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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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ich neue Blessuren davontrage. Ich meine, was soll schon noch groß passieren?«
    Und während er dies sagte, wandte Jim sich kläglich ab, rutschte auf der nassen Erde aus und fiel schwer in das tiefe Loch.

21
     
    Der Sommer näherte sich dem Ende, und mit ihm Jims Aufenthalt im Cottage Hospital. Er war nicht mehr im Streckverband, und die Gipsbinden waren abgenommen. Er war noch immer ziemlich steif, doch er konnte bereits wieder ganz gut laufen, mit Hilfe eines Stocks.
    Jim hatte seine Zeit jedoch nicht mit Müßiggang verbracht. Er hatte ein Buch geschrieben:
     
    Die Brentforder Schriftrollen:
    Mein Anteil an ihrer Entdeckung
     
    Nun ja, zumindest hatte er mit diesem Titel angefangen zu schreiben. Später hatte er sich dann zu Titeln hingezogen gefühlt, die reißerischer geklungen hatten, wie: Jäger der verlorenen Schriftrollen, Schriftrollenjäger, und schließlich, ohne einen nach außen hin offensichtlichen Grund, außer daß ihm der Klang gefiel:
     
    Das Brentforder Kettenlädenmassaker.
     
    Obwohl vorgeblich eine rein faktische, autobiographische Erzählung, hätten nur wenige, die Jim persönlich kannten, dieses eisenharte, dynamische, Dimac-beherrschende Sexsymbol von Held wiedererkannt mit seiner schier unglaublichen Geistesgegenwart und seinem Hang zu edlen Weinen und Miezen anziehenden Porsches.
    Jim hatte sein Manuskript an mehrere größere Verlage geschickt, doch bis jetzt war noch keine Antwort eingegangen. Bastard-Lubber hatte er erst gar nicht angeschrieben. 32 Seine Zeitreisen hatte er nahezu ganz aufgegeben, nicht ohne vorher reichlich Mühen auf ihre Perfektion zu verwenden. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er kam immer nur in die Vergangenheit. Und die Vergangenheit erschien ihm alles andere als ein fröhlicher Ort.
    Im Verlauf seines monatelangen Krankenhausaufenthalts hatte er zahlreiche Besuche von John erhalten und war gezwungen gewesen, den lebhaften Schilderungen von großen, lukrativen Unternehmungen zu lauschen. Von Kartenspielen, Tombolas und öffentlichen Quizveranstaltungen, von Wet-T-Shirt-Wettbewerben (von denen es allem Anschein nach eine endlose Menge gegeben hatte) und von geführten Besichtigungstouren und Sponsorenverträgen. Doch die Millionen waren so weit entfernt wie eh und je, genauso wie die Tausender und die Hunderter.
    »Ich habe so verdammt viele Ausgaben«, beschwerte sich John.
     
    Jim humpelte an seinen Krücken nach Hause. Die Bäume im Memorial-Park trugen bereits ihre herbstlichen Farben, und Autumn Hughes, der Gärtner, fegte herabgefallene Blätter zusammen. Die Sonne stand inzwischen tief, und die Luft war frisch. Der Gedanke an etwas Frisches lenkte Jims Schritte in Richtung des Fliegenden Schwans. Und der unverbesserliche Optimist in ihm verschaffte seinem Humpeln soviel Elan, wie unter den gegebenen Umständen nur möglich war.
    Als Jim jedoch den Fliegenden Schwan erreichte, legte sich der Optimist in ihm wieder schlafen.
    Ein großes Neonkreuz blinkte an der Stelle, wo früher das Schild des Fliegenden Schwans im Wind gebaumelt hatte. Die ›Straße nach Golgatha‹, in bunten Buchstaben, blinkte rot, dann grün, dann gelb, dann grün und wieder rot.
    Jim sandte ein Stoßgebet zum Himmel, ließ den Kopf hängen und humpelte weiter.
    Er ließ sich auf der neuen Bank vor der Memorialbücherei nieder. Doch die neue Bank, ganz aus Beton, war schrecklich unbequem. Jim sandte ein weiteres Gebet zum Himmel, ließ den Kopf noch tiefer hängen und humpelte nach Hause.
    Er drehte den vertrauten Schlüssel in dem vertrauten Schloß und suchte Zuflucht in seinem Heim. Keine Vertragsangebote von irgendeinem Herausgeber lagen auf der Fußmatte und begrüßten ihn, und das ganze Haus roch feucht und tot. Jim seufzte. Der Optimist in ihm war längst ins Koma gefallen.
    Jim schloß hinter sich die Tür und legte die Sicherheitskette vor. Ein schwächerer Mann als er hätte zu einem Zeitpunkt wie diesem wahrscheinlich die Ritzen abgedichtet und die Gashähne aufgedreht, aber nicht Jim. Jim hatte kein Geld für die Gasrechnung.
    Er wollte sich gerade von seiner Haustür abwenden, als er das erste KLICK hörte. Es war nicht besonders laut, aber weil ringsum Totenstille herrschte, war es laut genug für Jim.
    Das zweite KLICK war noch lauter. Es war ein sehr deutliches KLICK. Die Sorte KLICK, die, hätte sie nur reden können, wahrscheinlich gesagt hätte: »Ich bin das KLICK vom Abzug einer Waffe, die gespannt wird.«
    Und dann folgte ein drittes KLICK. Ein

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