Das Kettenlädenmassaker
gibt sogar Fotos?« Jim blätterte die Seite um. »Bei allen guten Geistern, John! Das ist reinstes Dynamit! Wenn das rauskommt, landen wir im Tower von London. Informationen wie diese hier könnten das gesamte Establishment zum Einsturz bringen!«
»Könnte es, ja«, sagte Omally.
»Stell dir vor, das fällt jemandem in die Hände, der die Engländer nicht leiden kann.«
»Ja, stell dir das vor«, sagte John Omally, der Sohn Irlands.
»O nein, John, das würdest du doch nicht tun? Das könntest du nicht!«
»Nein«, sagte John, »das wollte und könnte ich nicht. Was ein Mann in seiner privaten Menagerie d’amour macht, ist ganz allein seine Sache.«
Jim blätterte eine weitere Seite um, schrie: »Waaaah!« und stieß John das Buch in den Schoß. »Nimm es weg! Verbrenn es! Ich wünschte, ich hätte nie hineingesehen!«
John klappte das Buch zu und schob es zurück in seine Jackentasche.
»Dann werden wir eben nicht reich«, sagte Pooley mit einem langen, herzzerreißenden Seufzer.
»O doch, das werden wir.«
»Aber du hast gesagt, daß du das niemals tun würdest oder könntest!«
»Ich wollte dich nur richtig wach machen, Jim. Das ist nicht der Teil des Buches, der uns beide zu reichen Leuten macht.«
»Du meinst, es stehen noch schlimmere Sachen drin?«
»Nicht schlimmere, Jim, und überhaupt nichts von der Sorte. Das war bloß eine kleine Fußnote, eine Randbemerkung … aber sie hat mich zum Nachdenken gebracht. Was weißt du von den Frühen Tagen Gottes und den Brentforder Schriftrollen?«
»Das haben wir in der Schule durchgenommen. Es hatte irgendwas mit Papst Gregor zu tun, der den Kalender vom Julianischen zum Gregorianischen geändert hat, wodurch das Jahr elf Tage kürzer wurde. Was diesen übergeschnappten Mönch aus Brentford dazu veranlaßt hat, eine Pilgerfahrt nach Rom anzutreten und die Göttlichen Tage zurückzuverlangen.«
»Und?«
»Hm, hatte der Papst nicht so die Schnauze von seiner Quengelei voll, daß er den Bewohnern von Brentford zwei Tage gelassen hat, falls sie diese wünschten?«
»Genau das. Und er gab dem Mönch ein Dekret mit, in dem er seinen Willen schriftlich niedergelegt hat.«
»Die Schriftrollen von Brentford.«
»Ganz genau die.«
»Aber der Mönch wurde ermordet, als er wieder zu Hause war, und deswegen hat Brentford nie die zusätzlichen Tage erhalten, die es sowieso nicht wollte. Und alle lebten glücklich bis an ihr Ende. Außer dem Mönch.«
»Sehr gut, Jim. Es ist dir doch tatsächlich gelungen, das bedeutungsvollste Ereignis in der Geschichte Brentfords mit wenigen kurzen Sätzen in einen Haufen von stumpfsinnigem Kohl zu verwandeln.«
»Tut mir wirklich leid, John, aber ich sehe die Bedeutung dieses bedeutungsvollen Ereignisses nicht. Ganz besonders schleierhaft ist mir, wie wir mit diesem Wissen reich werden wollen.«
»Dann laß mich es dir erklären. Der Papst hat dem Mönch gesagt, daß Brentford zwei zusätzliche Tage pro Jahr haben kann, die Göttlichen Tage, und das bis in alle Ewigkeit. Doch diese Option wurde niemals eingelöst. All das hat sich im Jahre 1582 ereignet, und wir schreiben jetzt das Jahr 1997, also genau vierhundertfünfzehn Jahre später. Was bedeutet …?«
»Ich hab’ nicht den dunstigsten Dunst«, antwortete Jim. »Was bedeutet das?«
»Es bedeutet, daß Brentford zum Ende dieses Jahres über achthundertunddreißig Tage verfügt, die ihm gehören. Das sind mehr als zwei Jahre, Jim!«
»Bitte entschuldige, aber ich verstehe immer noch nicht, John. Was bedeutet das?«
»Jim, was geschieht am einunddreißigsten Dezember des Jahres 1999?«
»Eine verdammt gewaltige Party.«
»Korrekt. Die Feiern zum Jahrtausendwechsel. Die größten, kostspieligsten und am besten finanzierten Feierlichkeiten in der gesamten Geschichte der Menschheit.«
»Und?«
Omally warf verzweifelt die Hände hoch. »Und? Und? Die Bewohner von Brentford haben einen Anspruch darauf, zwei Jahre früher zu feiern als der Rest der Menschheit, einem ganz besonderen Erlaß von Papst Gregor zufolge. Er hat den Kalender umgestellt, und was er verfügt, das gilt.«
Jim öffnete einmal mehr den Mund, um sein ›Und?‹ auszustoßen, doch statt dessen fragte er schließlich: »Wie war das?«
»So langsam kommst du dahinter, wie? Der Millenium-Fonds. Millionen über Millionen Pfund, zur Seite gelegt für alle möglichen Pläne und Projekte. Und die Einwohner von Brentford sind berechtigt, zwei Jahre vor allen anderen die Hand auszustrecken.«
»Das soll
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