Das Kettenlädenmassaker
stolz auf dich wegen diesem großartigen Deal, den du mit dem Papst ausgehandelt hast, und wenn du dir die Hucke vollaufen lassen willst, um das zu feiern, wo würdest du dann hingehen?«
Jim deutete auf die Karte. »Ich würde in Zuo diu vliegende Swan gehen.«
»Genau wie ich. Also laß uns zuerst dort nachsehen.« John trank sein Bier aus, nahm die beiden leeren Gläser und ging damit zur Theke.
»… der irische Uri Geller«, sagte der Alte Pete, »rieb an einem Löffel, und dann fiel ihm der Finger ab.«
»Alter Bastard«, sagte Omally.
»Wen nennst du hier alt? Das ist eine diskriminierende Behauptung. Es sollte wirklich ein Gesetz geben gegen Leute, die solche Bemerkungen fallenlassen.«
John streckte dem Teilzeitbarmann die beiden Gläser hin. »Noch mal das gleiche, bitte.«
Neville machte sich an die Arbeit.
»Neville«, sagte John, »du hast doch bestimmt einen Schrank, wo du die Sachen drin aufbewahrst, die andere verloren haben?«
»Selbstverständlich habe ich das. Eine richtige Mönchszelle. Es gibt sie schon, seit der Fliegende Schwan gebaut wurde.«
»Ach wirklich?« fragte John in beiläufigem Ton.
»Ja. Da liegen Sachen drin, die irgendwelche Gäste vor Jahren vergessen haben.«
»Wirklich?« fragte John erneut.
»O ja. Schirme, Kartenspiele, Hüte, sogar zwei Steinschloßpistolen und ein Mönchsranzen.«
Omally wollte ein drittes Mal: »Wirklich?« sagen, doch er brachte keinen Ton heraus.
»Ich schätze, ich müßte mal richtig aufräumen da drin«, sagte Neville. »Aber ich finde einfach nie genügend Zeit dazu.«
»Ich könnte es für dich tun«, erbot sich John mit einer eigenartig erstickt klingenden Flüsterstimme.
»Stimmt was nicht mit deiner Stimme?« fragte Neville. »Du flüsterst so eigenartig erstickt.«
»Nein.« John räusperte sich. »Ich kann das für dich tun. Ich fang’ direkt an.«
»Oh, ich möchte dir aber keine Umstände machen.«
»Das sind keine Umstände, wirklich nicht. Betrachte es als meine gute Tat für den heutigen Tag.«
»Na schön, wenn du es so willst.«
John rieb sich die Hände.
»Tu, was du nicht lassen kannst«, fuhr Neville fort »Aber ich warne dich gleich, dort unten gibt es nichts das auch nur einigermaßen wertvoll wäre.«
»Das hab’ ich auch nie geglaubt.«
»Gut«, sagte Neville. »Dann bist du auch nicht enttäuscht, wenn du die Brentforder Schriftrollen nicht findest.«
John kehrte mit den beiden vollen Gläsern zu Jim an den Tisch zurück.
»Was ist denn los an der Theke?« erkundigte dieser sich neugierig. »Warum lachen alle so? Und warum machst du ein Gesicht wie sieben Tage Regen?«
»Schon gut«, sagte John in bitterem Tonfall.
»Kann ich davon ausgehen, daß wir unsere Suche nach den Schriftrollen an einem anderen Ort fortsetzen?«
»Das kannst du. Komm, wir werfen noch einen Blick auf die Karten.«
»Ich glaube nicht, daß uns das weiterhilft. Sieh nur, ich hab’ auch eine moderne Karte der Gemeinde fotokopiert. Alles ist überbaut worden. Siehst du, was an der Stelle des früheren Klosters steht?«
John sah es. »Das Polizeirevier«, sagte er.
»Wir finden die Rollen jedenfalls nicht, wenn wir nach den Karten vorgehen.« Jim trank von seinem Bier. »Wie viele Leute mögen schon vor uns auf diesen Gedanken gekommen sein?«
»Allein im Fliegenden Schwan so um die zwei Dutzend, wie es scheint«, sagte John zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Was war das?«
»Schon gut. Also schön, legen wir die Karten beiseite. Benutzen wir statt dessen unseren Grips.«
»Also gehst du doch nicht von einem schnellen Sucherfolg aus?«
»Falls die Schriftrollen existieren, werden wir sie auch finden. Vertrau mir.«
»Oh, das tue ich. Aber wir müssen uns schon etwas verdammt Radikales einfallen lassen.«
»Nekromantie!« sagte John.
»Ja, das ist in der Tat radikal. Wovon redest du überhaupt?«
»Wir rufen die Geister der Toten an.«
»John, also bitte. Werd vernünftig.«
»Aber Spiritisten tun so etwas die ganze Zeit über!«
»Ich bin einmal aus einer spirituellen Kirche hinausgeworfen worden«, erinnerte sich Jim.
»Tatsächlich? Und warum?«
»Nun, ich bin überhaupt erst hingegangen, weil sie ein Medium zu Gast hatten, eine Mrs. Batty Mondschein oder so, und diese Batty hat immer wieder gesagt: ›O ja, hier sind sehr viele Geister! Ich kann sie spüren, überall. Sie versuchen mit uns zu kommunizieren‹. Und dann sagte sie: ›Ich erhalte eine Nachricht für jemanden namens
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