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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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aus.
»Alex, bitte nicht«, bettelte Lisa.
»Warum regst du dich so auf? Was ist denn schon dabei?
Hast du etwa noch nie nackt gebadet?«
»Ich habe nicht behauptet, daß was dabei ist«, entgegnete
sie. »Ich finde nur, wir sollten jetzt nicht baden. Ich finde, wir
sollten sofort nach Hause fahren.«
»Ich finde, Schwimmen ist jetzt genau das richtige«, sagte
Alex. Er zog sich das Hemd und die Hose aus. »Du hast mich
überredet hierherzukommen, war's nicht so? Jetzt bitte ich dich,
beim Nacktbaden mitzumachen. Den Gefallen bist du mir
wirklich schuldig.« Er streifte sich die Boxershorts ab und
hechtete ins Wasser. Als er wieder auftauchte, hielt er
vergeblich nach Lisa Ausschau.
Sie war verschwunden.
Der Sprung ins kalte Wasser hatte die Wirkung des Alkohols
neutralisiert. Alex fühlte sich ernüchtert. Seine Freundin war
nirgends zu sehen.
Plötzlich kam er sich wie ein Idiot vor.
Erstens, weil er auf die Party gegangen war, obwohl er nicht
wollte. Zweitens, weil er zwei Flaschen Bier getrunken hatte,
ein Getränk, das ihm überhaupt nicht schmeckte. Und drittens,
weil er auf keinen Fall Streit mit Lisa wollte. Er kletterte aus
dem Schwimmbecken, trocknete sich ab und zog sich in aller
Eile an. Auf dem Weg ins Haus begegnete er Bob Carey. Er
fragte ihn nach Lisa. Bob hatte sie nicht gesehen.
Auch die anderen wußten nicht, wo Lisa geblieben war.
Zehn Minuten später verließ Alex die Party.
    Während Lisa den Hacienda Drive hinablief, bekam sie
Skrupel. War es wirklich richtig, daß sie Alex im Stich gelassen hatte? Was war so schlimm am Nacktbaden?
    Sie blieb stehen. Was würden ihre Eltern sagen, wenn sie
ohne Alex zu Hause auftauchte?
Vielleicht war es doch besser, wenn sie auf die Party zurückging. Sicher würde es ihr gelingen, Alex davon zu
überzeugen, daß sie jetzt nach Hause fahren sollten. Sie würde
am Steuer des Wagens sitzen, damit nichts passierte.
Aber das hätte bedeutet, daß sie nachgab, und nachgeben
wollte sie nicht. Sie hatte recht, und Alex hatte unrecht. Er
hatte es sich selbst zuzuschreiben, daß er den Rest des Abends
allein verbringen mußte.
Nachdem ihr Entschluß gefaßt war, setzte Lisa ihren Weg
bergab fort.
    Alex hatte den Mustang gestartet und trat aufs Gas. Die
Hinterräder drehten durch, Kies wurde weggeschleudert, aber
dann gewann der Wagen Fahrt. Alex preschte durch das Tor
des Anwesens und bog mit quietschenden Reifen auf den
Hacienda Drive ein.
    Er war nicht sicher, ob er Lisa noch einholen konnte. Nach
seinen Berechnungen mußte sie schon fast zu Hause sein.
Er beschleunigte bis auf 100 Stundenkilometer und mußte
gegensteuern, als der Wagen in einer S-Kurve ins Schleudern
kam.
Dann sah er sie.
Sie stand am Straßenrand, ihr grünes Kleid leuchtete im
Strahl der Scheinwerfer.
Alles geschah wie in Zeitlupe. Er trat auf die Bremse.
Zu spät. Der Wagen würde Lisa überrollen.
Wenn sie doch nur auf der Innenseite der Kurve gestanden
hätte...
Gegensteuern!
Er nahm den Fuß von der Bremse und riß das Steuer nach
rechts. Er konnte spüren, wie die Reifen von der weichen
Bankette auf den Asphalt zurückkehrten.
Er war jetzt nur noch wenige Meter von Lisa entfernt.
Hinter dem Mädchen war die Gestalt einer weißhaarigen
Frau zu erkennen. Haßerfüllte Augen in einem alten,
zerknitterten Antlitz.
Es war dieser Anblick, der ihn endgültig die Kontrolle über
den Wagen verlieren ließ.
Als der Kühler Lisa schon fast berührte, zog Alex das Steuer
nach links. Der Mustang schoß an dem jungen Mädchen, das
mit vor Schrecken geweiteten Augen dastand, vorbei,
durchbrach die Leitplanke und wurde in den Abgrund
katapultiert.
»Lisa!...«
Drittes Kapitel
    Es war fast zwei Uhr morgens, als Ellen Lonsdale die Sirene
des Krankenwagens hörte. Sie war aufgeblieben, um auf ihren
Sohn zu warten. Langsam, zäh waren die Minuten vertropft. Es
war ungewöhnlich, daß Alex später als vereinbart nach Hause
kam. Seit einer halben Stunde hatte sich in Ellen das Gefühl
verdichtet, daß etwas passiert war. Und jetzt die Sirene eines
Krankenwagens! Wenig später war eine zweite Sirene zu
hören, dann eine dritte.
    Alex. Tief in ihrem Herzen wußte sie, daß die Krankenwagen für ihren Sohn ausgerückt waren.
Dann läutete das Telefon.
Es ist soweit, dachte sie. Sie rufen mich an, um mir zu sagen,
daß er tot ist. Mit bleiernen Füßen schleppte sie sich zum
Apparat. Zögernd nahm sie den Hörer ab.
»Hallo?«
»Ellen?«
»Ganz recht.«
»Hier spricht

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