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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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Zimmer war verkabelt, er selbst hatte sich das Glätteisen an den linken Unterschenkel geklemmt und den Lockenstab ins rechte Hosenbein geschoben.
    „Machste ja eh nicht, du blöde Kuh! Ich hab übrigens dein Glätteisen!“, rief Sebastian ausgelassen ins Nachbarzimmer. Seine Laune besserte sich. Was Verbotenes zu machen, war richtig toll!
    Oh-oh, von unten hörte er bereits seine Eltern rufen, dass er die Musik leiser drehen solle. Es ging alles furchtbar schnell. Eben hatte Sebastian sich noch gefreut, doch dann riss Julia seine Tür auf, schrie irgendwas und kippte Sebastian gleichzeitig einen Zahnputzbecher voll Wasser ins Gesicht.
    „Mamaaaaaa!“, rief Julia, aber da war es schon zu spät. Alles knallte und zischte, das Licht und die Musik gingen aus. Sebastian fiel zu Boden, die Beine merkwürdig verdreht. Der Kopf schlug auf die Kante des Bettes.
    „Sebastian! Hilfe! Mama! Papa! Schnell, oh Gott, scheiße!“
    Ihr kleiner Bruder hatte solch einen Mist mit all den Geräten gemacht, aber sie war schuld mit dem Wasser! Verdammt, ihr Vater würde sie umbringen! Julia schüttelte ihren Bruder, der aussah wie tot. Sie rief hysterisch seinen Namen, doch nichts passierte. Auch ihre Eltern waren oben angekommen und schrien durcheinander.
    „Was ist passiert? Sebastian!“, kreischte Lisa.
    „Ruf einen Krankenwagen, los, wir brauchen einen Arzt!“, brüllte Ingmar und riss die Kabel und Haartrockner von seinem Sohn ab.
    Alles war ganz schrecklich. Julia fürchtete sich so; sie hatte ihren Bruder umgebracht! Zitternd griff sie zum Telefon, begriff aber erst nach einer Minute, dass das nicht funktionierte. Sie rannte zurück in ihr Zimmer, versuchte nicht hinzuhören, wie ihre Eltern abwechselnd weinten und schrien. Vom Handy aus rief sie die 110, lief die Treppe runter. Sie musste weg, nur noch weg. Jetzt war ihre Familie endgültig kaputt. Ohne Sebastian machte alles keinen Sinn mehr; was hatte sie nur getan? Als sie beschloss, das Haus zu verlassen, hielt ein Auto vor ihrem Haus. Auch das noch! Papa hasste Besuch, außerdem musste doch gleich ein Krankenwagen dort halten.
    „Da kommt jemand“, rief Julia halb weinend, halb hysterisch nach oben.
    „Lass ihn rein, das ist bestimmt der Notarzt!“
    Julia wunderte sich. Sie durfte sonst nie einfach so jemanden ins Haus lassen. Ihre Eltern waren so misstrauisch, dass sie noch nicht einmal erlaubten, die Tür zu öffnen ohne zuvor um Erlaubnis zu fragen. Immer wollten sie mit eigenen Augen sehen, wer etwas von der Familie wollte. Sobald jemand klingelte – und wenn es auch nur der Postbote war – stellten sich Mama oder Papa ans Fenster und versteckten sich hinter der Gardine, um alles genau zu beobachten. Sie waren so bescheuert! „Alles Arschlöcher“, pflegte ihr Vater zu sagen. Sie hasste ihn aus tiefstem Herzen, jetzt noch mehr. Sebastian hatte diesen ganzen Mist doch nur gemacht, weil er sich allein fühlte! Sofort musste Julia wieder an den Zahnputzbecher denken. Vielleicht hatte sie Glück im Unglück und niemand kam drauf, dass sie Schuld an der Katastrophe war. Von oben hörte sie immer noch Mamas hysterische Schreie und Papas Geschimpfe. Hoffentlich war Sebastian nicht tot!
    Es klingelte. Julia sah Chantalle Mahler vor ihrer Haustür. Was wollte die denn hier? Unwirsch riss Julia die Tür auf.
    „Was?“
    Oh Gott, wie sah die Mahler denn aus? Sonst war sie die reinste Bitch, aber nun wirkte sie komplett irre, dreckig und verängstigt. Kaum eine Spur von der eingebildeten Tussi.
    „Hallo, Julia, kannst du bitte mal deinen Vater holen, ich muss kurz mit ihm sprechen. Es ist sehr wichtig“, sagte Chantalle gehetzt.
    „Das geht grad nicht. Kann ich was ausrichten?“
    Die Mädchen verstummten, lauschten den aufgeregten Stimmen im Obergeschoss. Irritiert schüttelte Chantalle leicht den Kopf, fuhr dann fort. Draußen wartete der Verrückte und sie musste irgendwie Ingmar Suhrhoff zu ihm bekommen. Danach: Nichts wie weg hier!
    „Pass auf, es ist wirklich dringend. Du verstehst es nicht, macht auch nichts. Hol deinen Vater! Tu es einfach, ja?“
    „Du tickst ja nicht ganz richtig!“, setzte Julia an, doch Ingmar, der hinter sie getreten war, unterbrach die beiden.
    „Gibt es ein Problem? Was willst du?“
    „Hallo, Herr Suhrhoff, es tut mir leid, aber ich hätte ein Anliegen …“
    Chantalle versuchte es mit ihrer üblichen Masche. Leicht geöffneter Mund, tiefer Blick, dunkle Stimme – doch es gelang überhaupt nicht. Die Stimmung war viel zu

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