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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Tür zurück und knipste meine Leuchte aus. Schlagartig fiel wieder die Dunkelheit über mir zusammen. Aber es war nicht mehr so finster wie zuvor, denn etwas hatte sich verändert.
    Unter der Tür sickerte ein schmaler Lichtstreifen hervor, der flackerte und von einer Kerze zu stammen schien.
    Für mich war es der Beweis, daß sich auf der anderen Seite der Tür jemand aufhielt.
    Jetzt wurde es spannend. War die Person gekommen, um mich zu holen, oder hatte sie etwas anderes vor?
    Ich sah, wie sich der schmale Lichtstreifen veränderte. Er nahm an Helligkeit zu, auch an Kälte, als stammte das Licht jetzt zusätzlich von einer grellen Lampe.
    Ich wartete ab, riskierte es noch einmal, die eigene Leuchte einzuschalten, ließ den Schein durch die Werkstatt huschen, um das zu finden, was ich gesucht hatte.
    Eine genügend große, aber noch nicht fertige Statue, die mir Deckung gab.
    Ich schloß die Augen. Noch immer tuckerte es in meinem Körper. Auch die Glieder waren schwer. Ich verwünschte den Abt und seinen verdammten Likör, aber ich dachte auch an Vivian Cameron, die doch mehr zu wissen schien, als ich angenommen hatte. Jetzt war ich soweit, um mir die Frage zu stellen, ob sie Bescheid gewußt hatte und eingeweiht worden war. Dann hätte sie mit dem Abt gemeinsame Sache machen müssen.
    Sollte sich dies herausstellen, wäre ich verdammt enttäuscht gewesen.
    Dann hätte ich meiner Menschenkenntnis nicht mehr getraut. Die Zeit verging. Das Licht veränderte sich nicht mehr. Ich behielt den Spalt im Auge. Die kalte und nach Staub schmeckende Luft wollte ich auch nicht mehr einatmen. Sie tat mir einfach nicht gut, aber ich kam aus eigener Kraft auch nicht raus.
    Noch vor kurzer Zeit hatte ich gefroren. Das änderte sich nun, denn ich fing an zu schwitzen. Es lag weniger an den Temperaturen als an meiner inneren Erregung.
    Was tat sich hinter der Tür?
    Noch nichts. Die bewegte sich nicht. Niemand wollte sie zunächst öffnen.
    Aber ich vernahm auch keine Stimme. Lange wollte ich nicht mehr warten. Ich würde die Dinge selbst in die Hand nehmen, denn niemand läßt sich gern auf der Nase herumtanzen.
    Es passierte doch etwas. Ein Geräusch entstand, als die Tür über den Boden kratzte, und ich spitzte die Ohren.
    Licht fiel in mein Gefängnis. Nicht das Licht einer Kerze, sondern das eines grellen Scheinwerfers, der jenseits der Tür schräg unter der Decke hing und seinen Strahl so in den Nachbarraum schicken konnte. Ein Teil der Werkstatt wurde von dieser grellen Lichtbahn erhellt. In ihr tanzte der Staub in unzähligen Partikeln, aber dafür hatte ich nur am Rande einen Blick.
    Für mich war einzig und allein wichtig, wer sich aus dem anderen Raum in die Werkstatt schob, denn seine schlurfenden Schritte waren genau zu hören.
    Er kam näher.
    Er trat über die Schwelle.
    Ich hatte mich mit dem Rücken gegen die Figur gedrückt, schielte an ihr vorbei, sah den anderen zum erstenmal und erlebte eine heftige Reaktion meines Herzschlages, denn diese Gestalt konnte einem Menschen Angst einjagen.
    Es war ein furchtbar aussehender Mann. Einer mit einem unwahrscheinlich dicken Körper, der auch deshalb so dick wirkte, weil der Kopf im Gegensatz zu ihm sehr klein war. Er wirkte wie eine Kugel mit Gesicht. Auf dem Kopf wuchsen sehr kurze Haare. Sie standen in die Höhe, aber zwischen ihnen gab es genügend freie Stellen, so daß die Haarbüschel mehr wie Inseln wirkten.
    Der Mann trug graue Arbeitskleidung. Einen Overall, aus dessen Brusttasche einige Werkzeuge hervorschauten, die er für seine Arbeit benötigte. Man konnte sie auch als Mordwaffen mißbrauchen. Der Gedanke huschte mir nur kurz durch den Kopf.
    War das wirklich ein Bildhauer?
    Dieser Mensch entsprach überhaupt nicht der Vorstellung, die man sich von einem derartigen Künstler machte. Er wirkte auf mich groß und ungehobelt.
    Hinzu kam das Gesicht mit dem verschlagenen Ausdruck. Den aufgeplusterten Wangen, den feuchten Lippen und den kleinen, blitzenden Augen, über denen nicht mal Brauen wuchsen.
    Ein Mensch und zugleich ein Untier, denn mich erschreckte nicht mal so sehr das Äußere an ihm, sondern vielmehr der Gegenstand, den er in der Hand hielt. Es war ein Beil!
    Bestimmt wollte er damit kein Holz zerhacken. Ich ging davon aus, daß er es für seine Arbeit benutzte, um den Stein zu behauen und in die richtige Form zu bringen.
    Sollte das tatsächlich stimmen, mußte das Beil verdammt scharf sein, und es würde, wenn es mich traf, vielleicht sogar

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