Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
sagte Ellen. »Er ist intelligent, aber er ist noch
nicht ganz von dem Unfall genesen. Ich bin sicher, daß
Raymond...«
Sie hielt inne, weil sie die Feindseligkeit spürte, die Marsh
gegenüber dem Mann empfand, der seinem Sohn das Leben
gerettet hatte. »Dr. Torres«, korrigierte sie sich, »ist in der
Lage, unserem Jungen zu helfen. Wir können dabei mitwirken,
indem wir die nötige Geduld aufbringen, auch wenn es uns
schwerfällt.« Sie zögerte, bevor sie den Gedanken weiter
spann. »Manchmal glaube ich, daß Alex unter alledem viel
mehr leidet als du und ich.«
Marsh zog sie an sich. »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß, daß
du recht hast, aber manchmal verliere ich die Beherrschung. Es
gibt einen guten Grund, warum Ärzte nie Mitglieder der
eigenen Familie behandeln sollen. Was mich angeht, ich habe
mich eben wirklich nicht wie ein guter Arzt benommen.«
Er gab sie frei und stand vom Sofa auf. »Ich werde mich
jetzt bei ihm entschuldigen.«
Er betrat Alex' Zimmer. Sein Sohn schlief. Er legte ihm die
Hand auf die Stirn. »Es tut mir leid, Alex«, flüsterte er. »Ich
habe falsch gehandelt.«
Alex bewegte sich im Schlaf. Die Hand seines Vaters
rutschte auf das Kissen.

Elftes Kapitel
    Es war am Samstagvormittag kurz nach neun, als Bob Carey,
der am Steuer des väterlichen Volvos saß, in den Bayshore
Freeway einbog. Alex und Lisa kauerten auf dem Rücksitz. Sie
passierten Redwood City, San Carlos und San Mateo, dann den
Flugplatz. Wenig später bog Bob vom Freeway ab und fädelte
sich in eine Straße ein, die landeinwärts führte.
»Wo fährst du hin?« fragte Kate Lewis. »Wir wollen nach
    San Francisco!«
»Wir fahren nur bis Daly City«, sagte Bob. »Dort nehmen
wir die U-Bahn bis ins Zentrum von San Francisco.«
»Die U-Bahn?« sagte Kate gequält. »Wer außer Bob möchte
noch mit der U-Bahn fahren?«
Bob kam seinen Kritikern zuvor. »Die U-Bahn ist doch eine
herrliche Sache«, sagte er. »Und außerdem werde ich nicht mit
dem Wagen meines Vaters in der Großstadt herumkurven.
Stellt euch vor, ich baue in San Francisco einen Unfall, und der
Name der Stadt erscheint in der Schadensmeldung. Wie soll ich
das meinem Vater erklären, dem ich erzählt habe, daß wir zum
Baden nach Santa Cruz gefahren sind? Er ist imstande und
verpaßt mir ein Jahr Stubenarrest. Dann geht es mir genauso
dreckig wie Carolin Evans, als sie mit ihrer Party aufflog.«
Kate wollte etwas entgegnen, aber Lisa ließ sie nicht zu
Worte kommen. »Er hat recht«, sagte sie. »Ich habe eine halbe
Stunde gebraucht, um meinen Eltern klarzumachen, daß wir
meine kleine Schwester unmöglich mit zum Baden nach Santa
Cruz nehmen können. Wenn aufkommt, daß wir statt dessen
nach San Francisco gefahren sind, haben wir alle ein riesiges
Problem. Und was die U-Bahn angeht, das sollten wir ruhig
einmal ausprobieren. Ich stelle mir das sehr spannend vor!«
Sie parkten den Wagen in Daly City. Vierzig Minuten später
waren sie im Zentrum von San Francisco. Alex warf einen
Blick in die Runde. Alles war genauso wie in dem Reiseführer,
den er studiert hatte, um die Fahrt vorzubereiten. »Wir könnten
das Cable Car bis Fisherman's Wharf nehmen«, schlug er vor.
Lisa war überrascht. »Woher weißt du, daß das Cable Car
nach Fisherman's Wharf fährt?«
Alex wußte nicht was er ihr antworten sollte. Schließlich
entdeckte er an dem Cable Car, das gerade gewendet hatte, die
Aufschrift ›Fisherman's Wharf‹. Er deutete auf das Schild:
»Dort steht's.«
Sie besuchten die Sehenswürdigkeiten im Umfeld der alten
Werft, dann fuhren sie nach Chinatown. Bald waren sie von
einem wahren Mahlstrom von Menschen umgeben. Sie ließen
sich treiben, bis Alex urplötzlich stehenblieb. Lisa sah ihn
fragend an, aber er beachtete sie nicht. Statt dessen starrte er
auf die Gesichter der Menschen, die in diesem Viertel lebten
und arbeiteten.
»Was hast du, Alex?« fragte sie. Bisher hatte sich ihr Freund
ganz unauffällig benommen. Er hatte ihr ein paar Fragen
gestellt, aber das war auch alles.
»Wer sind diese Menschen?« fragte Alex. »Sie sehen ganz
anders aus als wir.«
»Ich kann's nicht fassen«, stöhnte Bob Carey.
»Das sind Chinesen«, sagte Lisa. »Du darfst sie nicht so
anstarren, Alex. Das ist unhöflich.«
»Chinesen«, echote Alex. Er ging weiter. »Die Chinesen
wurden beim Bau der Eisenbahn eingesetzt«, sagte er unvermittelt. Dann: »Es waren die Eisenbahn-Magnaten Collis P.
Huntington und Leland Stanford, die Tausende von

Weitere Kostenlose Bücher