Das Kind, das deinen Namen traegt
aus, ganz gleich ob er nun ungekämmt und unrasiert oder gepflegt und perfekt gekleidet war. Er gehörte zu den Männern, die nicht durch elegante Kleidung auffielen, sondern durch persönliche Ausstrahlung und unwiderstehlichen Charme.
5. KAPITEL
In Claudias Wohnung war es still und ungemütlich. Obwohl die Heizung eingeschaltet war, zitterte Claudia vor Kälte, einer Kälte, die von innen kam.
Sie war froh, dass James sofort wieder abgefahren war. Er hatte ihr noch den Koffer ins Haus getragen und sich dann gleich darauf verabschiedet. Vielleicht hatte er auch gemerkt, dass sie allein sein wollte und nun Zeit brauchte, um zur Ruhe zu kommen und sich auf die bevorstehenden Ereignisse vorzubereiten.
Einen Moment lang war sie versucht, Joe anzurufen, um herauszufinden, wie Michael an jenem Morgen ihre Kündigung aufgenommen hatte. Doch dann überlegte sie es sich anders.
Joe hatte schon genug getan. Ab jetzt musste sie allein mit ihren Problemen fertig werden.
Es war neun Uhr abends, der Duft von frisch gekochtem Kaffee hing in der Luft, und Claudia wollte es sich endlich gemütlich machen. Sie hatte ihren Koffer ausgepackt, geduscht und sich umgezogen. Nun trug sie ein bequemes Strickkostüm aus weicher Wolle in kräftigem Blau, das sich angenehm und warm auf ihrer Haut anfühlte.
Gerade war sie dabei, sich im Wohnzimmer gemütlich mit einer Tasse Kaffee hinzusetzen, als es an der Tür läutete.
Aufgeregt fuhr Claudia sich durch das lange, offene Haar und ging dann zur Tür. Ohne an die Sicherheitskette zu denken oder vorher durch den Spion zu sehen, öffnete sie und blickte in das Gesicht eines finster dreinblickenden Mannes.
Es war Michael.
Die Kleidung passt ja genau zu seiner Rolle, dachte Claudia grimmig, als sie zur Seite trat, um ihn hereinzulassen. Er trug schwarze Hosen, einen schwarzen Lederblouson über einem schwarzen Seidenhemd und einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt. Wie ein Todesengel sieht er aus! durchfuhr es sie.
Michael ging direkt auf das Wohnzimmer zu und würdigte Claudia kaum eines Blickes. Sie schloss die Tür und folgte ihm langsam. Nach außen hin wirkte er gelassen - und wie ein Fremder.
"Wann bist du zurückgekommen?"
Claudia fühlte sich beklommen in Michaels Nähe. "Ungefähr vor einer Dreiviertelstunde."
Nervös rieb sie die Hände an ihrem Pullover und blieb eine Weile zögernd an der Tür stehen, bevor sie weiter ins Zimmer trat. Michael beobachtete sie schweigend, und in diesem Moment sah Claudia die Traurigkeit und Verständnislosigkeit in seinem Blick. Schnell wandte sie sich ab.
Plötzlich fühlte sie, wie eine prickelnde Hitze von den Füßen aufwärts in ihrem Körper hochzusteigen begann - ein weiteres Zeichen ihrer Schwangerschaft. Immer, wenn sie im Stress war, stieg ihre Körpertemperatur. Verzweifelt setzte sie sich hin, während Michael bedrohlich vor ihr stehen blieb und abwartend schwieg. Ein Zeichen, dass er sich ungerecht behandelt fühlte. Er würde es ihr nicht leichtmachen. Michael wollte Antworten, und sie beide wussten, wie die Fragen lauteten.
Claudia saß im Sessel und strich nervös ihren Pullover glatt. Als sie merkte, dass ihre Hände zitterten, faltete sie sie und legte sie auf den Schoß. Schließlich zwang sie sich, Michael anzusehen.
"Ich ... ich bin fort gewesen. Habe meine Mutter besucht", begann sie stockend.
Michael stand nur reglos und sah sie mit ernster Miene an. Claudia schluckte. Wenn er doch wenigstens seine Jacke ausziehen würde, dachte sie. Doch nein, das würde bedeuten, dass er lange bleiben würde, und das wollte sie auf keinen Fall.
"Geht es deiner Mutter gut?" fragte sie ausweichend, doch Michael schwieg erbarmungslos.
Er gab auf nichts eine Antwort, was nicht unmittelbar mit seinem Kommen zu tun hatte.
"Na gut." Claudia seufzte. "Aber um Himmels willen, setz dich endlich hin! Du machst mir richtig angst, wenn du so bedrohlich vor mir stehst."
Um Claudia nervös zu machen, blieb Michael noch eine ganze Weile stehen. Dann nahm er schließlich auf dem anderen Sessel neben ihr Platz und schlug lässig die Beine übereinander.
Claudia senkte den Blick, denn sie war nicht in der Lage, Michael in die Augen zu sehen.
"Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe", begann sie, "weil ich hinter deinem Rücken zu Joe gegangen bin ... Aber ich dachte, so wäre es am... am wenigsten unangenehm für uns beide... Am Montag fange ich mit meinem neuen Job an", fügte sie hinzu und wusste selbst nicht, warum.
"Er hat es
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