Das Kettenlädenmassaker
auch du gesagt hast, als wir auf der Kanalbrücke gestanden haben.«
»Du siehst jetzt also, was ich gemeint habe, ja?«
»Nun, ich muß wohl, oder? Ich bin schließlich ein Teil davon.«
»Du bist sogar ein sehr großer Teil von alledem. Aber was hat deine Meinung geändert?«
»Einfach das eben. Daß ich ein großer Teil von alledem bin. Daß einer meiner Vorfahren den Mönch ermordet hat. Daß ich die Schriftrollen gefunden habe. All das. Ich kann nicht davonspazieren oder die Augen schließen. Ich muß es tun. Ich weiß, daß ich es muß. Aber wenn es getan ist — wenn wir es schaffen und wenn ich heil in einem Stück aus all dem herauskomme — dann werde ich dir diese Frage stellen.«
»Ich werde auf dich warten. Und auf deine Frage. Und meine Antwort wird wahrscheinlich ja sein.«
»Wahrscheinlich?«
»Nun, du mußt die Frage schon zuerst stellen. Möchtest du mit zu mir nach Hause kommen, wenn wir fertig gegessen haben?«
»Auf eine Tasse Kaffee?«
»Vielleicht auch für mehr.«
»Vielleicht?«
»Wahrscheinlich.«
»Wie könnte ich nein sagen? Aber du erinnerst dich an das, was ich dir erzählt habe?«
»Das spielt überhaupt keine Rolle.«
»Für mich schon.«
»Du bist es, der eine Rolle spielt.«
»Ich?«
»Das weißt du, Jim.«
»Suzy.« Jim wischte sich Krümel vom Kinn.
»Ja, Jim?«
Jim atmete sehr, sehr tief durch. »Ich liebe dich, Suzy«, sagte er.
Suzy lächelte. Dieser faszinierende Mund, diese wunderschönen, überirdischen Augen. »Ich liebe dich auch, Jim.«
»Nein«, sagte John. »O nein, Jim! Nein, nein, nein, Jim. Nein!«
Sie befanden sich im Fliegenden Schwan.
Mittagszeit des nächsten Tages.
»Ich konnte nicht anders«, sagte Jim. »Der Zeitpunkt schien richtig, und es kam einfach so heraus. Und sie hat gesagt, daß sie mich ebenfalls liebt. Sie hat gesagt: ›Ich liebe dich auch, Jim‹, einfach so. Ich hatte plötzlich einen riesigen Knoten im Hals, und ich hab’ ihr eine ganze Schüssel Punjabi direkt in den Schoß gekippt.«
»Sehr romantisch.«
»Meinst du? Suzy schien das ein wenig anders zu sehen.«
»Und dann bist du mit zu ihr nach Hause gegangen?«
»Ja. Bin ich.«
»Und was ist dann passiert?«
»Wir haben Kaffee getrunken. Zwei Tassen.«
»Und?«
»Biskuits«, sagte Jim.
»Und?«
»Nur Biskuits.«
»Dann hast du nicht … hast du nicht?«
»Nein, John. Wir haben nicht.«
»Jim, du mußt dich ein wenig zusammenreißen. All dieser romantische Kram ist schön und gut zu seiner Zeit. Aber wenn du nicht zur Sache kommst, dann wirst du diese Frau verlieren.«
»Zur Sache kommen?«
»Du weißt ganz genau, wovon ich rede.«
»Eine Beziehung ist mehr als nur das.«
»Ja, sicher, du hast recht, viel mehr sogar. Aber meiner Meinung nach ist diese Sache das beste daran.«
Jim seufzte. »Ich lechze danach, zur Sache zu kommen, John«, gestand er. »Aber der Zeitpunkt muß richtig sein. Ich möchte, daß es etwas ganz Besonderes wird.«
»Glaub mir, Jim, es ist etwas ganz Besonderes. Jedesmal.«
»Wie für dich auf meiner PARTY!, meinst du das?«
Omally leerte sein Pint. »Noch mal das gleiche?« fragte er.
»Also«, sagte der Alte Pete, »da war dieser … dieser … äh …«
»Ire?« fragte eine Dame mit einem Strohhut.
»Waliser?« fragte Paul der Medizinstudent.
»Zwerg?« fragte der Kleine Dave der Postbote.
»Äh …« sagte der Alte Pete.
»Zwei Pints Large bitte, Neville«, sagte John Omally.
»… Typ«, sagte der Alte Pete. »Und er geht in diese Kneipe, oder war es eine …«
»Bücherei?« fragte die Dame.
»Kirche?« fragte Paul.
»Teestube?« fragte der Kleine Dave.
»Irgendwas«, sagte der Alte Pete. »Und er ist mit diesem anderen Kerl zusammen, oder war es ein …«
»Eine Frau?« fragte die Dame.
»Ein Gorilla?« fragte Paul.
»Was ist denn hier los?« fragte Omally.
Neville kam zur Sache, doch es war eine andere Sache als die Sache. Die Sache, die die meisten Männer sehr viel häufiger tun als die andere Sache.
»Er ist leer«, sagte Neville.
»Leer? Was?«
»Ausgetrocknet. Sieh ihn dir an. Er weiß keinen neuen Witz mehr.«
»Jedenfalls hatte er diese Operation«, fuhr der Alte Pete fort. »… oder ist er in ein Kloster gegangen?«
»Vielleicht war es eine Bank?« schlug die Dame vor.
»Einmal ist ein Saarländer ineine Bank gegangen«, erzählte Paul, der bärtige Medizinstudent. »Und dann hat er gesagt: ›Hände hoch‹, und der Kerl hinter dem Schalter hat gesagt: ›Sie sind ein
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