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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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John.‹«
    »Ja«, sagte John. »Es ist schon merkwürdig, aber das sagen sie immer.«
    »Und in dem Augenblick, wo sie das sagt, strecken überall in der Kirche irgendwelche Johns ihre Hände hoch. Und dann hab’ ich dazwischengerufen: ›Fragen Sie doch nach dem Nachnamen von diesem John‹, und sie haben mich rausgeworfen.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Ich wollte doch nur helfen. Aber ich glaube nicht, daß es wirklich funktioniert. Du?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber wenn es funktionieren würde und wir direkt mit dem Mönch reden könnten …«
    »Das würde nur gehen, wenn wir eine Zeitmaschine hätten.«
    Omally lachte.
    Nicht so Pooley. »Das ist es!« sagte er.
    »Das ist was?«
    »Eine Zeitmaschine!«
    »Hast du vielleicht als Kind eine Ladung Bleisoldaten verschluckt?«
    »Nein, John, ich weiß, wovon ich rede! Genau so machen wir’s. Wir reisen in der Zeit zurück!«
    »Wir reisen zurück in die Bar und nehmen noch ein paar Bier.«
    »Nein, John! Das ist kein Witz! Ich mache diese mentalen Übungen inzwischen schon seit Monaten. Ich versuche, nur kraft meines Verstandes in der Zeit vor und zurück zu reisen.«
    »Auf der Suche nach den richtigen Lottozahlen. Ich mußte mich ziemlich anstrengen, um nicht zu lachen.«
    »Aber ich schaffe es nur rückwärts. Ich erlebe meine Kindheit wieder und immer wieder.«
    »Das ist keine Zeitreise, Jim, das sind Erinnerungen. Du erlebst deine Kindheit, weil du dich daran erinnerst. Weiter nichts.«
    »Ich kann es. Ich weiß, daß ich es kann.«
    »Du spinnst. Geh nach Hause.«
    »Ich kann es.« Jims Gesicht zeigte tiefsten Ernst.
    »Du machst wirklich keine Witze, wie?«
    »Nein, mache ich nicht.«
    »Ich laß die beiden noch mal auffüllen«, sagte John und nahm die Gläser an sich. »Und dann werden wir uns ein wenig eingehender unterhalten.«
     
    Kurz nachdem der Fliegende Schwan für den Nachmittag geschlossen hatte, konnte man Jim und John einmal mehr über die Durchgangsstraßen Brentfords schlendern sehen. »Also schön«, sagte John. »Probieren wir’s eben aus. Wo willst du es tun?«
    »Ich hab’ es immer auf der Bank vor der Memorialbücherei getan.«
    »Das ist ein wenig zu öffentlich für meinen Geschmack. Mach es im Park.«
    »Okey-dokey.«
    John und Jim schlenderten hinunter zum Park. Nur wenige Leute waren unterwegs, ein oder zwei Männer, die ihre Hunde ausführten, eine junge Mutter mit einem Kinderwagen.
    Jim setzte sich mit dem Rücken an einen Baum.
    »Und was genau machst du jetzt?« erkundigte sich John.
    »Ich schlafe, jedenfalls so ähnlich.«
    »Meine Güte, meine Güte.«
    »Aber es ist kein richtiger Schlaf. Es ist ein veränderter Zustand.«
    »Bist du eigentlich nüchtern, wenn du das machst?«
    »Manchmal.«
    »Kann ich vielleicht etwas tun, um dir zu helfen?«
    »Du könntest ein Geräusch wie ein Preßlufthammer machen.«
    »Warum denn das?«
    »Nun ja, in der Nähe der Bibliothek reißen sie die Straße auf, und ich habe das Gefühl, als würde das Geräusch helfen.«
    »Brrrrrrrt«, machte John Omally und bemühte sich sichtlich, ein ernstes Gesicht zu behalten.
    »Eigenartig, aber das klingt wie eine Vespa.«
    »Raaaaaaaa«, machte John.
    »Nicht schlecht, aber kannst du das auch in a-Moll?«
    »A-Moll«, sagte John. »Das wirft mich in der Zeit zurück.«
    »Mich auch, aber warum wirft es dich zurück?«
    »A-Moll. Die Blues-Mundharmonika. Ich hatte eine Hohner. Sie war in a-Moll. Blues ist immer in a-Moll.«
    »Vielleicht hat das etwas zu bedeuten. Also los, mach esin a-Moll.«
    Omally machte es in a-Moll.
    Eine Dame mit einem Strohhut spazierte vorbei. »So was sollte verboten sein«, sagte sie.
    John fuhr fort mit seinem a-Moll, während Pooley es sich am Baum gemütlich machte und die letzten Vorbereitungen traf. Er atmete ein paarmal tief durch, dann schloß er die Augen.
    Und bald war das träumende Bewußtsein von Jim wieder einmal auf seiner Rundreise durch die Zeit.
    Lotteriekugeln machten pop, pop, pop, und der Typ vom Glücksrädchen, der gar nicht der Typ vom Glücksrädchen war, brachte die gleichen alten dummen Sprüche. Jim fand sich erneut unter den Zuschauern wieder, und erneut war sein linkes Bein dick bandagiert. Dann war es wieder da, dieses Aufstehen-und-zum-Buchmacher-gehen-und-dann-ins-Pub-und-dann-zur-Bank-vor-der-Bücherei-und-dann-nach-Hause-zum-Tee-und-wieder-ins-Pub-und-von-dort-ins-Bett …
    »Zurück!« befahl Jim. »Weiter zurück.«
    »Mmmmmmmmm«, machte John Omally.
    Jim ging weiter

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