Das Keltenkreuz
im Gewölbe. Sollte ich sie dort liegenlassen? Ich wußte es nicht. Sollte ich sie mir noch einmal anschauen?
Keine Ahnung.
Aber das Gefühl blieb und natürlich auch der Gedanke an Duncan Cameron. Er wollte alles einsetzen, um das Kreuz in seinen Besitz zu bringen. Ich fragte mich, wie man so fanatisch sein konnte. Wollte er es wirklich nur haben, um es in seinem Park aufzustellen? Oder steckten andere Motive dahinter? Er hatte sich mir gegenüber recht offen gegeben, aber man schaut Menschen nur vor und nicht in den Kopf. Ich befand mich außerhalb seines Hauses, er hatte im Innern freie Bahn. Ich versuchte mir vorzustellen, was er jetzt tat und womit er sich beschäftigte.
Auf eine akzeptable Lösung kam ich nicht. Meine Folgerungen glitten ins Leere. Aber das Gefühl blieb.
Ich entschloß mich, nicht weiterzugehen. Kein Spaziergang durch den Park. Im Haus war ich besser aufgehoben. Möglicherweise sogar im Gewölbe, den Weg dorthin kannte ich.
Zunächst einmal suchte ich nach einer Tür, durch die ich das Haus betreten konnte. Es war eine vergebene Suche, ich bekam keinen zweiten Eingang zu Gesicht und entschloß mich für den Rückweg. Auf dem Weg blieb ich diesmal nicht. Ich hielt mich eng an der Hauswand und damit im toten Winkel für denjenigen, der am Fenster stand, um hinauszuschauen. Seitwärts lief ich die Stufen der Treppe hoch. Die große Tür – schon mehr ein Portal – war nicht abgeschlossen. Es ließ sich auch relativ leicht öffnen, weil eine mechanische Hilfe dafür sorgte, und ich war dankbar, daß sie in den großen Angeln nicht knarrte.
Vor mir lag eine Halle. Der große Tisch mit dem herrlichen Blumenstrauß hatte hier vorhin noch nicht gestanden. Der Gärtner mußte ihn mittlerweile gebracht haben.
Da wir weiblichen Besuch erwarteten, sollten die Blumen vielleicht so etwas wie ein Willkommensgruß für Vivian Cameron sein. Wo sich ihr Großonkel aufhielt, war mir unbekannt. Ich kannte so gut wie nichts von diesem Haus, abgesehen vom Gewölbe und von meinem Zimmer, das in der ersten Etage lag. Über eine breite Treppe, die sich zudem noch gabelte, konnte ich es erreichen.
Es war still in der Halle. Eine komische, sommerliche Stille, auch geprägt durch das helle Sonnenlicht, das freie Bahn hatte und der Halle die Düsternis der mittelalterlichen Möbel nahm.
Wieder schlug ich den Weg zum Gewölbe ein. Diesmal allein. Ich hoffte auch nicht, daß mir Cameron in die Quere lief, der hätte mein Verhalten nur als Schnüffelei angesehen, womit er im Prinzip auch recht behalten hätte.
Der Boden bestand aus großen Steinquadraten, die im Verbund lagen.
Auf Teppiche hatte man hier unten verzichtet.
Diesmal ging ich langsam und war darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Aber es sah und hörte mich niemand. Ich erlebte keine Reaktion und hoffte, daß Vivian Cameron nicht zu früh hier eintraf.
Die Tür zum Keller lag in einer dunklen Ecke, deshalb konnte ich auch den Lichtstreifen erkennen, der unter der Tür hervorsickerte.
Ich überlegte. Hatten wir beim Verlassen des Kellers das Licht angelassen oder wieder ausgeschaltet? Verflixt, ich kam nicht darauf und ärgerte mich über mich selbst.
Aber ich wurde noch mißtrauischer und vorsichtiger.
Diese Tür ließ sich nicht geräuschlos öffnen. Bei jedem Laut verzog ich das Gesicht. Es hörte sich an, als wären die Angeln dabei, irgendwelche Steine zu zermalmen.
Der Spalt wurde nur so breit, daß ich mich soeben hindurchdrücken konnte. Vor mit lag die Treppe. Das Licht schimmerte auf den Steinen.
Es hatte sich nicht verändert, und doch spürte ich, daß es eine Überraschung geben konnte.
Ich ging weiter. Meine Hand rutschte dabei über das Geländer hinweg.
Nur so leise wie möglich die Füße aufsetzen! Kein verdächtiges Geräusch verursachen!
Die großen Fässer sahen aus wie kugelige Riesen. Es roch nach Whisky und auch nach dieser alten Feuchtigkeit. Und kalt war es auch.
Das Licht begleitete mich bis zu dieser Tür, hinter der Curly Brown gestorben war.
Vor ihr blieb ich stehen.
Zu hören war nichts, auch nichts zu sehen, denn unter ihr sickerte kein Licht hindurch. Es war so normal, wie ich es kennengelernt hatte, aber ich wollte mehr wissen und erfahren, ob mein mißtrauisches Gefühl berechtigt war.
Deshalb legte ich ein Ohr gegen das Holz. Es war leider zu dick und auch zu dicht. Fremde Geräusche, die mein Mißtrauen untermauert hätten, hörte ich nicht.
Dafür zog ich die Tür
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