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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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kratzte sich über die Stoppel seines unrasierten Kinns. »Norman vielleicht.«
    »Ja, gut, Norman vielleicht. Hat er nicht einmal selbst einen gebaut? Mit seinem Meccano-Baukasten?«
    »Ich glaub’, es waren Legos. Aber du hast recht, er könnte sich auskennen. Wir sollten ihn fragen.«
     
    »Computer?« sagte Norman. »Nichts leichter als das. Ich hab’ einmal einen aus Duplo-Steinen gebaut.«
    »Also kennst du dich mit Computern aus?« John spähte auf den breiigen Inhalt eines Bonbonglases. »Dann kennst du dich also auch damit aus?« Er hielt die glänzende CD hoch.
    »Aber sicher doch. Ist das nicht eine von diesen neuen Langspielplatten, über die man Marmelade kippen kann, und sie spielen immer noch?«
     
    »Wen kennen wir sonst noch?« fragte Jim.
    »Nicht allzu viele Leute«, sagte John von seiner Seite der Betonbank (inzwischen saß er auf Jims Kissen). »Genaugenommen niemanden.«
    »Oh, na schön, wirf das Ding weg.«
    »Nicht die Bohne, Jim. Das ist unsere ganz große Chance. Und ich lasse nicht zu, daß du wieder einen Rückzieher machst.«
    »Aber wir kennen niemanden, der sich damit auskennt, John! Das war’s!«
    »Niemanden, der sich womit auskennt?«
    »Wer hat das gesagt?« fragte Jim.
    »Ich.«
    Jim drehte sich auf der Bank um. Hinter ihm stand ein vielleicht zehnjähriges Kind.
    Ein goldenes Kind. Mit goldenem Haar und goldenen Augen.
    »Mein Name ist Kain«, sagte das goldene Kind.
    »Ich bin Jim«, sagte Jim. »Und das hier ist …«
    »John«, sagte das goldene Kind. »John Vincent Omally.«
    »Woher weißt du das?« fragte John.
    »Ich weiß es eben, das ist alles«, antwortete das goldene Kind.
    »Kennst du dich mit Computern aus?«
    »Halt, nein«, sagte Jim. »Er ist noch ein Kind!«
    »Kinder sind phantastisch mit diesem Zeugs, Jim. Hacker und dieser ganze Kram.«
    » Hacker? «
    »Glaub mir, das willst du wirklich nicht wissen.«
    »Ich kenne mich aus mit Computern«, sagte das goldene Kind. »Ich hab’ alles über Computer gelesen.«
    »Weißt du auch, was man mit dieser Scheibe hier macht?« John zeigte die kleine CD.
    »Selbstverständlich.«
    »Und was hältst du davon, dein Taschengeld ein wenig aufzubessern?«
    »Nein!« Jim riß ihm die Scheibe aus der Hand. »Er ist doch noch ein Kind, John! Nun reiß dich aber mal zusammen, Mann!«
    »Wo ist dein Bruder?« fragte John.
    »Abel ist in der Bücherei. Er ließt gerade alles über Frauenkleider.«
    »Frauenkleider?«
    »Transvestiten und so. Wir sind inzwischen beim F angekommen. Wir lesen uns durch die gesamte Bücherei.«
    »Geht ihr denn nicht zur Schule?«
    »Was ist eine Schule? Wir sind noch nicht beim S angelangt.«
    »Aber ihr müßt doch schon das D für Duden haben«, sagte Jim.
    »Was wollen Sie mit dieser Computer-CD machen?« fragte Kain.
    »Sie in jemandes Computer stecken«, sagte John. »Und ihn dann einschalten. Das ist alles.«
    »Nein«, sagte Jim noch einmal. »Er ist noch ein Kind.«
    »Sie möchten diese CD in Freds Computer stecken«, sagte das goldene Kind.
    »Es kann Gedanken lesen!« sagte John. »Du kannst Gedanken lesen!«
    »Manche. Nicht alle. Ich kann zum Beispiel nicht die Gedanken meines Vaters lesen.«
    »Und an welche Zahl denke ich in diesem Augenblick?« fragte Jim.
    »An die dreiundzwanzig.«
    »Stimmt«, sagte Jim.
    »Unglaublich«, sagte John.
    »Neunundsechzig«, sagte Kain.
    »Verzeihung?«
    »Neunundsechzig. Das ist die Zahl in Ihrem Kopf, John Omally.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Jim. »Aber könntest du auch …?«
    »Die Lottozahlen vorhersagen? Nein, Sir.«
    »Schade«, sagte Jim. »Nichtsdestotrotz unglaublich. Kann dein Bruder das auch?«
    »Abel kann andere Sachen.«
    »Und Abel kennt sich auch mit Computern aus?«
    »Abel wird Ihnen vielleicht nicht helfen wollen. Ich schon.«
    »Aber warum?«
    »Weil«, sagte Kain, »weil etwas Wunderbares im Begriff steht zu geschehen. Ich kann es spüren, es liegt in der Luft. Sie nicht auch?«
    Jim starrte Kain in die goldenen Augen. Die goldenen Augen blinzelten, wurden zu einem Paar bernsteinfarbener Augen. Suzys Augen. Diese wunderbaren, wundervollen, wunderschönen Augen Suzys, die Jims Herz einen Satz machen ließen.
    »Geben Sie mir die CD«, sagte Kain.
    Und Jim gab dem Knaben die CD.

26
     
    »Wer ist er?« fragte Suzy über ihrer Schale mit Dilli Ka Sang Ghosht.
    »Ich weiß es nicht.« Jim stopfte sich ein weiteres Stück Nan-Brot in den Mund. »Aber er kann Gedanken lesen, und er hat genau das zu mir gesagt, was

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