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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Schwan gdie Tür nach innen auf und enthüllte …
    Eine Szene der Verwüstung.
    Jim trat ein, voller Hast und von plötzlicher Furcht erfaßt. Die Wohnung war durchwühlt worden. Und zwar ziemlich gründlich. Die Vorhänge heruntergerissen, Kissen zerfetzt, Vasen zerbrochen, Bücher zerrissen, Bilder aus ihren Rahmen gezerrt.
    »Suzy!« Jim stapfte über das Chaos, richtete das Sofa, schleuderte die herabgefallenen Vorhänge zur Seite. In die Küche. Ins Badezimmer.
    Das Schlafzimmer.
    Das Bett war gemacht. Die Bettdecke ordentlich. Die blassen Seidenvorhänge hingen vor den Fenstern, unberührt. Das Auge des Hurrikans in einem bösen Sturm.
    Jim fühlte sich ganz elend.
    »Lieber Gott, nein!« stammelte er.
    Das Telephon auf dem Nachttisch klingelte. Er riß den Hörer hoch.
    »Ich wette, du bist ziemlich sauer, was?« sagte die Stimme von Derek.
    »Wer ist da?«
    »Du erinnerst dich an mich, oder zumindest an meine Neunmillimeterautomatik, nicht wahr?«
    Jims Herz drohte in die Hose zu rutschen. Seine Knie gaben nach. »Suzy«, flüsterte er. »Sie haben Suzy, nicht wahr?«
    Jim hörte Geräusche von jemandem, der sich wehrte. Dann ein Klatschen. Und das schreckliche Geräusch der weinenden Suzy.
    »Ich bringe Sie um.« Jim zitterte unkontrolliert. »Wenn Sie ihr etwas tun, bringe ich Sie um.«
    »Ich bin sicher, das würden Sie gerne. Aber es ist unnötig. Sie können die Kleine wiederhaben. Möglicherweise sogar in einem Stück, wenn Sie tun, was man Ihnen sagt.«
    »Und das wäre?«
    Derek redete, und Jim hörte zu. Und Jims Gesicht, blaß, bleich und geisterhaft, wie es ohnehin schon war, wurde noch blasser, bleicher und geisterhafter.

29
     
    Die Kapelle spielte ›Believe It If You Like‹.
    Es war eine große Blechkapelle, mit großen, bierbäuchigen Männern. Sie trugen schicke Uniformen, purpurn mit goldenen Schärpen und mit dem Emblem des auffliegenden Vogels Greif darauf. Und hohe glänzende schwarze Stiefel und Trompeten und Kornetts und große Baßfagotte.
    Und sie marschierten durch Butts Estate und spielten ›Believe It If You Like‹.
    Kinder kreischten und winkten mit ihren Union Jacks.
    Und alte Mütterchen kreischten und wedelten mit ihren Spitzentaschentüchlein.
    Und alte Männer nickten mit den Köpfen zum Rhythmus.
    Und eine Dame mit einem Strohhut sagte: »Sie spielen in C-Dur.«
    Und ein Medizinstudent namens Paul sagte: »O nein, das tun sie nicht.«
     
    Und der Wetterbericht sagte: »Kein Regen.« Und die Wintersonne schien hell und freundlich, und es war ein ganz besonderer Tag, o ja, das war es.
    Der Silvesterabend.
     
    John Omally warf einen Blick auf seine goldene Piaget-Armbanduhr. (Nun, er war schließlich doch imstande gewesen, die eine oder andere Spesenabrechnung durchzusetzen.)
    »Fast vier«, sagte er. »Wo steckt Jim?«
    Norman Hartnell kam herbeigerannt.
    »Hast du etwas von Jim gehört?« fragte John.
    »Nein«, antwortete Norman. »Es ist das gleiche wie immer. Du bist der letzte Mensch, der ihn lebend gesehen hat. Vorgestern abend.«
    »Was ist mit seiner Freundin? Er hat gesagt, er wolle zu ihr.«
    »Sie ist nicht da. Ich hab’ Dutzende Male geklingelt, aber ich hab’ keine Antwort bekommen. Und ich hab’ auch keine Zeit, das für dich zu machen. Glaubst du, die beiden könnten …«
    »Was denn?« Omally versteifte sich. »Du meinst, sie sind zusammen weggelaufen? Durchgebrannt oder wie?«
    »Mehr als möglich, John. Dieser Jim ist bis über beide Ohren verknallt.«
    »Nein«, sagte Omally. »Nein und nein.« Er schüttelte wild den Kopf. »Das hätte Jim niemals getan. Nicht, ohne mir vorher Bescheid zu sagen.«
    »Vielleicht hatte er Angst, du könntest ihm seinen Plan ausreden?«
    »O nein.« Omally warf einen weiteren Blick auf seine goldene Armbanduhr. Wenn er schon imstande gewesen war, genügend Spesen abzurechnen, um sich diese Uhr zu leisten, dann hatte Jim vielleicht ebenfalls genügend Kohle beiseite geschafft, um die Fliege zu machen. Und er hatte es von ihnen beiden nötiger.
    Plötzlich verspürte John eine gähnende Leere in sich. Irgendwie war ihm der Gedanke nie gekommen, daß Jim und er vielleicht nicht bis ans Ende aller Tage die besten Freunde bleiben würden. Sie waren schließlich ein Team. Sie waren die beiden Kumpel.
    Und sie waren Individualisten.
    »Ich muß zurück in die Brauerei«, sagte Norman. »Da kommen neue Kisten mit Bier aus dem De-Entropisierer, und ich muß sie rüber zum Schwan bringen. Ich seh’ dich dann später beim

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