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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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manche Leute ja schön und gut sein. Für normale Leute. Aber nicht für Leute wie uns.«
    »Aber wir sind ganz gewöhnliche Leute, John!«
    »Sind wir nicht. Wir sind John und Jim. Wir sind Individualisten.«
    »Ich habe genug davon«, sagte Jim. »Hätte ich nicht vorher schon genug gehabt, dann hätte ich jetzt ganz bestimmt genug. Das ist das Ende, John. Unsere Partnerschaft ist hiermit aufgekündigt. Unsere Freundschaft ist vorbei. Wenn wir hier raus sind, will ich dich nie, nie wiedersehen.«
    »Komm schon, Jim. Sag nicht so etwas!«
    »Du hast meine Küche in die Luft gejagt.«
    »Ich wollte bloß Frühstück machen. Du hast keinen Dosenöffner.«
    »Das ist doch absurd.«
    »Ja, ich weiß. Tut mir leid. Es war ein ziemlicher Lacher.«
    »Für dich ist alles nur ein großer Lacher, John. Einfach alles. Dein ganzes Leben immer nur auf der Suche nach einem guten Lacher. Nun, ich habe genug davon. Ich bin draußen, John.«
    »Du bist ein wenig überdreht, das ist alles.«
    Jim ballte die Faust und schüttelte sie. »John, ich bin verliebt, und ich brauche dich nicht mehr.«
    Ein entsetzliches Schweigen breitete sich aus.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte John. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Doch, kann es. Es ist mein verdammter blutiger Ernst.«
    »Aber sie ist verheiratet«, sagte John.
    »Was? Wer? «
    »Suzy. Suzy ist verheiratet, Jim.«
    »Nie im Leben. Du lügst.«
    »Ich lüge nicht, Jim. Dieser Onkel Rob ist nicht ihr richtiger Onkel. Er ist ihr Ehemann.«
    »Aber sie sagt Onkel Rob zu ihm!«
    »Es ist eine Art Kosename. Verheiratete Leute geben sich solche Namen.«
    »Verliebte Leute auch«, sagte Jim und ließ sich schwer auf die Bank neben John fallen.
    »Es tut mir leid, Jim«, sagte dieser. »Aber es ist nun einmal so.«
    »Ist es nicht! «Jim sprang auf. »Du lügst, John! Ich kann es an deiner Stimme hören.«
    »Also gut, Jim, ich lüge, ja. Aber ich tue es nur, um unsere Freundschaft zu retten.«
    »Das war ein ganz verdammt gemeiner dreckiger Trick!«
    »Verzweifelte Männer greifen eben manchmal zu verdammt gemeinen dreckigen Tricks.«
    Jim setzte sich einmal mehr auf die Pritsche. »Ich bin so verdammt verliebt«, sagte er.
    »Ich weiß. Und ich will deinem Glück nicht im Weg stehen. Aber wir bleiben trotzdem Freunde, Jim, ja? Die besten Freunde?«
    »Ja«, sagte Jim und streckte John die Hand entgegen. »Schlag ein.«
    John schlug ein.
    Und mit der freien Hand schlug Jim ihm voll auf den Mund.
    »Das ist dafür, daß du mich belogen hast. Und weil du meine Küche in die Luft gejagt hast«, sagte er.

23
     
    »Einhundert Stunden sozialer Dienst!« schimpfte Jim und warf die Arme hoch. » Einhundert Stunden! Und was ist sozialer Dienst überhaupt?«
    »Genau das, was der Name sagt. Du verrichtest soziale Arbeiten in der Gemeinde.«
    »Und wie kommt es, daß du nur fünfzig Stunden bekommen hast?«
    »Ich hab’ mich einfach als Kronzeuge zur Verfügung gestellt.«
    »Was ist denn das? «
    »Ich hab’ nicht die leiseste Ahnung, aber es hat scheinbar funktioniert.«
    »Arbeit!« Jim machte ein düsteres Gesicht. »Arbeit!«
    »Keine richtige Arbeit, Jim.« John entfaltete ein Stück Papier und breitete es über den Knien aus. Sie saßen auf der Betonbank vor der Memorialbücherei. Sie war genauso ungemütlich wie eh und je. Es war Herbst, es war kalt, und die Nacht nahte heran.
    »Hier ist der Dienstplan«, sagte John. »Ah, sieh nur. Ein bißchen Graben und Streichen, weiter nichts.«
    »Graben und Streichen?«
    »Ja. Du mußt den Schrebergarten vom Alten Pete umgraben und dann sein Haus streichen.«
    »Was?«
    »Das reinste Zuckerschlecken. Außerdem, sieh es einmal von der guten Seite. Es bringt dich in Schwung und zur alten Lebhaftigkeit zurück.«
    »Ich bin aber immer noch rekonvaleszent! Und was steht für dich auf diesem Dienstplan?«
    »Richtige Knochenarbeit, fürchte ich.«
    »Laß mich selbst einen Blick auf dieses Papier werfen!« Jim riß es John aus der Hand. »Hund ausführen!« schrie er. »Du mußt einen verdammten Hund ausführen!«
    »Es ist der Hund vom Alten Pete. Ein richtiger Hund von Baskerville.«
    »Der Hund vom Alten Pete ist ein halber Terrier, sonst gar nichts.«
    »Und ob. Die andere Hälfte ist ein Wolf.«
    »Das ist alles zuviel. Das ist alles viel zuviel.«
    »Das ist alles ganz allein deine Schuld«, sagte John. »Du hast den Ball aus den Augen verloren.«
    »Ach ja? Und wessen Ball war das?«
    »Der Ball, der das entscheidende Tor erzielt hätte.

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