Das Kettenlädenmassaker
Das Geld des Millennium-Fonds. Erinnerst du dich?«
»Das ist längst Geschichte. Sieh dich doch um, John. Was siehst du?«
»Die edle Stadt Brentford.«
»Eine verschlafene Vorstadt. Siehst du irgendwelche Fahnen und Wimpel? Siehst du bunte Luftballons? Siehst du irgendwo Plakate an den Laternen, auf denen etwas von den bevorstehenden Jahrtausendfeiern steht? Sieht das nach einer Stadt aus, die vor Aufregung und Geschäftigkeit aus den Nähten platzt angesichts der Aussicht, daß die Millenniumfeiern zwei Jahre früher gefeiert werden als im Rest der Welt?«
»Nein«, gestand John. »Aber damit habe ich auch gar nicht gerechnet. Alles ist ganz genau so, wie es der Professor vorhergesagt hat. Fred hat uns großartig zu unserem Fund gratuliert, und dann hat er den Bürgermeister mit derart viel Papierkram überhäuft, daß er sein eigenes Büro nicht mehr betreten konnte. Die ganze Geschichte wurde in der Presse stillschweigend übergangen, und im Fernsehen haben sie eine von diesen komischen Nachrichten daraus gemacht, die uns alle wie ein Rudel von verrückten Trotteln hat dastehen lassen.«
»So ist das Leben nun einmal«, sagte Jim.
»Hör zu«, sagte John. »Ich habe einen kleinen Geldbetrag aufgetrieben. Ich bin eine Partnerschaft mit Norman eingegangen, und wir haben ein Gebäude unten bei den alten Docks gemietet. Die Millennium-Brauerei läuft bestens.«
»Du meinst die John-Omally-Millennium-Brauerei. «
»Genaugenommen ist es die Norman-Hartnell-Millennium-Brauerei. Aber wenn du willst, kannst du bei uns einsteigen. Wir könnten eine Menge Geld verdienen. Mit Bier läßt sich immer noch jede Menge Geld machen.«
Jim zuckte die Schultern. »Ich schätze, als Direktor einer Brauerei würde ich einiges an Ansehen genießen.«
»Ah«, sagte John. »Nun, äh, genaugenommen haben wir gerade keine freie Stelle für einen Direktor anzubieten.«
»Was dann?«
»Wir brauchen einen Pförtner. Aber du könntest dich nach oben arbeiten.«
»Ich geh’ nach Hause.« Jim erhob sich, um seinen Worten die Tat folgen zu lassen. Dann setzte er sich wieder.
»Alles in Ordnung?« fragte John.
»Ich denke schon. Mir ist nur gerade so ein merkwürdiger Schauer über den Rücken gelaufen.«
»Du bist wahrscheinlich noch immer nicht wieder ganz auf dem Damm.«
»Nein, das waren die dort. «Jim streckte die Hand aus und zeigte in die Richtung.
Auf der anderen Straßenseite standen zwei Knaben. Sie sahen aus, als wären sie um die zehn Jahre alt. Der eine strahlte golden, während der andere einen dunklen, finsteren Eindruck erweckte. Sie standen mucksmäuschenstill und starrten auf John und Jim.
»Ach die«, sagte John. »Damien und der Midwicher Kuckuck.«
» Wer? «
»Keiner scheint die beiden zu kennen. Sie wandern durch die Gemeinde und starren die Leute an. Es jagt einem einen ziemlichen Schauer über den Rücken, findest du nicht?«
»Gehen sie denn nicht zur Schule?«
»Warum gehst du nicht rüber und fragst sie?«
»In Ordnung.« Jim stand ein weiteres Mal auf. »Oh, sie sind verschwunden. Ich hab’ gar nicht gesehen, wie sie gegangen sind.«
»Niemand sieht sie je gehen.«
»Na ja, du kannst mich jetzt jedenfalls gehen sehen. Weil ich genau das tun werde.«
»Was hältst du davon, statt dessen auf ein Bier mitzukommen?«
»Was denn, in die Straße nach Golgatha? Ich denke eher nicht.«
John kratzte sich am Kopf. »Darum muß ich mich auch noch kümmern. Neville ist alles andere als glücklich über diese Sache.«
»Jede Wette.«
»Er muß ein Kostüm tragen, weißt du? Eine Robe und einen falschen Bart.«
»Das würde ich gerne sehen.«
»Würdest du nicht, glaub mir.«
»Ich sag’ dir was«, sagte Jim. »Wir gehen jetzt in die Straße nach Golgatha. Ich treff’ mich um acht mit Suzy, wir wollen zum Inder. Warum widmen wir uns beide nicht bis dahin einer wirklich guten Sache? Wir geben dem Fliegenden Schwan seinen früheren Glanz zurück und re-etablieren uns auf der Gästen vorbehaltenen Seite des Tresens.«
»Schlag ein«, sagte John und streckte die Hand hin.
Und Jim schlug ein.
»So«, sagte der Alte Pete, »da schwammen also diese beiden Spermien, und das eine sagte zum anderen: ›Meinst du, wir sind schon in den Eileitern angelangt?‹, und das andere antwortete: ›Kaum, wir sind gerade erst an den Mandeln vorbei.‹« Der Alte Pete hob beifallheischend sein Glas, doch niemand lachte.
»Also gut, meinetwegen«, sagte der Alte Pete. »Wer will es sagen?«
»Was denn
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