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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Kreuze auf die
Bögen gemalt, um die Sache irgendwie hinter sich zu bringen.
Ich fürchte, wir brauchen den Test gar nicht auszuzählen, weil
das Ergebnis eine Katastrophe ist.« Sie gab dem Dekan die
Bögen.
Dan Eisenberg legte eine Schablone über den Test. Aus den
ausgestanzten Feldern leuchteten ihm saubere schwarze
Häkchen entgegen. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und
schmunzelte.
»Hübsch ausgedacht«, sagte er. »Wirklich hübsch ausgedacht. Und jetzt sagen Sie mir bitte die Wahrheit! Alex sitzt
noch über dem Test. Stimmt's?«
Sie sah ihn entgeistert an. »Ich verstehe Sie nicht.«
»Sie wollten mich aufs Kreuz legen. Sie sind heute eine
Stunde früher zur Arbeit gekommen und haben die Bögen
schon für Alex ausgefüllt. Nun, fast hätten Sie mich getäuscht.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Der Dekan deutete auf die Schablone. Marge kam um den
Schreibtisch herum und sah ihm über die Schulter. »Ach du
meine Güte«, stammelte sie.
Eisenberg musterte sie aus den Augenwinkeln. Er war
überzeugt, daß seine Sekretärin jetzt in Lachen ausbrechen und
ihm den kleinen Schwindel gestehen würde. Dann aber
dämmerte ihm, daß es kein Schwindel war.
Alex Lonsdale hatte den Test mit null Fehlern bestanden.
»Verbinden Sie mich bitte mit Herrn Dr. Torres«, sagte der
Dekan zu seiner Sekretärin.
Marge Jennings kehrte ins Vorzimmer zurück, wo Alex saß.
Er blätterte in einer Zeitschrift, sah kurz auf und fuhr dann mit
seiner Lektüre fort.
»Alex?«
»Ja?« Er legte die Zeitschrift aus der Hand.
»Hat irgend jemand dir die Bögen vorher gezeigt?«
»Nein«, sagte Alex.
»Ich verstehe«, sagte Marge leise.
Aber natürlich hatte sie nichts verstanden.
Ellen warf einen nervösen Blick auf die Uhr. Inzwischen
bedauerte sie, daß sie Cynthia Evans gebeten hatte, sie mit
Maria Torres zusammenzubringen. Gewiß, sie brauchte eine
Haushälterin, und diese Frau schien für den Job geeignet. Vor
Alex' Unfall hätte Ellen nicht gezögert, Maria Torres für die
Arbeit anzuheuern. Aber nach dem Unfall war alles anders. Bei
der Frau, die in ihrem Haus staubsaugen und die
Waschmaschine bedienen sollte, handelte es sich immerhin um
die Mutter des Mannes, der Alex operiert hatte. Vielleicht war
es am besten, wenn sie dieser Person absagte. Andererseits
würde Maria nur an zwei Tagen in der Woche arbeiten. Die
alte Frau brauchte das Geld, das hatte Ellen von Cynthia
erfahren.
Ärgerlich war, daß sich Maria Torres gleich beim ersten Mal
verspätete. Ellen war in Eile. Sie war mit ihren Freundinnen
verabredet, die Marsh mit sexistischem Unterton als ›Mädchen‹
zu bezeichnen pflegte. Ich bin ungerecht, dachte sie. Ich selbst
bin es, die Marsh diese Ausdrucksweise nahegelegt hat. Es war
schwierig, die Freundinnen, mit denen sie in die Schule
gegangen war, als Frauen und nicht als Spielgefährtinnen zu
sehen.
Marty Lewis war die Ausnahme. Sie war wirklich nicht mehr
das, was man ein Mädchen nennen konnte. Vielleicht lag es
daran, daß ihr Mann trank. Alan war Alkoholiker, und Marty
litt darunter, weil sie ihren Mann liebte.
Die Jahre voller Streit und Sorgen hatten Marty zu ihrem
Nachteil verändert. Alan verlor eine Stellung nach der anderen,
so daß Marty einen Beruf ausüben mußte. Sie war die
Ernährerin der Familie. Ihr Mann hatte einige
Entziehungskuren hinter sich, aber ohne Erfolg. Früher oder
später begann er wieder zu trinken, und die Spirale des
Unglücks begann sich von neuem zu drehen. Schließlich war es
so weit gekommen, daß Marty sich mit der entstandenen Lage
abgefunden hatte. Ellen erinnerte sich, daß ihre Freundin vor
ein paar Jahren von Scheidung gesprochen hatte. Aber daraus
war nichts geworden. Inzwischen war sie eine Frau, die ihre
Probleme in Arbeit ertränkte. Wenn Ellen, Carol und Valerie
mit Marty zum Lunch zusammentrafen, war Martys Beruf das
Thema. Regelmäßig schwärmte sie ihren Freundinnen vor, wie
befriedigend und ausfüllend die von ihr verrichtete Tätigkeit
war.
»Mir macht die Arbeit wirklich Spaß«, das war ihre ständige
Redensart. »Überhaupt ist es ganz gut, daß es so gekommen ist.
Ich war nie eine gute Hausfrau, und jetzt, wo Kate groß ist,
habe ich auch genügend Zeit für den Beruf. Dem Kind geht
nichts ab. Früher habe ich immer in ständiger Angst vor Alans
nächstem Rückfall gelebt. Wenn er zu trinken begann, begann
ich Geld zur Seite zu legen. Ich wußte ja, daß er binnen
weniger Monate ohne Job sein würde.«
Ein reuiges Lächeln stahl sich in ihre

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