig Gute an der ganzen Tragödie. Seit Kimmys Rückkehr wollte Hanna als Mutter
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