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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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begonnen.
Siebtes Kapitel
    Es war halb elf an jenem Abend, als eine Krankenschwester
das Wartezimmer betrat. Niemand beachtete sie, auch Ellen
nicht. Den ganzen Tag über hatten hier ein reges Kommen und
Gehen geherrscht. Die meisten Freunde, die Ellen und ihren
Mann im Warteraum besuchten, waren nur eine Stunde
geblieben. Anders die Familie Cochran sowie Marty Lewis und
Valerie Benson, die jetzt zu später Stunde noch bei ihr waren.
Wer sich nicht hatte sehen lassen, war Cynthia Evans.
    Erst nachdem die Krankenschwester schon ein paar Sekunden lang vor ihr stand, bemerkte Ellen, daß das Mädchen
auf sie einredete.
    »Mrs. Lonsdale?« Ellen nickte. »Ich bin Susan Parker, die
Nachtschwester. Der Herr Doktor möchte Sie und Ihren Mann
in seinem Büro sprechen.«
    Ellen sah Marsh an. Er war aufgestanden und reichte ihr die
Hand. Ein paar Sekunden lang wußte sie nicht, was sie denken
sollte. Hatte Dr. Torres nicht gesagt, daß die Operation bis
Mitternacht dauern würde? Vielleicht... Sie mußte sich wohl
auf die Mitteilung gefaßt machen, daß Alex bei der Operation
gestorben war. »Ist er tot?« stammelte sie.
    Sie betraten Dr. Torres' Büro. Der Chirurg stand auf, um sie
zu begrüßen. Er schüttelte ihr die Hand. »Guten Morgen,
Ellen.«
    Sie war erstaunt, wie gut er aussah. Viel attraktiver, als sie
ihn in Erinnerung hatte. »Was ist mit Alex?« flüsterte sie. »Ist
er...?«
    »Er lebt«, sagte Dr. Torres. Seiner Stimme war anzuhören,
wie erschöpft er war. »Die Operation ist beendet, wir haben
Ihren Sohn auf die Beobachtungsstation gebracht. Er braucht
kein Atemgerät mehr, und er hat einen kräftigen Puls.«
    Ellen spürte, wie ihre Knie zitterten. Sie ließ sich von ihrem
Mann zu einem Sessel führen und nahm Platz. Sie hörte, wie
Marsh fragte: »Ist Alex schon aus der Bewußtlosigkeit
erwacht?« Als Dr. Torres mit einem Kopfschütteln antwortete,
befiel sie Verzweiflung.
    »Daß er noch bewußtlos ist, hat nicht viel zu bedeuten«,
sagte Dr. Torres. »Ich rechne damit, daß er frühestens morgen
aufwacht.«
»Und bis dahin werden wir keine Gewißheit haben, ob die
    Operation erfolgreich war«, fügte Marsh hinzu.
»Meine Prognose ist optimistisch«, sagte Dr. Torres. »Und
wenn ich so etwas sage, dann bedeutet es, daß Sie sich wirklich
Hoffnungen auf eine erhebliche Besserung seines Zustandes
machen können. Ich hatte Ihnen bei unserem Vorgespräch ja
dargelegt, was ich unter einem Erfolg beziehungsweise unter
einem Fehlschlag verstehe. Sollte Alex innerhalb der nächsten
sieben Tage sterben, dann nicht mehr an den
Gehirnverletzungen, die er bei seinem Unfall erlitten hat,
sondern aufgrund anderer Komplikationen, zum Beispiel an
einer Lungenentzündung oder an irgendeiner Virusinfektion.
Wir haben natürlich alle Vorkehrungen getroffen, um das
Risiko derartiger Komplikationen auf ein Minimum zu
senken.«
»Können wir den Jungen jetzt sehen?« fragte Ellen.
    Dr. Torres bejahte das. »Aber nur ganz kurz und nur durch
die Trennscheibe. Der Raum, in dem Ihr Sohn liegt, darf
vorläufig nur vom ärztlichen Personal betreten werden.« Marsh
wollte etwas einwenden, aber Dr. Torres ignorierte ihn.
»Schwester Susan wird Sie jetzt zum Nebenraum des Zimmers
bringen, in dem Ihr Sohn liegt. Danach sollten Sie nach Hause
fahren und sich ausschlafen. Morgen erfahren Sie dann von mir
alles, was noch zu sagen ist. Ich würde Sie bitten, morgen früh
ins Institut zu kommen. Ich habe vor, Sie Alex
gegenüberzustellen. Ich möchte prüfen, wie es mit seinem
Erinnerungsvermögen steht.«
    »Wird er uns wiedererkennen?« fragte Ellen.
»Ich denke, schon.« Dr. Torres erhob sich. »Wenn Sie mich
jetzt bitte entschuldigen, ich bin müde und werde mich
schlafen legen.«
Mit einiger Mühe erhob sich Ellen aus ihrem Sessel. Sie
reichte dem Chirurgen ihre Rechte. »Danke, Raymond«,
flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll...«
Mit einer brüsken Bewegung zog Dr. Torres seine Hand
zurück. »Sie brauchen mir nicht zu danken, Ellen«, sagte er.
»Dazu ist es noch zu früh. Es besteht immer noch die Gefahr,
daß Ihr Sohn nie wieder das Bewußtsein erlangt.« Dann war er
fort. Ellen blieb mit aschfahlem Gesicht zurück.
»Du mußt das nicht persönlich nehmen«, hörte sie Marsh
sagen. »Er wollte mit dieser Bemerkung nur klarstellen, daß
wir unsere Hoffnungen nicht zu hoch ansetzen dürfen.«
»Aber er hat doch auch gesagt, daß...«
»Er hat gesagt, daß

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