Das Kind der Stürme
Darragh. Jetzt. Sofort.«
»Ah«, sagte er lässig, aber ich sah, wie seine Hand zitterte, als er sanft die Schnauze des Pferdes streichelte. »Ich denke nicht, dass ich das tun werde.«
»Du musst!«, zischte ich. »Du darfst nicht hier sein! Es wird alles verderben. Du musst sofort gehen! Ich kann es nicht tun, wenn du hier bist –«
»Was tun, Löckchen?«
»Tun, was ich tun muss. Bitte, Darragh, bitte, wenn ich dir auch nur das Geringste bedeute, dann solltest du schnell gehen, bevor … bevor …« Bevor Großmutter dich sieht. Ich konnte es nicht aussprechen.
»Nun, so einfach ist das nicht.«
»Warum nicht?« Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Darragh blickte auf und über die Schulter, und schließlich waren sie da, vier von ihnen, Johnny und Gareth, Godric und Corentin, bis an die Zähne bewaffnet. Sie alle hatten die Zeichen auf dem Gesicht, sie sahen alle aus, als wären sie bereit, auf der Stelle zu töten. In dieser Umgebung wirkte Darragh wie – er wirkte wie eine Lerche zwischen Raubvögeln, dachte ich. Vollkommen fehl am Platz. Selbst er musste das doch erkennen!
»Ein Freund von dir?«, fragte Johnny mit einem Lächeln, das nicht seine Augen erreichte.
»Ich kenne den jungen Mann tatsächlich ein wenig«, erklärte ich steif. »Von früher.«
»Und wie lautet dein Name?« Johnnys Blick war abschätzend. Ich hielt sein Verhalten für ein wenig seltsam. Hatte er nicht bereits mit Darragh gesprochen?
»Darragh, Sohn von Dan Walker aus Kerry.«
»Und was bringt dich in diesen Teil des Landes? Ich bin überrascht, dass du so weit gereist bist.«
Darragh warf mir einen Blick zu. »Man könnte sagen, dass ich eine alte Freundin besucht habe. Ich habe unterwegs einem Mann mit seinen Pferden geholfen und konnte mitfahren.«
Johnny sagte nichts dazu. Er wartete einfach nur. Hinter ihm bewegte sich Gareth ein wenig, und das leichte Kratzen von Metall war zu hören.
»Ich habe gehört«, sagte Darragh, »ich habe gehört, dass ihr hier Leute braucht. Für einen Feldzug. Ich bin gekommen, um meine Dienste anzubieten, wenn ihr mich wollt.«
»Was!«, rief ich entsetzt, bevor ich mich bremsen konnte. Johnnys Begleiter versuchten nicht einmal zu verbergen, wie amüsiert sie waren.
»Aha«, sagte Johnny höflich. »Und über welche Fähigkeiten, die wir hier brauchen könnten, verfügst du?«
»Keine!«, fauchte ich, bevor Darragh auch nur den Mund öffnen konnte. Meine Stimme war alles andere als fest. »Überhaupt keine! Dieser Mann kann nicht kämpfen, er weiß nicht, wie man eine Waffe benutzt, und er hat in seinem Leben noch niemanden getötet. Er wäre vollkommen nutzlos für euch; ich kenne ihn, ihr könnt mir glauben.«
Johnny sah mich ruhig an und schaute dann wieder zu Darragh hin. »Du hast gehört, was die Dame gesagt hat«, erklärte er. »Wir brauchen hier Krieger. Ich glaube nicht, dass wir Arbeit für dich haben, es sei denn, du verfügst über andere brauchbare Fähigkeiten.«
»Ich kann Dudelsack spielen«, sagte Darragh, »und ich kann gut mit Pferden umgehen. Krieger brauchen Pferde.«
»Diesmal nicht«, sagte Johnny. »Diesmal unternehmen wir unseren Feldzug zur See. Du kannst vielleicht hier auf dem Festland Arbeit in einem Stall finden, wenn du dich auskennst.«
»Nein.« Darraghs Stimme war voller Emotionen. Ich starrte ihn verblüfft an. Sah er denn nicht, wie unmöglich das war, wie dumm er wirkte? Hatte er vollkommen den Verstand verloren? »Das genügt mir nicht. Ich will nach drüben auf die Insel. Ich kann lernen, wie man kämpft. Ich werde schwer arbeiten. Du scheinst ein gerechter Mann zu sein. Gib mir zumindest eine Möglichkeit, mich zu bewähren.«
Johnny sah ihn von oben bis unten an. »Ich glaube nicht«, sagte er.
»Ach, stört es den feinen Herrn etwa, den Sohn eines Hausierers bei seiner Truppe zu haben? Ich schäme mich nicht dafür, zum fahrenden Volk zu gehören. Ich werde beweisen, was ich wert bin.«
»Auf Inis Eala«, sagte Johnny, der Darragh nun wirklich sehr neugierig ansah, »ist gleich, wer der Vater eines Mannes ist. Es geht darum, was er selbst zu bieten hat. Von woher kommst du?«
»Aus dem Westen. Aus Caenn na Mara.«
»Aha. Du gibst also nicht so leicht auf. Dennoch, wie meine Cousine hier sagt, du bist kein Kämpfer, und ein Musiker ist zwar angenehme Gesellschaft, gehört aber nicht zu meinen Prioritäten. Bist du sicher, dass es nichts anderes gibt, was du gut kannst?«
Sprich es nicht aus, Darragh, wollte ich ihn im Geist
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