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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwieg. Sie stand noch unter dem Eindruck des Erlebten und schaute auch hoch zum Kreis am Querbalken. Das veranlaßte mich, ebenfalls einen Blick dorthin zu werfen, aber ich konnte beim besten Willen nichts feststellen. Ich verließ das niedrige Plateau und ging zu ihr.
    Ich nahm Vivians Hände zwischen die meinen. »Was haben Sie denn?«
    Sie mußte zunächst tief Luft holen, bevor sie etwas sagen konnte. »Tun Sie mir einen Gefallen, John, und halten Sie mich nicht für eine übergeschnappte Gans oder dumme Ziege.«
    »Pardon, wie käme ich dazu?«
    »Ich habe etwas gesehen«, behauptete sie.
    »Und was?«
    Sie streckte den Arm aus und deutete an mir vorbei. »Dort oben, wo sich die beiden Balken treffen, da sah ich die Augen.«
    »Oder auch nicht. Meine Güte, ich habe Ihnen von Curly Brown erzählt…«, sagte ich.
    »Stimmt. Er hatte doch Kreuze in den Augen. Und hier sah ich das gleiche. Kleine Kreuze, auf dem Kopf stehend, dunkel. Schwarz wie Ruß.«
    »Sind Sie sicher, Vivian?«
    »Hundertprozentig. Und jetzt erst glaube ich Ihnen richtig, was Sie mir erzählt haben. Da waren schwarze Kreuze zu sehen. Nicht lange, aber sie kamen wieder. Sie zeigten sich nur kurz, verschwanden, kehrten wieder zurück und waren weg.«
    »Das ist gut«, sagte ich.
    »Meinen Sie das wirklich? Ich kann mir etwas anderes vorstellen.«
    »Ich auch, Vivian, aber wir sind nun mal hier und werden alles versuchen, das Rätsel zu lösen. Und damit fangen wir jetzt an.«
    »Wie denn?«
    »Lassen Sie mich nur machen. Schauen Sie einfach zu.«
    »Ja, versprochen.« Ihre Stimme hatte etwas leise geklungen, auch gepreßt, denn sie stand unter einem starken Druck. Was hier vorgefallen war, hatte sie noch nie zuvor erlebt. Obwohl noch nichts passiert war, hatte es sie doch erschüttert.
    Ich stieg wieder höher und blieb abermals vor dem großen Keltenkreuz stehen. Wieder mußte ich den Kopf weit in den Nacken legen, um die Spitze sehen zu können. Natürlich schaute ich mir den Punkt an, wo sich die beiden Balken kreuzten, aber Augen bekam ich nicht zu Gesicht.
    Vor mir stand ein Kreuz. Ich besaß ebenfalls eines. Keines der beiden Kreuze war normal, und als ich meines auf den flachen Handteller legte, schaute ich genau hin.
    Es blieb normal. Ich fühlte den oberen, dann den unteren Balken. Keine Wärmeabstrahlung, es blieb normal.
    Der Treffpunkt der beiden Balken war wichtig. Und wieder reckte ich mich, stellte mich auf die Zehenspitzen und hielt das Kreuz nur mit zwei Fingern fest.
    Trotz des starken Windes hörte ich das Kratzen, als mein Kreuz über das Gestein schabte. Ein wichtiger Moment für mich. Ich wartete auf eine Reaktion. Sekunden vergingen. Ich blieb in der Haltung, schaute auf das Steinkreuz, aber da passierte nichts. Es zeigten sich keine Risse. Ich hörte auch kein Knacken oder Reißen, aber der plötzliche Wärmestoß raste von der obersten Stelle meines Kreuzes durch den senkrechten Balken hindurch bis in meine Hand hinein.
    Keine Hitze, nur Wärme. Ich hielt meinen Talisman auch fest. Eine Veränderung war wohl nicht zu sehen, dann hätte mir Vivian Bescheid gegeben, aber beide hörten wir trotzdem etwas.
    Ein fürchterlicher Schrei brandete auf!
    Weder Vivian noch ich hatten den Schrei ausgestoßen. Es befand sich auch niemand in der Nähe, der ihn abgegeben haben könnte, aber wir beide hatten uns nicht geirrt.
    Und wir wußten auch, daß dieser Schrei nicht von einer Frau, sondern von einem Mann stammte. Er mußte unter wahnsinnigen Schmerzen leiden, hatte möglicherweise einen Stoß wie von einer glühenden Schwertklinge erhalten und war nun zusammengebrochen.
    Ich zog meine Hand wieder zurück, nahm die normale Haltung ein und drehte mich um.
    Vivian war noch immer bleich. Sie stand auf dem Fleck, das Gesicht war zur Maske geworden. Erst als sie mich sah, drehte sie langsam den Kopf. Ich stand schon vor ihr, als sie fragte: »Den Schrei haben Sie doch auch gehört, nicht wahr?«
    »Ja, habe ich.«
    »Und wo?«
    Ich hob die Schultern. »Tut mir leid, das habe ich nicht herausfinden können.«
    Sie nickte, wartete, bevor sie fragte: »Wiederholt hat er sich auch nicht?«
    »Nein.«
    Sie schaute den Weg zurück, wo sie hergekommen waren. »Von dort ist er auch nicht aufgeklungen, das kann ich beschwören.« Ihr rechter Arm glitt in die Höhe, zeigte in eine bestimmte Richtung, wobei sie nickte.
    »Ich meine, er wäre von dort gekommen.«
    »Da steht die Kathedrale.«
    »Klar. Und er hat auch nicht geklungen wie bei

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