Das Kind der Rache
und
Empfangsräume.
»Kannst du dir vorstellen, in einem solchen Haus zu
wohnen?« fragte Lisa, als sie die Kellertreppe hinabstieg.
»Es kommt mir nicht wie ein Haus, sondern wie ein Museum
vor«, erwiderte Alex. »Da fällt mir ein, die Hazienda hatte
doch nie einen Keller. Wie kommt es, daß es jetzt einen gibt?«
»Du hast recht«, sagte Kate. »Das Haus war ursprünglich
nicht unterkellert. Carolyn sagt, ihr Vater hat den Keller neu
ausheben lassen. Wie findet ihr das?«
»Heilige Jungfrau«, murmelte Bob Carey. »War ihm das
Haus noch nicht groß genug?«
Sie besichtigten die Vorratsräume. Und dann betraten sie ein
Zimmer, bei dessen Anblick es ihnen die Sprache verschlug.
»Wenn ihr mich fragt, ich find's ordinär«, sagte Lisa nach einer
Weile.
Bob Carey war anderer Ansicht. »Du bist ganz einfach
neidisch. Wenn es dein Haus wäre, fändest du diesen Raum
überhaupt nicht ordinär.«
Kate Lewis warf ihm einen giftigen Blick zu. »Meine Mutter
hat immer schon gesagt, die Evans haben mehr Geld als
Geschmack. Sieh dir das einmal an, Bob. Das ist doch wirklich
wie die Faust aufs Auge!«
Die Schmalseite des Raumes wurde von einer riesigen
Leinwand eingenommen, die als Projektionsfläche für Filme
und Fernsehprogramme diente. Eine andere Wand war mit
elektronischen Geräten vollgestellt, deren Funktionen nicht
ohne weiteres zu erraten waren. Immerhin war sicher, daß einer
der Apparate die Quelle der Musik war, die das Haus erfüllte.
Aber Lisas kritisches Urteil bezog sich nicht auf die protzige
Elektronik, sondern auf die Bar. Sie hatte eine Länge von 20
Metern. Die Teenager waren dabei, sich mit alkoholischen
Getränken zu versorgen.
»Willst du auch einen Drink?« fragte Bob.
Kate zögerte, aber dann nahm sie die Einladung an. »Warum
nicht? Gibt's Gin?«
Bob füllte zwei Gläser und reichte eins davon Kate. Als er
sich umdrehte, um Alex und Lisa ein Glas anzubieten, mußte er
feststellen, daß die beiden von der Bildfläche verschwunden
waren. »Wo sind sie hin?« fragte er.
»Ich weiß es nicht«, sagte Kate. »Laß uns tanzen.«
Sie tanzten. Vergeblich hielt Kate, während sie sich zu den
Klängen der Musik wiegten, nach Alex und Lisa Ausschau.
»Glaubst du, die sind uns böse, weil wir uns was Alkoholisches genehmigt haben?« fragte sie Bob.
»Wen kümmert's? Schließlich sind wir für die Heimfahrt
nicht auf die beiden angewiesen. Vergiß sie.«
»Nein! Wir müssen sie suchen.«
Sie fanden Alex und Lisa im Hof, wo die beiden in den
Sternenhimmel starrten. Bob hob sein Glas. »Was ist denn mit
euch beiden los?« schrie er. »Wollt ihr euch aus der Party
ausklinken?«
»Ich hatte dir gesagt, daß wir keinen Alkohol trinken, hast
du's schon vergessen?« Alex tat nichts, um seinen Ärger zu
verbergen. »Ich hatte euch auf Hamburger eingeladen.«
»Wer interessiert sich für Hamburger, wenn er ein kühles
Bier kriegen kann?« konterte Bob. Er warf Alex eine Flasche
zu, die er aus einem Eiskübel genommen hatte. Der öffnete die
Flasche und nahm einen Schluck.
»Alex!« sagte Lisa vorwurfsvoll.
»Ich wollte von Anfang an nicht auf diese Party gehen«,
erinnerte Alex seine Begleiterin. »Aber nachdem wir einmal
hier sind, können wir's auch genießen.«
»Aber...«
»Wir sind nun einmal hier«, beharrte Alex. »Wenn jeder
trinkt, warum sollten wir's nicht tun?« Er leerte sein Bier, dann
ließ er sich von Bob eine neue Flasche geben. Lisa wollte
etwas sagen, als Carolyn Evans mit einem Armvoll Handtücher
erschien.
»Wer kommt mit schwimmen?«
Ihre Aufforderung wurde mit Schweigen beantwortet. Nach
einer Weile wies jemand darauf hin, daß sie keine Badeanzüge
hatten. »Wer braucht denn einen Badeanzug?« sagte Carolyn
mit aufreizender Stimme. Mit einem entschlossenen Ruck
öffnete sie den Reißverschluß und ließ ihr Kleid zu Boden
sinken. Dann entledigte sie sich ihres Höschens und sprang
kopfüber in das Schwimmbecken. »Kommt ins Wasser«, schrie
sie, als sie wieder auftauchte. »Es ist wunderbar.«
Die Mädchen und Jungen zögerten, aber dann gab es zwei,
die Carolyns Beispiel folgten. Wenig später wimmelte der
Swimmingpool von nackten Badenden. Alex warf Lisa einen
verlangenden Blick zu.
»Nein«, sagte sie. »Du hast mir gesagt, wir würden nur ganz
kurze Zeit auf der Party bleiben. Schwimmen kommt nicht in
Frage.«
»Angsthase«, sagte Alex. Er schlüpfte aus seiner weißen
Smokingjacke und leerte ein zweites Bier. Dann zog er sich die
Schuhe
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