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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf.
    Auch wieder sehr langsam und behutsam. Jetzt nur keinen Fehler machen. Der erste Blick durch den dünnen Spalt bewies mir, daß mein Mißtrauen berechtigt war. Der Winkel war gut, denn ich sah das Licht von vier brennenden Kerzen, die jemand aufgestellt hatte, der jetzt auf dem Bett saß, wo der Tote lag.
    Auch wenn ich nur den Rücken des Mannes sah, Cameron war es nicht.
    Aber so völlig unbekannt war mir der Kerl auch nicht. Ich hatte ihn schon einmal gesehen. Allerdings nicht hier im Haus, sondern draußen im Park.
    Der Gärtner. Ja, es war der Gärtner, der sich in das Gewölbe und zu dem toten Curly Brown eingeschlichen hatte.
    Das mochte verstehen, wer wollte, ich zumindest hatte meine Schwierigkeiten, aber meine Neugierde peitschte hoch, denn ich wollte wissen, was dieser Mann dort tat.
    Noch saß er auf dem Bett. Er hatte Kontakt mit der Leiche bekommen.
    Das war zu hören. Das leise Klirren der Ketten erreichte meine Ohren, als er den Toten bewegte.
    Die Rätsel nahmen zu.
    Weshalb schlich jemand zu einem Toten? Setzte sich auf dessen Bett und faßte ihn an, als wollte er Abschied nehmen? Das tat man nur mit einer Person, die man kannte. Wenn das so war, konnte ich davon ausgehen, daß der Gärtner und Curly miteinander bekannt gewesen waren.
    Ich wollte ihn fragen, zögerte allerdings, als sich der Gärtner bewegte und sich dabei drehte. Hinter dem Spalt stehend, registrierte ich die Bewegung sehr genau. Der Gärtner schob den starren Körper zur Seite.
    Dann beugte er seinen Oberkörper vor und beschäftigte sich mit etwas, das ich nicht erkennen konnte, weil das Licht der Kerzen leider daran vorbeifloß.
    Aber die Hände des Mannes bewegten sich. Mit den Fingern der rechten Hand klaubte er etwas von der Bettdecke weg, legte es auf den Handteller der linken, um erneut mit den Fingern der rechten…
    Er nahm etwas von der Bettdecke weg, was dort gelegen hatte und ich nicht erkennen konnte.
    Der Mann war so sehr in seine Aufgabe vertieft, daß er die Umgebung nicht wahrnahm und auch nicht bemerkte, wie ich die Tür weiter aufdrückte, damit ich das Gewölbe betreten konnte. Ich blieb dabei im Schatten, das Knarren der verdammten Angel hatte ihn gar nicht gestört.
    Er mußte sich wirklich sicher fühlen.
    Ich blieb innen vor der Tür stehen. Meine Gestalt verschmolz mit der grauen Dunkelheit. Ich holte erst Luft, bevor ich den Gärtner ansprach.
    »Darf ich fragen, was Sie an diesem Toten so interessiert?« Meine Stimme hatte nicht laut geklungen, in der Stille aber hatte der Mann sie trotzdem gehört. Ihm war der Schreck in die Glieder gefahren, der aber hatte ihn zu einer Statue werden lassen.
    Bis auf den Kopf. Er drehte ihn in meine Richtung. Wahrscheinlich sah er mich nicht, aber er stellte mir eine Frage. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin hier Gast.«
    Der Kerl lachte kratzig. »Hier unten Gast? Das glaube ich nicht.«
    »Doch.«
    »Okay, Sie sind Sinclair.«
    »Stimmt.«
    »Der Boß hat mir von Ihnen berichtet.«
    »Aha, dann hat der Boß Sie auch nach hier unten geschickt, nicht wahr?«
    »Ja – genau. Er sagte zu mir: Josh, geh nach unten und entsorge den Toten.«
    »Einfach so?«
    »Warum nicht?«
    »Es ist also das Normalste von der Welt, Sie in den Keller zu schicken, wo Sie eine Leiche entsorgen sollen?«
    »Das nicht, aber bei meinem Boß darf man sich nicht wundern. Soll er das selbst tun?«
    »Nein, aber ich denke, daß auch Sie nicht der geeignete Mensch dafür sind.«
    Der Gärtner hob die Schultern. »Was Sie denken, ist mir egal. Hier herrschen die Gesetze des Duncan Cameron, und er hat mich eben beauftragt.«
    »Da können wir ihn fragen?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Ich will.«
    »Aber ich nicht, Mister. Ich werde meine Aufgabe hier durchführen, ob es Ihnen paßt oder nicht. Die Ketten habe ich bereits gelöst. Jetzt muß ich den Toten noch wegschaffen.«
    »Wohin?«
    Er antwortete kichernd. »Auf den Kompost. Da kann der Körper verrotten.«
    Ich schüttelte den Kopf. Für mich war dieser Mensch nicht mehr normal.
    Der hatte einen Schlag weg. Eine Leiche auf den Kompost zu werfen, statt sie zu beerdigen, das war völlig irre. Er saß in einer lauernden Haltung auf dem Bett und wartete darauf, daß ich etwas tat.
    »Kommen Sie her!« befahl ich.
    »Nein, ich bleibe. Ich schaffe den Toten weg.«
    »Schön. Und was haben Sie vorhin vom Bett genommen? Sie legten es in Ihre linke Hand.«
    »Nichts.«
    »Ich sah es anders.«
    »Sie haben sich geirrt!«
    Das hatte ich nicht, und ich hatte

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