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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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konnten Alex' Tod bewirken.
Mit traumwandlerischer Sicherheit prüfte Dr. Torres die
Zahlenreihen auf den Skalen, dann ging er zu einem der
Programmierer, der seinen Stuhl vom Arbeitstisch weggerückt
hatte.
»Gibt's Probleme?« erkundigte er sich.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Es sieht so aus, als ob
morgen alles perfekt laufen wird.«
»Wie oft haben Sie die Programme überprüft?«
»Fünfmal.«
»Wir können nicht vorsichtig genug sein«, sagte Dr. Torres.
In der Tat hätte er sich gewünscht, ihm hätten Monate zur
Verfügung gestanden, um die Computerprogramme vor dieser
wichtigen Operation wieder und wieder durchzuspielen. Aber
soviel Zeit gab es nicht. Nicht einmal genügend Zeit, um die
Schläfer aus den Spulen zu fischen.
Als er sich an jenem Abend schlafen legte, war er von einem
einzigen Gedanken beherrscht. Nichts auf der Welt ist perfekt,
kein Mensch und keine Maschine. Es kann immer irgend etwas
schiefgehen.
Nur mit Mühe gelang es ihm, die schlimme Vorahnung zu
verdrängen. Diesmal würde alles klappen! Hatte sich Ellen
Lonsdale denn nicht den besten Gehirnchirurgen der Welt für
ihren Sohn ausgesucht?
Es war fünf Uhr früh, als Ellen und Marsh mit ihrem Wagen
durch Palo Alto rollten. Der Ort lag noch im Dunkel der Nacht
gefangen, nur die Fenster von Dr. Torres' INSTITUT ZUR
ERFORSCHUNG DES MENSCHLICHEN GEHIRNS
warenbeleuchtet. Sie parkten den Wagen auf dem Vorplatz,
betraten das Gebäude und wurden in den Warteraum geführt,
den Marsh am Tag zuvor kennengelernt hatte.
Ellen wandte sich an die junge Krankenschwester in der
Rezeption. »Können wir vorher noch zu Alex?«
»Es tut mir leid, aber das wird nicht möglich sein. Ihr Sohn
liegt in einem Raum, der bereits steril ist. Die Gefahr, daß im
letzten Augenblick Keime eingeschleppt werden, ist zu groß.«
Die Tür zum Warteraum wurde aufgestoßen. Es war Valerie
Benson. »Warum müssen Operationen immer zu
nachtschlafender Zeit beginnen?« fragte sie fröhlich. Sie
durchquerte den Raum und begrüßte Ellen mit einer herzlichen
Umarmung. »Alles wird gutgehen«, flüsterte sie. »Wenn ich
nicht sicher wäre, daß nichts passieren kann, wäre ich gar nicht
erst aufgestanden. Du kannst also aufhören, dir Sorgen zu
machen, Ellen. Dein Sohn wird die Operation problemlos
überstehen.«
Ellen mußte lächeln, obwohl sie wirklich nicht zu Scherzen
aufgelegt war. Sie wußte, daß ihre Freundin eine notorische
Spätaufsteherin war. Valerie hatte ihr bei anderer Gelegenheit
sogar gestanden, daß dies auch der Grund für ihre Scheidung
gewesen sei. Ihr Mann hätte von ihr verlangt, daß sie ihm jeden
Morgen um neun das Frühstück zubereitete. »Wenn das keine
seelische Grausamkeit ist, was dann?« Wenn sie jetzt in aller
Frühe in die Klinik kam, so hatte sie sich selbst überwunden,
und Ellen war ihr dankbar dafür.
»Ist Marty schon da?« fragte die Freundin in ihre Gedanken
hinein.
»Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt kommt. Es ist noch so
früh.«
»Unsinn«, sagte Valerie. »Mir kommt's vor wie Mittag.« Sie
ging zu Marsh und drückte ihm einen flüchtigen Kuß auf die
Wange. »Alles okay?« fragte sie leise.
»Man hat uns leider keine Gelegenheit gegeben, Alex vor
der Operation noch einmal zu sehen«, sagte Marsh.
Valerie nickte. »Ich habe immer gesagt, dieser Raymond
Torres ist unmöglich. Ein genialer Chirurg, aber unmöglich.«
Ellens Augen verdunkelten sich. »Ich verzeihe ihm alles,
wenn er Alex helfen kann.«
»Du hast völlig recht, wenn du ihm verzeihst«, sagte Valerie.
»Wir alle sollten ihm verzeihen. Vielleicht hat er sich in den
letzten zwanzig Jahren ja auch zu seinem Vorteil verändert.
Mein Gott, wenn ich etwas mehr Grips hätte, würde ich ihn
heiraten! Immerhin besitzt er dieses fantastische Institut.«
»Du brauchst uns nicht mit deinen Spaßen aufzumuntern«,
sagte Ellen. »Wir werden die Sache auch so durchstehen.«
Valeries Lächeln zerfloß zu einer Grimasse. Sie zog ein
Taschentuch hervor und tupfte sich die Tränen aus den Augen.
»Es tut mir leid, daß ich so nervös bin«, sagte sie. »Ich habe
furchtbare Angst, daß irgend etwas schiefgeht. Gibt es denn
nichts, was ich hier tun kann?«
»Nichts, außer mir Gesellschaft zu leisten, Val. Mir ist
wichtig, daß ich dich, Marty und Carol während der Operation
in meiner Nähe habe.«
Es war in der Tat so, daß Ellen ihre Freundinnen jetzt nötiger
denn je brauchte.
Der längste Tag ihres Lebens hatte

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