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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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war wohl nicht mehr der passende Ausdruck, schien ihm. Gut und gerne paßte sehr viel besser.
    Omally dachte nach und setzte sich, als er feststellte, daß er gleich neben Pooleys Lieblingsbank stand.
    Er und Jim hatten in der Vergangenheit so manches Abenteuer genossen. Sie waren in die eine oder andere wirklich schreckliche Geschichte verwickelt gewesen, doch sie waren immer wieder mit hoch aufgerichteten Köpfen daraus hervorgekommen, selbst wenn ihre Taschen leer geblieben waren. Diese Geschichte mit den Brentforder Schriftrollen war genau ihre Sorte von Ding. Ein Abenteuer, wenn es denn jemals eines gegeben hatte. Die Jagd nach den wertvollen Artefakten, ganz ohne Zweifel im Wettlauf mit irgendeinem bösartigen Irren, der sie für sich selbst haben wollte. Kämpfe auf Leben und Tod, Aufregung, Risiko …
    Omally kratzte sich ein weiteres Mal am Kinn. Vielleicht hatte Jim ja recht. Vielleicht war es wirklich eine dumme Idee. Die Schriftrollen waren aller Wahrscheinlichkeit nach für immer verloren. Und selbst wenn sie die Rollen fanden — würde das Millennium-Komitee zwei dahergelaufenen Brentforder Tölpeln, die zufällig über ein altes Pergament gestolpert waren, so einen Haufen Kohle aushändigen?
    »Ich bin kein Tölpel«, sagte Omally laut, und ein einsamer Radfahrer sah ihn erschrocken an.
    »Und ich bin kein Transvestit!« rief der andere zurück. »Ich ziehe mich manchmal eben gerne anders an, na und? Wer macht das nicht?«
    Omally ließ es ihm durchgehen. Dann blickte er hinunter zu seinem Handgelenk, wo er, hätte er eine Armbanduhr getragen, seine Armbanduhr getragen hätte.
    »Halb neun«, sagte er. »Hm. Was mache ich jetzt? Soll ich noch mal bei Jim vorbeischauen und versuchen, ihn doch noch zu überreden? Oder soll ich einen Spaziergang zu Professor Slocombe unternehmen und ihn fragen, was er über die Brentforder Schriftrollen weiß? Oder gehe ich in den Schwan zurück und trinke noch ein Pint? Oder vielleicht doch nach Hause und ins Bett?«
    Ein schiefes Lächeln huschte breit über John Omallys Gesicht. Vielleicht konnte er ja zu jemand anderes Zuhause gehen und in dessen Bett schlafen? Und halb neun war gerade die Zeit, zu der Jack Bryant zu seiner Nachtschicht aufbrach. Und der Alte Pete, Beobachter des Inkubus, hatte sich im Fliegenden Schwan häuslich niedergelassen.
    Omally erhob sich von Pooleys Bank, streckte sich, stopfte sein Hemd in die Hose, fuhr mit den Fingern durch das lockige Haar und machte sich mit einem Pfeifen auf den Lippen auf den Weg zur Haltestelle.
     
    Jim Pooleys Kessel pfiff nicht. Es war eines von diesen elektrischen Modellen, und diese Dinger pfeifen nie. Sie schalten sich einfach ab. Nun ja, die meisten tun es. Jims Kessel tat es nicht, weil es Jims Kessel war und weil er elektrisch war und Jim und elektrische Apparate nicht miteinander auskamen. Außerdem — selbst wenn Jims Kessel einer von der pfeifenden Sorte gewesen wäre, hätte er im Augenblick nicht pfeifen können. Weil er nämlich voller gebackener Bohnen war.
    Jim hob den Deckel seines nicht-pfeifenden Kessels und spähte auf den munter köchelnden Eintopf.
    »Fast fertig«, sagte er.
    Die Brotscheibe, aus der Jim einen Toast herzustellen gedachte, lag gefährlich unsicher auf dem Schutzgitter des zweiflammigen Gaskochers. Beide Flammen brannten, weil der Schalter, mit dem die eine abgeschaltet wurde, zufällig abgebrochen war. Jim drehte das Brot um und verbrannte sich dabei die Finger.
    »Autsch!« sagte Jim, wie man das eben so tut.
    Aber Jim hatte noch ein Pfeifen in sich übrig. Schön, es war ein ziemlich mieser Tag gewesen, aber es gab ja immer noch das Morgen. Für heute mußten gebackene Bohnen mit Toast reichen, und anschließend würde er früh zu Bett gehen. Vielleicht war er ja sogar imstande, den gefürchteten Kreislauf von Aufstehen-und-zum-Buchmacher-gehen-und-dann-ins-Pub-und-dann-zur-Bank-vor-der-Bücherei-und-dann-nach-Hause-zum-Tee-und-wieder-ins-Pub-und-von-dort-ins-Bett zu durchbrechen.
    Vielleicht.
    »Morgen fange ich neu an«, sagte sich Jim. »Vielleicht gehe ich sogar runter zur Arbeitsvermittlung und sehe nach, was es an Jobs gibt.« Er erstarrte und blickte sich um. Dann schüttelte er den Kopf. »Das hat niemand gehört, oder?« flüsterte er. »Nein«, schloß er.
    »Also gut, machen wir uns jetzt über diese Bohnen her.«
    KLOPF, KLOPF, KLOPF, machte es an Pooleys Tür.
     
    KLOPF, KLOPF, KLOPF, machte John Vincent Omally an Mrs. Bryants Küchentür. Das Licht wurde

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