Das Kind der Stürme
sagte ich.
»Aber selbstverständlich.«
»Es kommt mir so vor, als wäre das hier ein Haus für eine Familie. Ein bequemes, angenehmes Haus, groß und hell. Die kleinen Mädchen mögen es sehr; sie fühlen sich hier sicher.«
Eamonn nickte in offensichtlicher Zustimmung, aber sein Blick war misstrauisch geworden.
»Der Herr eines solchen Hauses muss ein guter Verwalter sein«, fuhr ich fort. »Es ist makellos, schön und bequem. Es ist ein Haus – es ist ein Haus, das einer Frau Freude machen und ihre Kinder beherbergen soll. Und dennoch habt Ihr Euch entschieden, weder Frau noch Kinder zu haben. Das kommt mir merkwürdig vor.«
Er schwieg, und ich begann, meine mutigen Worte zu bedauern. »Es tut mir Leid, wenn ich Euch verärgert habe«, fügte ich hinzu.
Eamonn warf mir einen Blick zu, dann wandte er sich ein wenig ab. »Du sagst tatsächlich, was du denkst. Was Glencarnagh angeht – es war das Heim meines Großvaters, bevor es mir zufiel. Seamus Rotbart haben sie ihn genannt. Er hat, als er schon ziemlich alt war, ein zweites Mal geheiratet und dieses Haus hier neu eingerichtet, um seiner jungen Frau eine Freude zu machen. Es war immer ein schönes Heim. Ich lebe allerdings nicht hier; ich komme hin und wieder zu Besuch und habe Leute, die das Haus für mich verwalten. Mein eigentliches Haus ist sehr anders.«
»Eine Festung, umgeben von Marschland? Das hat man mir erzählt.«
»In der Tat. Du würdest es vielleicht für ein angemesseneres Heim für einen einsamen Mann in mittleren Jahren halten.«
»Dennoch, Ihr habt Euch entschlossen, Glencarnagh so zu lassen, wie es ist. Der Garten muss im Frühjahr wunderschön sein. Warum gebt Ihr Euch solche Mühe, wenn Ihr kaum hier seid, um es zu sehen?«
Wieder ein kurzes Schweigen. »Es gäbe eine leichte Antwort darauf. Ich könnte sagen, damit Leute wie du und meine Nichten es genießen können, wenn ihr zu Besuch kommt.«
»Aber?«
Er verzog das Gesicht. »Zählen die Gründe denn?«, fragte er. »Die Hoffnung stirbt, und dennoch macht man irgendwie weiter. Glencarnagh ist eine leere Hülse, Fainne. Ein Schrein für etwas, das nie geschehen konnte. Und dennoch kann ich mich nicht dazu bringen, es gehen zu lassen. Es wäre – es wäre wie der endgültige Tod der Träume. Träume, die schon längst begraben sein sollten.«
Ich starrte ihn an. »Das ist schrecklich«, brach es aus mir heraus, und alle Angst war von mir gewichen. »Wie könnt Ihr so etwas sagen?«
»Ich wollte doch nur«, sagte er leise und starrte den Wein in seinem Becher an, »ich wollte doch nur, was jeder vernünftige Mann will. Eine Frau, einen Sohn, ein Zuhause, Ländereien, die Möglichkeit, für meine Leute zu sorgen und meine Pflicht zu erfüllen. Ich habe nie etwas falsch gemacht, Fainne. Ich habe immer die Regeln befolgt. Und dann, mit einem Fingerschnippen, wurde es mir genommen, nicht von einem besseren Mann – das hätte ich verstanden –, sondern von einem Missetäter, der besser in der Wiege schon gestorben wäre, als je das Tageslicht zu sehen.« Er packte den Becher so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. »Man hat mir alles genommen, was zählte. Sogar die Möglichkeit zur Rache. Was noch schlimmer ist, ich wurde in ein schreckliches Bündnis mit einem Menschen gezwungen, den ich zutiefst verachte, und dennoch, ich halte dieses Haus hell und frisch, als schritte der Frühling durch seine Flure, selbst wenn der Schnee mitten im Winter auf den Feldern liegt. Als bestünde selbst jetzt noch eine Chance, dass sie zurückkäme.«
Ich war sprachlos. Ich saß still da, wartete darauf, dass mein Herzschlag langsamer wurde, und begriff, dass ich mich in mehr als einer Sache geirrt hatte. Großmutters kleine Tricks würden hier wohl nicht helfen, denn dieser Mann hatte immer nur eine einzige Frau gewollt, und das war eine, die er nicht haben konnte.
»Ihr – Ihr sprecht von meiner Tante Liadan, nicht wahr?«, fragte ich schließlich.
»Hat Sean dir das gesagt?«, fauchte er.
»Nein«, sagte ich so ruhig ich konnte. »Ich habe es erraten. Es wird, obwohl Ihr nur in Andeutungen sprecht, deutlich genug. Ihr könnt es kaum ertragen, wenn man ihren Namen ausspricht, und dennoch habt Ihr gerade gesagt, dass Ihr sie immer noch liebt.«
»Liebe?« Sein Ton war bitter. »Ich glaubte einmal, dass ich dieses Wort verstehe, aber das ist nicht mehr der Fall. Es gibt Geben und Nehmen zwischen Männern und Frauen. Vielleicht ist das alles. Es kann nicht Liebe gewesen sein,
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