Das Keltenkreuz
auch nicht vor, mich von diesem Kerl länger an der Nase herumführen zu lassen. Es war schon genug Zeit vergangen.
Ich ging auf ihn zu. Er mußte mich wie ein Gespenst sehen, daß sich aus der Dunkelheit löste, und er wartete auch ab. Im Kerzenlicht warf sein Körper einen übergroßen und leicht bizarren Schatten an die Wand, der sich plötzlich bewegte und dabei noch größer wurde, weil auch Josh in die Höhe schoß.
Er drehte sich auch.
Plötzlich starrten wir uns an, und ich wußte, daß der kräftige Mann in meiner Größe nicht so schnell aufgeben würde. Man konnte es spüren; die Feindschaft strömte mir entgegen. Er ballte seine linke Hand zur Faust, weil er mir den Inhalt auf keinen Fall zeigen wollte, aber ich war schneller, griff zu und drehte ihm die Arme auf den Rücken.
Das heißt, ich wollte es, denn plötzlich glühte mein linkes Schienbein auf. Dort hatte mich der mörderische Tritt des Gärtners erwischt.
Ich ließ ihn los, weil ich nicht anders konnte, aber es war auch unmöglich für mich, auf den Beinen zu bleiben. Ich sackte in die Knie, was wiederum mein Glück war, so pfiff der Rundschlag über meinen Kopf hinweg, und Josh geriet ins Taumeln.
Ich kämpfte mit den Kerzen. Zwei von ihnen hatte ich umgestoßen, rollte darüber hinweg und löschte die Flammen. Danach kam ich wieder hoch, aber das Gewicht auf das linke Bein zu verlagern war nicht ganz einfach.
Ich konnte kaum Druck ausüben.
Josh griff nicht an. Er starrte auf seine Handfläche. Auf die linke, wo das lag, was er vom Bett aufgeklaubt hatte.
Noch immer wußte ich nicht Bescheid, aber der Kerl wollte das Zeug tatsächlich zum Mund führen und es verschlucken.
Ich flog auf ihn zu. Die Distanz zwischen uns war nicht groß. Ich hatte mich auch nicht großartig abzustützen brauchen, und mit meiner ausgestreckten Hand erwischte ich seinen linken Arm, bevor er das Zeug schlucken konnte.
Der Arm fiel nach unten, das Zeug segelte aus seinen Fingern. Der Gärtner fiel zurück. Er landete auf dem Bett und ausgerechnet auch auf dem Toten. Die Leiche wippte ebenso wie er, aber darum kümmerte sich Josh nicht. Er wollte wieder hochkommen, was ich auch zuließ, aber nur bis zu einer gewissen Höhe.
Da erwischte ich ihn mit der Handkante.
Plötzlich zuckte sein Kopf vor und zurück. Die Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an, denn ich hatte genau die anvisierte Stelle getroffen. Einen Moment später sackte der Gärtner in sich zusammen.
Das heißt, er fiel wieder zurück und blieb quer über der Leiche liegen.
Keuchend richtete ich mich auf. Dieser Kampf war kurz, aber heftig gewesen. Es passierte nicht oft, daß ich einen Gegner mit den Fäusten angehen mußte, und ich boxte auch nicht gern. Ich bevorzugte andere Kampfsportarten, in die mich Freund Suko inzwischen gut eingeweiht hatte.
So wie Josh aussah, würde er noch für eine Weile in seinem Traumland zurückbleiben. Ich konnte mir Zeit lassen und nach dem Zeug suchen, das ich ihm aus der Hand geschlagen hatte. Weit konnte es nicht gefallen sein, wobei ich jetzt froh war, die kleine Leuchte bei mir zu tragen. Ich suchte in ihrem Schein den Boden ab und verstärkte somit das Licht der beiden noch brennenden Kerzen.
In der unmittelbaren Nähe des Betts lag das Zeug nicht, und deshalb suchte ich ein Stück davon entfernt und stellte mir vor, wohin es gefallen sein könnte.
Der helle Lichtkreis wanderte ebenfalls über den Boden, der hier bei weitem nicht so sauber war wie oben. Schmutz und vielleicht auch Spinnweben hatten eine dünne Schicht gebildet, in die sich das Zeug förmlich hineingedreht hatte.
Die Schmerzen in meinem Knie ignorierte ich, als ich mich bückte und meine Finger nach dem Zeug ausstreckte. Ich klemmte es fest und wußte schon beim ersten Anfassen, was ich da in der Hand hielt. Es war die Masse, die aus den Augen des Curly Brown herausgeschleudert worden war. Aber sie war nicht mehr weich, sondern hart geworden.
Dabei fühlte sie sich an wie Kunststoff.
Ich drehte das Zeug zwischen den Fingern und fragte mich, weshalb es der Gärtner hatte schlucken wollen. Was steckte dahinter? Warum tat er so etwas?
Das wollte mir nicht in den Kopf. Masse aus den Augen eines Menschen.
Oder woher stammte es?
Diese Frage konnte ich mir nicht beantworten, aber ich war froh, als ich das leise Stöhnen vom Bett her hörte. Als ich mich drehte, richtete sich der Gärtner soeben auf, wobei er verwundert den Kopf schüttelte und nicht zu wissen schien, wo er sich
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