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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wäre er um einiges gewachsen. Der Druck verteilte sich über die Stirn, erwischte aber auch die Seiten und setzte sich irgendwo im hinteren Teil fest.
    Auch konnte ich nicht sagen, wieviel Zeit inzwischen vergangen war.
    Eine Stunde, mehrere, ein halber Tag.
    Hier unten war alles gleich. Tag und Nacht nur Finsternis.
    Ich wollte nicht mehr auf dem Rücken liegen. Bewegen konnte ich mich.
    Es war nichts gebrochen und auch nichts verstaucht. So unternahm ich einen ersten Versuch, um mich aufzurichten, was nur klappte, weil ich mich seitlich mit den Händen abstützte.
    Schließlich saß ich und wartete ab, bis sich der Schwindel wieder gelegt hatte.
    Ich stand noch nicht auf, sondern tastete mich selbst ab und war nicht überrascht, daß die Beretta fehlte. Der Abt würde sie bestimmt gebrauchen können.
    Das Kreuz hatte er mir nicht abgenommen und auch nicht die kleine Lampe in der Seitentasche. Über ihr Vorhandensein freute ich mich wie über einen großen Gewinn. Ich zog sie hervor und schaltete sie ein. Als ich die optimale Einstellung gefunden hatte, bewegte ich den Arm mit der Lampe und ließ den Kegel durch das Verlies streifen. Nackte Wände sah ich vor mir, aber ich befand mich nicht allein hier unten. Zwar lag Vivian nicht an meiner Seite, dafür erschienen plötzlich starre Gesichter, wenn die aus der Dunkelheit gerissen wurden. Manche noch unfertig, andere wiederum schon glatt geschliffen. Ich sah auch Steinklötze aus hellgrauem Fels und eine Steinsäge, die auf einem langen Brett montiert worden war.
    Das hier war zwar ein Verlies, denn es gab keine Fenster, aber zugleich befand ich mich in der Werkstatt eines Steinmetzen oder eines Bildhauers, und die gehörte sicherlich zum Kloster.
    Auch in meiner Nähe stand einer dieser Steine, die noch bearbeitet werden mußten. Ich rutschte an ihn heran, benutzte ihn als Stütze und stemmte mich hoch.
    Auf ihm nahm ich Platz. Durchatmen, nachdenken. Ich roch jetzt auch den Staub, der in der feuchten Luft klebte. Im Sitzen drehte ich mich um.
    Die Werkstatt war recht groß. Ich sah sogar eine Tür, was mir wieder etwas Hoffnung gab.
    Wer hier arbeitete, begnügte sich nicht nur mit einem Projekt, sondern mit mehreren. An den Wänden standen die halbfertigen Gestalten, gehauen aus einem Stück und groß wie Menschen.
    Sollten das Heilige sein?
    Ich fing an nachzudenken, während ich den Lampenstrahl von einer Figur zur anderen tanzen ließ. Nein, das wollte mir irgendwo nicht in den Sinn. Heiligenfiguren hatte ich in meinem Leben schon einige gesehen, und ich wußte, daß alle einen bestimmten Ausdruck in den Gesichtern hatten. Etwas entrückt und verklärt, als wollten sie dabei in eine andere Welt schauen.
    Diese hier nicht.
    Sie sahen anders aus.
    Sie waren ziemlich normal, ähnelten den Menschen. Jedenfalls hatte der Künstler versucht, sich an ihr Ebenbild zu halten, was ich selbst an den noch nicht fertigen Figuren entdeckte.
    Ich zählte sie nach und kam auf die Zahl Sechs!
    Genau in diesem Moment schaltete sich ein biochemisches Relais in meinem Kopf ein.
    Sechs – das war es! Sechs Männer waren verschwunden, und hier in dieser unterirdischen Werkstatt des Klosters sah ich sechs Figuren. Es mußte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht den sechs Personen glichen, nach denen ich suchte.
    Zumindest ihre Ebenbilder hatte ich gefunden. Sie selbst aber blieben verschwunden. Die Annahme, sie tot zu wissen, verdichtete sich immer mehr in mir.
    Warum tat man das? Für wen waren die Figuren bestimmt? Sollte durch die Erschaffung ein schlechtes Gewissen besänftigt werden? Oder sollte dem Götzen Lug ein Opfer gebracht werden?
    Ich wußte keine Antwort, aber ich wollte auf keinen Fall der siebte Mann sein.
    Langsam stand ich auf. Es klappte. Zwar war ich nicht topfit, aber ich würde mich bewegen können. Mit langen Schritten durchmaß ich diese Werkstatt. Auf Umwegen näherte ich mich der Tür, die möglicherweise in die Freiheit führte, wenn sie nicht verschlossen war.
    Sie bestand aus Holz. Dicke, noch rohe Bretter waren da zusammengeleimt worden. Eine Klinke gab es auch, ein Schloß ebenfalls, das ich mir genauer anschaute.
    Beim Bücken spürte ich das harte Tuckern hinter der Stirn, biß die Zähne zusammen – und erschrak, als ich jenseits der Tür ein Geräusch hörte.
    Es war für mich nicht genau zu identifizieren gewesen. Da konnte durchaus ein harter Gegenstand umgefallen sein, das aber war sicherlich nicht von allein geschehen.
    Ich trat von

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