Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einzuschwenken, wo ein schmalerer Weg auf das Ziel zuführte.
    Auf der Insel hielten sich nur wenige Besucher auf. Einige hatte ich an der Anlegestelle gesehen. Mit ihren Rucksäcken waren sie sofort zu erkennen, aber auf dem Weg zur Kirche und zum Kreuz waren wir allein.
    Plötzlich sahen wir es. Auch Vivian war beeindruckt, denn sie blieb stehen.
    »Das ist es, John«, flüsterte sie und schaute mich von der Seite her an.
    Sie wollte wohl mein Gesicht sehen und dem Ausdruck entnehmen, was ich dachte.
    Ich blieb gelassen, denn auf die Entfernung hin war nichts Ungewöhnliches an diesem Steinkreuz zu erkennen. Im Hintergrund stand die Kirche, und das große Kreuz stand ebenfalls etwas erhöht. Auf einem mit Rasen bewachsenen Plateau, dessen uns zugedrehte Seite durch Steine abgestützt worden war.
    Ein graues Kreuz aus grauem Stein. Mit einem sehr langen unteren Ende versehen, allerdings in den Proportionen gleichzusetzen mit der Größe eines normalen Kreuzes. Den Querbalken sahen wir auch, aber er wirkte im Gegensatz zu dem längeren doch klein und kompakt. Auch das hatte seinen Grund, denn um die Winkel des Querbalkens herum lagen die vier Kreissegmente aus Stein. Der Balken sah deshalb aus, als wäre er von einem Rad umschlossen.
    »Sie sagen ja nichts, John.«
    Ich hob nur die Schultern.
    »Sind Sie so beeindruckt?«
    »Nein, das nicht. Ich habe schon des öfteren Keltenkreuze gesehen, wenn auch nicht hier, aber die Größe ist schon außergewöhnlich. Nur kann ich Duncan Cameron nicht verstehen, daß er es von Iona wegschaffen und in seinen Garten stellen wollte.«
    »Ich begreife es auch nicht.«
    Niemand hielt sich am Kreuz auf und auch nicht in der Nähe der grauen Kirche. Der Wind fegte über das flache Land hinweg, als wollte er Vivian und mich permanent begrüßen.
    Wir näherten uns dem Kreuz diesmal mit langsameren Schritten. Auch die Vögel störten uns nicht mehr mit ihrem Geschrei. Als würden sie einen großen Bogen um dieses Denkmal fliegen.
    Vor der kleinen Steinmauer blieben wir stehen. Zwei bis drei Schritte nur war das Kreuz jetzt von uns entfernt, so daß wir es sehr genau anschauen konnten.
    »Fällt Ihnen etwas auf, John?« fragte Vivian leise.
    »Nein, im Moment nicht.«
    »Mir auch nicht. Aber ich habe trotzdem eine Gänsehaut bekommen. Das ist schon komisch.«
    »Es hängt vielleicht damit zusammen, daß Sie daran gedacht haben, was Ihr Onkel mit dem Kreuz vorhatte.«
    »Habe ich nicht. Jetzt, wo Sie mich daran erinnern, tue ich es. Und mir fällt auf, daß keine Spuren vorhanden sind. Mit den bloßen Händen kann niemand das Kreuz aus dem Boden zerren. Dazu benötigt man schweres Gerät, aber das sehe ich nicht hier.«
    »Es sollte wohl erst noch geliefert werden«, sagte ich.
    »Ach so.«
    Ich wollte näher an das Keltenkreuz heran, um es auch berühren zu können. Oft genug tat ein Kontakt damit gut, da spürte man dann etwas, da kam was rüber, und das hoffte ich auch von diesem Kultgegenstand.
    Für mich war es das, denn das Kreuz vereinigte zwei Kulturen, wie sie gegensätzlicher nicht sein konnten. Ich hob das Bein an, dann stand ich auf der kleinen Erhöhung, ging noch einen Schritt weiter und nahm es unter die Lupe.
    Es bestand aus altem Stein, daran gab es nichts zu deuteln. Die rauhe Oberfläche spürte ich, als ich mit den Fingerspitzen darüber hinwegstrich. Es passierte nichts. Kein Funken, kein Rieseln durch meinen Körper, und auch das Kreuz ›meldete‹ sich nicht, wie ich es eigentlich gehofft hatte.
    Trotzdem glaubte ich nicht daran, daß dieser Fall auf einem Irrtum beruhte. Das Kreuz hatte etwas. Nicht zu erklären, aber ich merkte schon, daß es besonders war. Auch von der Größe, und für mich warf es einen schwachen Schatten, der über meinen Körper fiel.
    Um die Schnittstelle der beiden Balken zu erreichen und damit auch den Kreis, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, streckte beide Arme aus, reckte mich und machte auch die Finger so lang wie möglich.
    Es klappte nur schwer. Meine Fingerkuppen berührten soeben noch die Unterseite des Querbalkens, das war auch alles. Höher kam ich beim besten Willen nicht, zuckte aber zusammen und ließ die Arme wieder sinken, als ich hinter mir Vivians leisen Schrei hörte.
    Sofort drehte ich mich um.
    Die junge Frau war bleich geworden und schüttelte den Kopf. Sie sah aus, als hätte sie etwas Furchtbares entdeckt, und diesmal malte sich der Schauer sehr deutlich bei ihr ab.
    »Was haben Sie?« fragte ich.
    Vivian

Weitere Kostenlose Bücher