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Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe

Titel: Das Kellerzimmer - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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zugeben, dass sie der einzige Gast mit passendem Outfit gewesen war. Hier war alles so provinziell! Elaine unterbrach ihre Gedanken.
    „Ich glaube, Lisa sitzt in diesem Moment bei einem Seelenklempner und erzählt ihm, wie sehr ihr geliebter Ingmar eine warme Mahlzeit am Abend schätzt. Oder sie hat grad Gruppentherapie. Jedenfalls irgendeinen Scheiß in dieser blöden Klapse.“
    „Elaine! Manchmal bist du wirklich gemein. Lisa hat jeden Grund für eine Depression.“
    „Ich auch. Übrigens muss ich nächsten Monat aus dem Haus raus. Der Vollstrecker besucht mich inzwischen fast täglich.“
    „Wie bitte? Und wo ziehst du hin? Elaine, das ist ja schrecklich!“
    „Sag ich ja. Ich hätte auch allen Grund für eine Depression. Und ich glaube, dass Chantalle inzwischen Geld für Sex nimmt. Wie war noch gleich der Begriff dafür…?“
    Sie waren vor Hannas Haus angekommen und schauten betroffen zu Boden.
    „Ich bin pleite, Hanna. Komplett pleite. Eine Wohnung hab ich noch nicht und Mats ist es scheißegal, was mit seiner Ex passiert. Um Chantalle kümmert er sich auch nicht mehr. Vielleicht sollte ich es meinem Töchterlein gleichtun.“ Sie lachte bitter auf.
    „Komm erst mal mit rein, wir finden schon eine Lösung. Ich muss unbedingt aus diesen Klamotten raus. Mich gruselt es, wenn ich mir vorstelle, dass Fredi vor Lisas Fenster ermordet wurde. Ich krieg das nicht aus meinem Kopf, solange ich die schwarzen Sachen an hab.“
    „Schwarz macht allerdings schlank. Du siehst mindestens drei Kilo leichter aus“, merkte Elaine an.
    „Charmant wie immer. Setz dich schon mal ins Wohnzimmer. Ich geh nur kurz hoch und zieh mich um. Mal gucken, was Kimmy macht. Vermutlich hat sie zwei Tüten Chips aufgegessen und sitzt wie immer vor der Glotze.“
    Hanna eilte nach oben und rief im Vorbeigehen vor Kimberleys verschlossener Zimmertür: „Ich bin wieder da, mein Schatz! Kommst du runter zu uns? Elaine ist auch hier. Ich kann uns ein paar Sandwiches machen. Hat irgendwer angerufen?“
    Keine Antwort. Wie immer. Also zog sie sich schnell frische Sachen an und ging dann in das Zimmer ihrer Tochter. Sie hatte aufgeräumt und sogar das Bett gemacht.
    Hannas Augen flogen durch den Raum, irgendwas war hier falsch. Der Boden unter ihren Füßen zog sich langsam zu den Seiten zurück, sie brüllte: „Kimmy!“. Dann sah sie den Zettel.
    „Elaine!“, keuchte Hanna, Tränen schossen ihr aus den Augen. Sie sank auf Kimmys Bett, den Zettel in der Hand. „Elaine, Kimmy ist weggelaufen.“
    ***
    Nun lag er unter der Erde. Sie sollte eigentlich erleichtert sein, doch das war sie nicht. Lisa gelang es einfach nicht, dem anstrengenden Gedankenkarussell zu entkommen. Trotz der vielen Tabletten, die man ihr hier gab. Trotz der Gespräche mit ihrem Therapeuten. Und trotz der Beruhigungen ihrer Freundinnen. Elaine und Hanna besuchten sie fast jede Woche und redeten auf sie ein, sagten ihr, dass nun alles gut werden würde, wo Fredi Kummer tot war. Nichts war gut! Wer hatte denn ihren widerlichen Nachbarn abgestochen? Wieso fand die Polizei den Mörder nicht? Irgendetwas war faul an der Sache, das wusste Lisa genau.
    Die meisten Tabletten warf Lisa ins Klo. Nur die Schlaftablette nahm sie regelmäßig und eine gegen das ständige Zittern. Wenn sie alles nähme, würde sie überhaupt nicht mehr da sein, befürchtete sie. Und eigentlich gab es sie doch auch schon kaum noch. Ihr Leben war kaputt. Sie hatte ihre Kinder seit zwei Wochen nicht gesehen und auch ihre Eltern kamen selten zu Besuch.
    „Du brauchst jetzt deine Ruhe und musst ganz an dich denken“, sagten alle. Aber was wussten die schon. Sie wollte ihr altes Leben zurück haben! Ihren Mann, ihre Kinder, ihr Haus. Es war doch eigentlich gar nicht so schlecht gewesen, wenn man mal vom Kellerzimmer absah. Jedenfalls besser als jetzt. Lisa hatte das Gefühl, für nichts und niemanden mehr wichtig zu sein. Selbst die Ermittlungen der Polizei liefen komplett ohne sie ab. Sie war in der Psychiatrie und damit amtlich verrückt. Mit ihr redete keiner mehr.
    Immer noch hatte sie niemandem von den Nacktfotos erzählt. Das brauchte sie ja auch nicht mehr zu tun, denn Fredi Kummer war vermutlich der Fotograf gewesen. Doch jetzt hatte Lisa Angst, dass seine Mutter die Bilder entdecken würde und in der ganzen Straße herumzeigte. Vielleicht wusste auch die Polizei längst Bescheid. Sie griff zum Telefon neben ihrem Bett und drückte die 1. Das war die Nummer des Schwesternzimmers.
    „Lisa

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