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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Postbote war der Kleine Dave.
    Früher einmal hatte er den Ruf eines kleinen, nachtragenden, grollhegenden Bastards genossen. Doch nach ein paar sehr häßlichen Erfahrungen mit dem Geist von Edgar Allan Poe, einem Null-G-Kamel namens Simon und einem Mutterschiff von der verlorenen Welt Ceres 36 hatte er sich gewaltig verändert, und heute war er, die meiste Zeit jedenfalls, ziemlich gelassen.
    Die meiste Zeit über, wie gesagt.
    Aber nicht an diesem Morgen.
    An diesem Morgen schäumte der Kleine Dave förmlich. Er schäumte und hatte Schaum vor dem Mund. Denn er war im Sortieramt der Brentforder Post angekommen, in der nicht unvernünftigen Erwartung, dort die üblichen zwei Säcke Post vorzufinden.
    Aber nicht an diesem Morgen.
    An diesem Morgen fand er dreiundzwanzig Säcke vor.
    »Aaaaaaaaargh!« machte der Kleine Dave schäumend und mit Schaum vor dem Mund. »Dreiundzwanzig Säcke! Aaaaaaaaaargh!« machte er.
    Mrs. Terrypratchett 37 , die Postmeisterin, blickte den Kleinen Dave von oben bis unten an. Obwohl meistens bis unten, weil oben nicht so viel war.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Kleiner Dave«, sagte Mrs. Terrypratchett. »Aber all diese Drucksachen sind gestern abend eingegangen, und eine davon muß in jeden einzelnen Briefkasten von Brentford.«
    »Unfaßbar!« Der Kleine Dave ballte eine puppengroße Faust und schüttelte sie. »Unglaublich! Skandalös! Empörend!«
    »Es tut mir leid, aber so ist es nun einmal.«
    Der Kleine Dave trat wütend gegen den nächsten Sack, und sein Inhalt ergoß sich über den Boden. Der Kleine Dave bückte sich (obwohl nicht besonders tief) und riß eine der Drucksachen an sich. Und starrte sie voller Fassungslosigkeit und Empörung an.
    GELD GRATIS! stand in der Überschrift zu lesen, auf eine Weise, die geeignet war, die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln.
    »Hä?« machte der Kleine Dave.
    DAS BRENTFORDER MILLENNIUM-KOMITEE BIETET IHNEN EINE CHANCE, AM GROSSEN GLÜCK DER GEMEINDE TEILZUHABEN.
    »Oh«, machte der Kleine Dave.
    SIE MÜSSEN NICHTS WEITER TUN, ALS EIN PROJEKT FÜR DIE KOMMENDEN NEUJAHRSFEIERN VORZUSCHLAGEN, UND DER FONDS STELLT IHNEN ALLES GELD ZUR VERFÜGUNG, DAS SIE BRAUCHEN.
    »Das ist doch nur ein billiger Trick!« sagte der Kleine Dave.
    DAS IST KEIN BILLIGER TRICK.
    »Mensch«, sagte der Kleine Dave.
    ALSO FÜLLEN SIE RASCH DAS BEIGEFÜGTE FORMULAR AUS. STECKEN SIE ES IN DEN BEIGEFÜGTEN FREIUMSCHLAG, UND STECKEN SIE DIESEN IN DEN NÄCHSTEN BRIEFKASTEN — UND JEDE MENGE GELD GEHÖRT IHNEN!
    »Unglaublich«, sagte der Kleine Dave.
    JA, DAS IST UNGLAUBLICH, NICHT WAHR?
    »Paragliding«, sagte Mrs. Terrypratchett.
    »Was?« fragte der Kleine Dave.
    »Synchron-Paragliding«, sagte Mrs. Terrypratchett. »Wie Synchronschwimmen, aber oben am Himmel. Ich bewerbe mich um Geldmittel.«
    »Aber Sie sind schon fast achtzig!«
    »Man ist immer nur so alt wie die Männer, die man fühlt.«
    Der Kleine Dave seufzte. »Manchmal fühle ich mich wie ein mutterloses Kind«, sagte er. »Aber wahrscheinlich gibt es ein Gesetz dagegen.«
    »Bestimmt sogar«, sagte Mrs. Terrypratchett. »Und es sollte auch eins gegen das Recyceln von alten Kalauern geben. So, Kleiner Dave. Hoch mit dir, und hinaus mit der Post.«
    »Ich bin schon aufgestanden.«
    »Oh. Ja, natürlich. Also schön. Dann an die Arbeit mit dir.«
    Der Kleine Dave gab brummelnde Geräusche von sich. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn«, beschwerte er sich. »Ich brauche fast einen ganzen Tag, um zwei Säcke mit Briefen auszuliefern. Ich brauche einen Monat, um das hier alles auszutragen.«
    »Gott segne das Brentforder Millennium-Komitee!«
    »Was?«
    »Sie haben dir zehn Teilzeitkräfte zur Verfügung gestellt. Die Leute warten draußen auf dem Parkplatz auf deine Befehle.«
    » Meine Befehle?«
    »Deine Befehle. Man hat dir den Titel des Millennium-Postboten erster Klasse verliehen, und dein Gehalt wurde verdoppelt.«
    »Oh.« Der Kleine Dave streckte seine Hühnerbrust heraus. »Also gut, dann wollen wir mal anfangen.«
     
    »Schön«, sagte Professor Slocombe und las das Schreiben durch. »Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, John, dann schreckst du wirklich vor nichts zurück.«
    »Danke sehr, Professor.« John Omally butterte sich einen Toast und grinste über den Frühstückstisch des alten Gelehrten hinweg. »Ich denke, ich sollte eine positive Resonanz bewirken.«
    »Brei«, sagte Jim und tauchte ein Stück Brot in sein weichgekochtes Ei. »Das alles endet in einem einzigen großen

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