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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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geheiratet?«
    »Die Liebe hat uns gefunden und uns überrascht«, sagte sie leise. »Ich habe ausschließlich aus Liebe geheiratet, Fainne. Wenn du diesen Mann siehst, wirst du ihn vielleicht für seltsam halten, für wild und ganz sicher nicht für einen würdigen Adligen wie Eamonn von Glencarnagh. Bran ist kein Mann, der das Gesetz und die Konventionen achtet, er respektiert nur die Regeln, die er selbst aufstellt. Und sein Aussehen trennt ihn so sehr von anderen wie sein Ruf. Aber er ist fünfzigmal mehr wert, als Eamonn es je war. Was zwischen uns ist, geht über Liebe hinaus, Fainne. Er ist mein Ehemann, mein Geliebter und mein Seelenfreund, derjenige, dem ich die tiefsten Geheimnisse verraten kann. Ich hoffe, dass auch du eines Tages die Freude haben wirst, einen solchen Gefährten zu finden, Fainne. Nichts ist besser als das.«
    Ich musste zugeben, dass Tante Liadan Charakter hatte. Ich schlief mit den Fingern in den Ohren ein, damit ich nicht hören und am Ende glauben würde, was sie sagte.
    Am nächsten Morgen waren wir nicht lange nach Einbruch der Morgendämmerung bereit aufzubrechen. Die Mädchen waren aufgeregt über diese Aussicht und schwatzten wie ein kleiner Vogelschwarm, bis Sean sie mit einer entschiedenen, aber freundlichen Warnung zum Schweigen brachte. Eamonn schien sich zurückgezogen zu haben. Was immer zwischen ihm und Onkel Sean besprochen worden war, hatte ihn nicht in gute Laune versetzt. Wir hatten nur einen kurzen Augenblick Zeit, als Sean uns den Rücken zudrehte und Liadan eine von Clodaghs ausführlichen Fragen beantwortete. Das kleine Pferd, das mich so tapfer hinter Aoife hergetragen hatte, war bereits für mich gesattelt; Eamonn sagte, ich könnte die Stute nach Hause reiten, da sie offenbar so gut zu mir passte. Ich konnte ja wohl kaum darauf hinweisen, dass sie nach ihrem nächtlichen Abenteuer vielleicht noch zu müde war. Nun stand ich neben dem Pferd, und Eamonn tat so, als richtete er etwas am Zügel. Er warf mir einen Blick zu, die Augen zusammengekniffen, die Miene angespannt.
    »Versprich mir«, flüsterte er, »versprich mir, dass du tun wirst, was du gesagt hast.«
    Mein Herz klopfte heftig. In seinem Blick stand Tod, eine Aussicht auf Schatten über Schatten. »Es ist ein Handel mit zwei Seiten, erinnert Ihr Euch?«, erklärte ich schaudernd. »Wie könnt Ihr nun Eure Seite einhalten?«
    »Du zweifelst an mir?« Eamonn packte meine Hand so fest, dass es wehtat. Ich zwang Schmerz und Angst in den Hintergrund und starrte zurück.
    »Ich werde meinen Teil des Abkommens einhalten, wenn ich mich darauf verlassen kann, dass Ihr das Gleiche tut«, erklärte ich ruhig. »Aber wenn mein Onkel diese Hochzeit nicht will, warum sollte ich mich für Euch in solche Gefahr bringen?«
    »Er wird sich nicht weigern.« In seinem Tonfall war kein Platz für Fragen. »Er wird tun, was ich will. Diese Dummköpfe begreifen nicht, welche Macht ich über sie habe. Seans Feldzug kann nicht ohne mich weitergehen. Ich werde den Bemalten Mann bekommen, und dich. Daran solltest du nicht zweifeln.«
    »Ich –«
    »Versprich es mir, Fainne!«
    Ich nickte und spürte, wie die Kälte über meinen Rücken kroch.
    »Sag es!«
    »Ich verspreche es. Bis zum Sommer werdet Ihr haben, was Ihr wollt.« Sein Griff lockerte sich, und er hob meine Hand hoch, um sie mit den Lippen zu streifen.
    »Und du ebenfalls«, murmelte er. »Und auch darauf werde ich mich sehr freuen, meine Liebe. Das Warten wird mich auf eine schwere Prüfung stellen.«
    Es sollte nicht allzu schwierig sein, dachte ich, solange er Leute wie Mhari in seinem Haus hatte. Aber ich verbiss mir lieber die Kommentare, die mir auf die Lippen sprangen.
    »Lebt wohl, Eamonn«, sagte ich, und dann war Tante Liadan neben uns und der Augenblick war zu Ende.
    »Das ist deine ganze Eskorte?« Eamonn ließ den Blick über die drei Männer in Seans Farben schweifen, die bereits auf ihren Pferden saßen, die vier kleinen Mädchen zwischen sich. »Das ist nicht angemessen. Ich bin verblüfft, dass ihr so ungeschützt unterwegs wart. Ich sollte lieber ein paar von meinen eigenen Leuten mitschicken.«
    Er warf Liadan einen Blick zu.
    »Das kannst du dir sparen«, sagte sie kühl, »ich habe meine eigenen Leute.«
    »Tatsächlich? Sind es Geschöpfe aus der Anderwelt, die sich unsichtbar machen können? Ich sehe keine Männer.«
    »Das sollst du auch nicht. Ich bin nie ungeschützt unterwegs, Eamonn. Dafür sorgt Bran schon.«
    Er starrte sie wortlos an.

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