Das Kettenlädenmassaker
macht alles noch schlimmer. Schließlich ist er ein Heide und alles«, flüsterte Jim. Niemand hörte auf ihn.
»Ihr Großen Alten Götter! Ihr Unsterblichen Schlafenden!«
Omally schob sich durch die Versammlung und baute sich unter dem randalierenden Neville auf.
»Hör auf«, brüllte er. »Hör augenblicklich damit auf! Ich bring’ das für dich in Ordnung! Ich verspreche es! Bei meinem Herzen und … nein, vergiß das. Ich geb’ dir mein Wort.«
»Schwüre sind nichts als leere Worte, und leere Worte sind wie der Wind«, sagte die Dame mit dem Strohhut. »Das hat schon Claude Butler gesagt.«
»Sie meinen wohl Samuel Butler«, verbesserte Paul sie. »Ein englischer Satiriker, der von 1612 bis 1680 gelebt hat. Er wurde …«
»Hör endlich damit auf!« Omally hob die Fäuste.
»John!« rief Jim von der Tür her. »John, ich gehe jetzt. Ich mag vielleicht nicht imstande sein, die Zukunft vorherzusehen, aber ich weiß verdammt genau, was als nächstes geschieht, und ich verspüre nicht den Wunsch, mich ein weiteres Mal verhauen zu lassen.«
»Niemand wird hier verhauen, Jim.«
»Das ist aber ausgesprochen schade!« rief die Dame mit dem Strohhut.
Neville öffnete den Mund, um weitere Verwünschungen auszustoßen.
»Halt!« John riß die Hände hoch. »Hör sofort auf damit, Neville! Ich verspreche dir, daß ich das regeln werde. Ich verspreche, daß ich dafür sorgen werde, daß der Fliegende Schwan bald wieder in seinem früheren Glanz erstrahlt. Ich schwöre auf alles, was du willst, Neville. Ich verspreche es. Ich verspreche es.«
»Habt ihr das alle gehört?« fragte Neville und blickte sich in seinem Lokal um.
»Haben wir. Haben wir.« Die Köpfe der Gäste tanzten auf und ab. Dem Alten Pete fiel die Mitra vom Kopf, und sein Hund Chips nutzte die Gelegenheit, um darauf sein Hoppla zu verrichten.
»Also schön«, sagte Neville. »Ich geb’ dir Zeit bis Ende der Woche, Omally.«
»Bis Ende der Woche? Aber das ist vollkommen unmöglich!« sagte John.
»Bringt die Weidenrute!«
»Nein! Schon gut. Bis Ende der Woche. Was immer du sagst.«
»Schwör es, Omally. Schwör es laut, damit alle es hören können!«
»Ich bringe alles bis zum Ende der Woche wieder in Ordnung!« rief John Omally. »Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist.«
»Sehr schön«, sagte Neville und kletterte von seinem Tresen. »Ein Pint vom Üblichen, ja?«
»Du hast eine blutige Nase«, sagte Suzy. »Hat dich schon wieder jemand verhauen?«
»Nein.« Jim schniefte umständlich. »Ich wollte nur kurz in die Kneipe, um ein Bier zu trinken, und dann bin ich auf dieser Bischofsmitra ausgerutscht, weil ein Hund sein Geschäft darauf erledigt hat.«
Suzy legte den Finger auf seine Lippen.
»Du armer, armer Kerl«, sagte sie.
Pooley küßte ihre Finger. »Ich würde so gerne glauben, daß ein Sinn hinter all diesen Schicksalsschlägen steckt, aber ich bin ziemlich sicher, daß dem nicht so ist.«
Sie saßen in Archie Karachis Star-of-Bombay- Currygarten (-und-Kartoffelpatio), tranken Kingfisher-Lager und aßen Kashmari Rogan Josh, Rasedar Shaljum, Kutchi Bhindi und dazu Pommes frites.
»Und du willst jetzt in das Brauereigeschäft einsteigen?«
»Nein, will ich nicht. Ich helfe Omally, den Fliegenden Schwan für Neville wiederherzurichten, weiter nichts. Und dann erledige ich meinen sozialen Dienst. Wenn ich das hinter mir habe, suche ich mir eine richtige Arbeit, und dann … dann hoffe ich, dir eine Frage zu stellen.«
»Was für eine Frage denn?«
»Eine Frage, die ich jetzt noch nicht stellen kann. Nicht, bevor ich nicht all meine Angelegenheiten ins reine gebracht habe.«
»Aber nicht für mich, Jim. Ich mag dich so, wie du bist.«
»Aber ich bin ein Verlierer, und ich habe wirklich genug davon.«
»Du bist ein Individualist.«
»Dieses Wort geht mir allmählich auf die Nerven.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Nein, ich meinte nicht dich damit. Hier, nimm noch ein paar Pommes.« Jim wackelte mit der Schüssel. »Ich kann nicht einmal richtig essen, wenn du in der Nähe bist.«
»Ich auch nicht. Das ist gut, nicht wahr?«
»Ja, sehr gut sogar.«
»Ihr seid böse«, sagte Doktor Stefan Malone. »Böse, böse Jungs.«
Die beiden bösen Jungs blickten zu ihm auf, der eine golden, der andere dunkel, aber sonst sehr ähnlich. Sie standen in einem Raum im Erdgeschoß des bewußten Hauses in der Moby Dick Terrace. Des Hauses, wo das alte Ehepaar ohne Angehörige eines natürlichen Todes gestorben
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